Alle Fotos von Raphael Latzel, soweit nicht anders angegeben
Am Sonntag, den 04.02.2007, fand in
München im Gloria-Palast die Europapremiere der Snowboard-Doku
„LINES“ von Axel und Flora Pauporté statt.
Die Gäste waren ausschließlich geladen, und auch ich durfte mich zu dem auserwählten Kreise derer zählen, die in den Genuss einer der wenigen begehrten VIP-Karten kamen.
LINES ist eine sehr gelungene Dokumentation über Big Mountain Snowboarding, die extremste Variante des Freeride Snowboarding.
Am Tag nach der Premiere traf unser München-Korrespondent Raphael Latzel den Macher des Films und Snowboardpro Axel Pauporté zu einem Interview auf der ispo.
Axel Pauporté
boardmag: Warst du schon einmal in München?
Axel: Ja, schon ein paar Mal.
Wie gefällt es dir hier?
Ich bin gerne hier. Es ist schön,
sauber, modern und die Einstellung der Deutschen gefällt mir -
in der U-Bahn zum Beispiel wurde ich noch nie kontrolliert, das heißt
sie vertrauen einem.
...naja, es gibt schon viele
Kontrollen, du hattest eher Glück.
Ja, aber in Frankreich zum Beispiel ist
das anders. Da musst du dir bevor du einsteigst eine Fahrkarte
kaufen, weil du durch ein Drehkreuz gehen musst.
Flora und Axel Pauporté (links und mitte), die Person nebenan ist (mir) unbekannt
Wie viele Interviews hast du denn heute schon hinter dir?
Hmm, das waren jetzt 5 oder 6...
Ich habe dich gestern auf der Pleasure
Party gesehen. Wie lange bist du dort geblieben, wie hat es dir
gefallen?
Es war mehr ein „meet and greet“,
also ein paar Freunde treffen, mit ihnen ein paar Drinks trinken und
dann ab ins Hotel. Ich war ziemlich müde, da ich gestern erst
mit dem Flieger aus den Staaten gekommen bin. Und übermorgen
geht’s dann auch schon wieder ab nach Chamonix.
Du bist in Belgien geboren. Wie bist du
dort mit Snowboarden in Berührung gekommen?
Ich habe bereits früh Skifahren
gelernt und bin mit meiner Familie immer in Skiurlaub gefahren. Als
ich dann die ersten Snowboardfilme gesehen habe, war ich total
fasziniert. Da hat es mich gepackt und ich wollte das unbedingt auch
machen.
...ohne Worte... (oder auch "dekadent" ?!) Foto by Billabong
Würdest du sagen, dass snowboarden dein Leben damals verändert hat?
Auf jeden Fall. Nach zwei Jahren auf
der Uni habe ich mein Jura-Studium abgebrochen und bin nach Les Arcs
(Frankreich) gezogen. Es war für mich ein Traum, der Realität
wurde.
Wie bist du dann zum Freeriden
gekommen?
In Les Arcs traf ich Ronald Regius (den
Gründer und Inhaber von Apo Snowboards, Anm. d. Verf.) der mir
die Gegend zeigte und mich ins Team aufnahm.
Du surfst auch; auf deiner Homepage heißt es, dass du fast genauso gerne surfst, wie du Snowboard fährst. Was kam zuerst - Snowboarding oder Surfen?
Surfen ist für mich mehr so das
Spaß-Ding. Da meine Sponsoren (Billabong) in
Hossegor sitzen, kam ich sehr bald zum surfen. Aber snowboarden war
definitiv zuerst da.
Ist surfen für dich mehr eine
Sommerbeschäftigung?
Nein, nicht nur. Aber ich bin nicht so
gut, ich fahre nur weil es mir Spaß macht.
Du hast 1999 den „King of the Hill“
und 2000 den „Verbier Extreme“ gewonnen, die weltweit mit als die
härtesten Freeride-Contests angesehen werden; außerdem
hast du viele Parts in Snowboard Videos.
Jetzt hast du zusammen mit
deiner Frau deinen eigenen Dokumentarfilm über Big Mountain
Snowboarding gemacht – hast du noch weitere Ziele, die du erreichen
möchtest?
Seit 2000 bin ich keine Contests mehr
gefahren. Ich habe in dem Bereich alles erreicht, was ich erreichen
wollte. Seitdem konzentriere ich mich mehr aufs „shooten“, also
filmen und fotografieren, was für mich den wichtigeren Aspekt
darstellt. Und zwar sowohl vor als auch hinter der Kamera.
Wie bist du zum filmen und fotografieren gekommen? Und wann hast du damit angefangen?
Ich habe schon immer selber Fotos
gemacht, und hatte beim shooten ja ständig Filmer und Fotografen
um mich herum. Filmen hat mich von Anfang an interessiert und
fasziniert und vor etwa eineinhalb Jahren habe ich dann selber damit
angefangen.
Lass uns über deinen Film reden.
Ich habe ihn gestern auf der Premiere gesehen, und ich muss sagen, er hat mich
richtig begeistert. Ich finde er gewährt einen sehr guten
Einblick in Big Mountain Snowboarding und alles, was dazu gehört.
Was war das Hauptmotiv, das dich veranlasst hat, diesen Film zu
drehen?
Ich wollte dem Ganzen, dem Snowboarden,
etwas zurückgeben. Ich fahre jetzt über 15 Jahre Snowboard
– es ist mein Beruf und mein Leben. Wie für viele andere, ist
es auch für mich mehr als nur ein Sport. Mit dem Film möchte
ich einerseits zeigen, was mein Leben ausmacht und wie es aussieht,
aber auch den anderen Fahrern zu mehr Anerkennung, Aufmerksamkeit und
Sponsoren verhelfen. Weißt du, als Freerider hat man es oft
nicht leicht, Sponsoren zu finden, selbst wenn man sehr gut ist; es
ist oft viel schwieriger, als in den anderen Bereichen des
Snowboardens. Außerdem will ich mit dem Film vermitteln, dass
die Freerider nicht nur irgendwelche verrückten Stuntmen sind,
die sich die steilsten Hänge runterschmeißen, ohne vorher
zu überlegen. Dieses Bild haben leider viele Leute. Vielmehr
will ich zeigen, dass es ganz verschiedene Typen sein können,
die diesen Sport zu ihrem Leben gemacht haben, ihn lieben und das
Risiko, das sie eingehen, einschätzen können.
Zwar kein Rothaus, aber trotzdem das wohl beste Bier Bayerns (Eieiei, jetzt habe ich eine Todsünde begangen... Formulieren wir es lieber so: das wohl beste mir bekannte Bier Bayerns. Sind jetzt alle Lokalpatrioten zufrieden? Gut.) Foto by Billabong
Der Film behandelt auch Themen wie zum Beispiel die Angst, die man als Fahrer oft hat, bevor man in den Hang eindropt...
Ja, das ist finde ich ein sehr
wichtiges Thema, da die Angst auf jeden Fall dazu gehört. Ich
meine, wir sind auch nicht völlig angstfrei, nur weil wir Pros
sind.
Es ist auch sehr wichtig ein gewisses Maß an Angst zu
haben, damit man konzentriert und fokussiert bei der Sache bleibt.
Nur sollte man spätestens an der Stelle abbrechen, an der aus
einem gesunden Maß an Angst Panik wird.
Auf jeden Fall. Im Film geht es auch um
eine der größten Gefahren beim Big Mountain Snowboarding:
Lawinen. Bist du schon mal von einer Lawine erfasst, begraben oder
verletzt worden?
Ich bin schon oft in eine Lawine
geraten, allerdings meistens in die nicht ganz so gefährlichen
Lockerschneelawinen, den so genannten „Slush“. Die Gefahr an
diesen Lawinen besteht hauptsächlich darin, dass man leicht von
seiner Line abgebracht wird, und irgendwo landet, wo man ursprünglich
nicht langfahren wollte.
Dann ist es sehr wichtig dass man eine
Vorstellung davon hat, wo man sich im Hang befindet und wie die
Umgebung aussieht, sonst kann das üble Folgen haben.
Die erwartungsvolle Spannung ist zum greifen spürbar, findet ihr nicht auch?!
Hattest du oder jemand anderes aus dem
Team während der Dreharbeiten einen Lawinenunfall?
Ja, Travis hat es erwischt und das
haben wir dann auch gleich mit in den Film genommen.
Das war wieder mal eine nahezu
klassische Situation: Nico (Nicolas Müller) ist als erster in
den Hang gedropt und bei ihm lief alles glatt. Travis war der nächste
und hat eine richtig große, mächtige Lawine ausgelöst,
die ihn auch erfasst und begraben hat.
In so einem Fall ist es sehr
wichtig schnell zu handeln. Mit unserem Heli waren wir auch schnell
dort, und Travis hatte ziemliches Glück, da er nicht sehr tief
vergraben war und wir ihn schnell bergen konnten; schlimme
Verletzungen hat er auch nicht abgekriegt.
Haben die Dreharbeiten deine Sicht auf
die Dinge in irgendeiner Weise beeinflusst oder verändert?
Nein. Ich wäre gerne selber mehr
gefahren, das war’s dann aber auch. (grinst)
Die glücklichen Gewinner der 2 VIP-Karten aus der boardmag-Verlosung:
Dino O. aus München und Clarice aus Innsbruck
Welche technischen Mittel, welches
Filmformat habt ihr für den Filmdreh eingesetzt?
Die Actionaufnahmen sind auf 16mm
gefilmt, von Justin (Hostynek) und Brusti (Patrick Armbruster) von
Absinthe Films, die Material für ihren eigenen und für
unseren Film gedreht haben. Den Rest, also das ganze drumherum habe
ich auf HD (High Definition) gedreht, was für mich eine neue,
experimentelle Erfahrung war. Das schwierige daran waren Situationen
wie zum Beispiel die Drehs oben auf den Gipfeln, wo ich die anderen
vor ihrem Drop-In gefilmt habe; danach musste ich den gleichen Hang
nämlich auch runter, nur dass ich im Gegensatz zu den anderen
noch die Kamera plus Ausrüstung auf dem Rücken hatte.
(lacht)
Was würdest du sagen, war die
Europapremiere deines Films gestern hier in München ein Erfolg?
Welches Feedback hast du bislang bekommen?
Yeah, es war auf jeden Fall ein Erfolg
für mich, ich bin echt happy. Ich bin total gestoked, die Fahrer
sind gestoked, und ich habe bislang nur positives Feedback erhalten.
Es ist mir auch egal, ob der Film der breiten Masse gefällt oder
nicht – ich bin glücklich und zufrieden, die Fahrer sind es
auch, und das ist für mich das wichtigste.
Was genau, würdest du sagen, unterscheidet „LINES“ von anderen Snowboardfilmen, warum ist „LINES“ nicht bloß irgendein weiterer Snowboardfilm?
Naja, zum einen ist es ein
Dokumentarfilm, davon gibt es noch nicht so viele in diesem Bereich.
Außerdem ist es der erste Film, der sich nur mit dem Thema Big
Mountain Snowboarding, also ausschließlich mit Freeriding
beschäftigt
Und was meinst du dazu, dass es von
Jahr zu Jahr immer mehr Snowboardfilme gibt? Als normaler Verbraucher
würde ich da inzwischen ziemlich den Durchblick verlieren und
wüsste gar nicht mehr, welchen Film ich mir jetzt kaufen soll
und welchen nicht...
Ich finde das großartig, es pusht
die Leute und wirkt finde ich sehr progressiv auf den Sport ein. Und
wegen der Übersichtlichkeit finde ich liegt es an den Magazinen
und an den Shops, es dm Verbraucher zu erleichtern indem sie einen
guten Überblick geben und auf die guten Filme besonders
aufmerksam machen.
Licht an vs. Licht aus
Du hast bereits Filme gemacht – zusammen mit deiner Frau hast du die Filmproduktionsfirma „Quinta Films“ gegründet. Was kannst du mir über euer Filmprojekt „Pro-Files“erzählen?
„Pro-Files“ ist eine 6-teilige
Fernsehdokumentation über verschiedene Pros. Jede Folge
beschäftigt sich mit einer Person und geht 30 Minuten; mit dabei
sind Romain De Marchi und Tara Dakides, Steve Caballero und Tosh
Townend, Andy Irons und Taylor Knox.
Bislang war die Reihe nur in den Staaten zu sehen, aber vielleicht gibt es sie auch bald im europäischen Fernsehen zu sehen.
Und wie ist das mit der Beziehung zu deiner Frau – ist und war das nicht manchmal schwierig, wenn du so viel unterwegs bist? Ich meine, klar, ihr seid verheiratet, also scheint es zu klappen – aber ich stelle mir das in deinem Beruf nicht leicht vor, eine Beziehung zu führen...
Naja, was soll ich dazu sagen... Wir
sind ein gutes Team, und sie hat mich oft auf meinen Reisen
begleitet. Wir können sehr gut zusammenarbeiten, und dadurch,
dass wir beide unsere Jobs miteinander kombinieren können,
verbringen wir auch viel Zeit miteinander. Sie ist ein wahres
Organisationstalent und plant immer alles!
Axel bei seiner Ansprache kurz vor dem Filmstart: "...and I'd like to welcome my parents. When I told them the movie was about white powder, they were a little frightened first..."
Hat 'nen tollen Humor, der Kerl.
Was genau bedeutet Big Mountain
Snowboarding für dich?
Schau’ dir den Film an, dann weißt
du es! (lacht) Nein, im Ernst, es bedeutet für mich natürlich
eine ganze Menge – die letzten 15 Jahre hat es quasi mein Leben
bestimmt und ausgemacht, und für mich ist es definitiv die
wichtigste Seite des Snowboarding.
Freestyle Snowboarding zum Beispiel ist für mich ein Mix aus Skaten und Skifahren; mit dem Freeriden ist das anders. Es ist sozusagen „rein“, etwas ganz eigenes, besonderes. Für mich ist es das Ultimative.
Last Words?
„Be careful at the mountains. And do
not watch the film to do it in the same way!“*
*(Seid vorsichtig in den Bergen.
Und schaut euch nicht den Film an, um es uns nachzumachen!)
Axel @ Billabong Stand @ ispo 2007
Jep, that's MFM himself. Welcher? Der links natürlich.
Nein, Scherz - der in der Mitte mit der Beanie.
Nach der Party ging es mit dem extra gecharterten Partybus direkt zu den diversen ispo-Parties.
Der Bus hat zwar länger gebraucht, als es zu Fuß gedauert häte, aber egal.
Dem ersten, der den Typ mit Brille an der Bar erkennt, spendiere ich nächstes Mal ein Bier.
Axel & his wife Flora @ Billabong Stand @ ispo 2007
Axel wird von BILLABONG-Klamotten
gewärmt, hat APO Snowboards und VANS Footwear an den Füßen,
ELECTRIC Eyewear vor den Augen, NIXON Watches am Handgelenk, und URGE
Helme auf dem Kopf.
Mehr Info zum Film gibts auf www.linesthefilm.com
oder auf Boardmag: Ankündigung und Gewinnspiel