INTERVIEW mit Axel Pauporté und Nachbericht zur LINES-Europapremiere

  • Boardmag
  • 27.03.2007


Alle Fotos von Raphael Latzel, soweit nicht anders angegeben


Am Sonntag, den 04.02.2007, fand in München im Gloria-Palast die Europapremiere der Snowboard-Doku „LINES“ von Axel und Flora Pauporté statt.

Die Gäste waren ausschließlich geladen, und auch ich durfte mich zu dem auserwählten Kreise derer zählen, die in den Genuss einer der wenigen begehrten VIP-Karten kamen.


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Billabong hat - wie man sieht - weder Mühen noch Kosten gescheut... Foto by Billabong

LINES ist eine sehr gelungene Dokumentation über Big Mountain Snowboarding, die extremste Variante des Freeride Snowboarding.

Am Tag nach der Premiere traf unser München-Korrespondent Raphael Latzel den Macher des Films und Snowboardpro Axel Pauporté zu einem Interview auf der ispo.

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Axel Pauporté

 

boardmag: Warst du schon einmal in München?


Axel: Ja, schon ein paar Mal.



Wie gefällt es dir hier?


Ich bin gerne hier. Es ist schön, sauber, modern und die Einstellung der Deutschen gefällt mir - in der U-Bahn zum Beispiel wurde ich noch nie kontrolliert, das heißt sie vertrauen einem.



...naja, es gibt schon viele Kontrollen, du hattest eher Glück.


Ja, aber in Frankreich zum Beispiel ist das anders. Da musst du dir bevor du einsteigst eine Fahrkarte kaufen, weil du durch ein Drehkreuz gehen musst.

 

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Flora und Axel Pauporté (links und mitte), die Person nebenan ist (mir) unbekannt 

 

Wie viele Interviews hast du denn heute schon hinter dir?


Hmm, das waren jetzt 5 oder 6...



Ich habe dich gestern auf der Pleasure Party gesehen. Wie lange bist du dort geblieben, wie hat es dir gefallen?


Es war mehr ein „meet and greet“, also ein paar Freunde treffen, mit ihnen ein paar Drinks trinken und dann ab ins Hotel. Ich war ziemlich müde, da ich gestern erst mit dem Flieger aus den Staaten gekommen bin. Und übermorgen geht’s dann auch schon wieder ab nach Chamonix.



Du bist in Belgien geboren. Wie bist du dort mit Snowboarden in Berührung gekommen?


Ich habe bereits früh Skifahren gelernt und bin mit meiner Familie immer in Skiurlaub gefahren. Als ich dann die ersten Snowboardfilme gesehen habe, war ich total fasziniert. Da hat es mich gepackt und ich wollte das unbedingt auch machen.

 

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  ...ohne Worte... (oder auch "dekadent" ?!) Foto by Billabong

 

Würdest du sagen, dass snowboarden dein Leben damals verändert hat?


Auf jeden Fall. Nach zwei Jahren auf der Uni habe ich mein Jura-Studium abgebrochen und bin nach Les Arcs (Frankreich) gezogen. Es war für mich ein Traum, der Realität wurde.



Wie bist du dann zum Freeriden gekommen?


In Les Arcs traf ich Ronald Regius (den Gründer und Inhaber von Apo Snowboards, Anm. d. Verf.) der mir die Gegend zeigte und mich ins Team aufnahm.

 

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Der Gloria-Palast am Stachus im Herzen Münchens war definitiv eine mehr als würdige Location für die Premiere...
 

Du surfst auch; auf deiner Homepage heißt es, dass du fast genauso gerne surfst, wie du Snowboard fährst. Was kam zuerst - Snowboarding oder Surfen?


Surfen ist für mich mehr so das Spaß-Ding. Da meine Sponsoren (Billabong) in Hossegor sitzen, kam ich sehr bald zum surfen. Aber snowboarden war definitiv zuerst da.

 


Ist surfen für dich mehr eine Sommerbeschäftigung?


Nein, nicht nur. Aber ich bin nicht so gut, ich fahre nur weil es mir Spaß macht.



Du hast 1999 den „King of the Hill“ und 2000 den „Verbier Extreme“ gewonnen, die weltweit mit als die härtesten Freeride-Contests angesehen werden; außerdem hast du viele Parts in Snowboard Videos.
Jetzt hast du zusammen mit deiner Frau deinen eigenen Dokumentarfilm über Big Mountain Snowboarding gemacht – hast du noch weitere Ziele, die du erreichen möchtest?


Seit 2000 bin ich keine Contests mehr gefahren. Ich habe in dem Bereich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Seitdem konzentriere ich mich mehr aufs „shooten“, also filmen und fotografieren, was für mich den wichtigeren Aspekt darstellt. Und zwar sowohl vor als auch hinter der Kamera.

 

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das "VIP-Treatment" oder auch "Freisaufen und Snacks"

 

Wie bist du zum filmen und fotografieren gekommen? Und wann hast du damit angefangen?


Ich habe schon immer selber Fotos gemacht, und hatte beim shooten ja ständig Filmer und Fotografen um mich herum. Filmen hat mich von Anfang an interessiert und fasziniert und vor etwa eineinhalb Jahren habe ich dann selber damit angefangen.

 


Lass uns über deinen Film reden. Ich habe ihn gestern auf der Premiere gesehen, und ich muss sagen, er hat mich richtig begeistert. Ich finde er gewährt einen sehr guten Einblick in Big Mountain Snowboarding und alles, was dazu gehört.
Was war das Hauptmotiv, das dich veranlasst hat, diesen Film zu drehen?


Ich wollte dem Ganzen, dem Snowboarden, etwas zurückgeben. Ich fahre jetzt über 15 Jahre Snowboard – es ist mein Beruf und mein Leben. Wie für viele andere, ist es auch für mich mehr als nur ein Sport. Mit dem Film möchte ich einerseits zeigen, was mein Leben ausmacht und wie es aussieht, aber auch den anderen Fahrern zu mehr Anerkennung, Aufmerksamkeit und Sponsoren verhelfen. Weißt du, als Freerider hat man es oft nicht leicht, Sponsoren zu finden, selbst wenn man sehr gut ist; es ist oft viel schwieriger, als in den anderen Bereichen des Snowboardens. Außerdem will ich mit dem Film vermitteln, dass die Freerider nicht nur irgendwelche verrückten Stuntmen sind, die sich die steilsten Hänge runterschmeißen, ohne vorher zu überlegen. Dieses Bild haben leider viele Leute. Vielmehr will ich zeigen, dass es ganz verschiedene Typen sein können, die diesen Sport zu ihrem Leben gemacht haben, ihn lieben und das Risiko, das sie eingehen, einschätzen können.

 

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Zwar kein Rothaus, aber trotzdem das wohl beste Bier Bayerns (Eieiei, jetzt habe ich eine Todsünde begangen... Formulieren wir es lieber so: das wohl beste mir bekannte Bier Bayerns. Sind jetzt alle Lokalpatrioten zufrieden? Gut.) Foto by Billabong

 

Der Film behandelt auch Themen wie zum Beispiel die Angst, die man als Fahrer oft hat, bevor man in den Hang eindropt...


Ja, das ist finde ich ein sehr wichtiges Thema, da die Angst auf jeden Fall dazu gehört. Ich meine, wir sind auch nicht völlig angstfrei, nur weil wir Pros sind.
Es ist auch sehr wichtig ein gewisses Maß an Angst zu haben, damit man konzentriert und fokussiert bei der Sache bleibt. Nur sollte man spätestens an der Stelle abbrechen, an der aus einem gesunden Maß an Angst Panik wird.

 


Auf jeden Fall. Im Film geht es auch um eine der größten Gefahren beim Big Mountain Snowboarding: Lawinen. Bist du schon mal von einer Lawine erfasst, begraben oder verletzt worden?


Ich bin schon oft in eine Lawine geraten, allerdings meistens in die nicht ganz so gefährlichen Lockerschneelawinen, den so genannten „Slush“. Die Gefahr an diesen Lawinen besteht hauptsächlich darin, dass man leicht von seiner Line abgebracht wird, und irgendwo landet, wo man ursprünglich nicht langfahren wollte.
Dann ist es sehr wichtig dass man eine Vorstellung davon hat, wo man sich im Hang befindet und wie die Umgebung aussieht, sonst kann das üble Folgen haben.


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 Die erwartungsvolle Spannung ist zum greifen spürbar, findet ihr nicht auch?!


Hattest du oder jemand anderes aus dem Team während der Dreharbeiten einen Lawinenunfall?


Ja, Travis hat es erwischt und das haben wir dann auch gleich mit in den Film genommen.

Das war wieder mal eine nahezu klassische Situation: Nico (Nicolas Müller) ist als erster in den Hang gedropt und bei ihm lief alles glatt. Travis war der nächste und hat eine richtig große, mächtige Lawine ausgelöst, die ihn auch erfasst und begraben hat.
In so einem Fall ist es sehr wichtig schnell zu handeln. Mit unserem Heli waren wir auch schnell dort, und Travis hatte ziemliches Glück, da er nicht sehr tief vergraben war und wir ihn schnell bergen konnten; schlimme Verletzungen hat er auch nicht abgekriegt.

 


Haben die Dreharbeiten deine Sicht auf die Dinge in irgendeiner Weise beeinflusst oder verändert?


Nein. Ich wäre gerne selber mehr gefahren, das war’s dann aber auch. (grinst)

 

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Die glücklichen Gewinner der 2 VIP-Karten aus der boardmag-Verlosung:
Dino O. aus München und Clarice aus Innsbruck
 


Welche technischen Mittel, welches Filmformat habt ihr für den Filmdreh eingesetzt?


Die Actionaufnahmen sind auf 16mm gefilmt, von Justin (Hostynek) und Brusti (Patrick Armbruster) von Absinthe Films, die Material für ihren eigenen und für unseren Film gedreht haben. Den Rest, also das ganze drumherum habe ich auf HD (High Definition) gedreht, was für mich eine neue, experimentelle Erfahrung war. Das schwierige daran waren Situationen wie zum Beispiel die Drehs oben auf den Gipfeln, wo ich die anderen vor ihrem Drop-In gefilmt habe; danach musste ich den gleichen Hang nämlich auch runter, nur dass ich im Gegensatz zu den anderen noch die Kamera plus Ausrüstung auf dem Rücken hatte. (lacht)

 

 


Was würdest du sagen, war die Europapremiere deines Films gestern hier in München ein Erfolg? Welches Feedback hast du bislang bekommen?


Yeah, es war auf jeden Fall ein Erfolg für mich, ich bin echt happy. Ich bin total gestoked, die Fahrer sind gestoked, und ich habe bislang nur positives Feedback erhalten. Es ist mir auch egal, ob der Film der breiten Masse gefällt oder nicht – ich bin glücklich und zufrieden, die Fahrer sind es auch, und das ist für mich das wichtigste.

 

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Natürlich waren auch jede Menge VIPs aus Freiburg anwesend, so u.a. Beate P. (Bild links), Klaus D. (Bild rechts); aber auch Exilfreiburger oder sog. "freiburger Münchner" wie Phil T. und seine Freundin Steffi oder Simon K. ließen sich die Gelegenheit selbstverständlich nicht entgehen und sorgten gleichzeitig für ein angemessenes Verhältnis an Freiburgern im Kinosaal (mich eingeschlossen waren es immerhin 8)

 

Was genau, würdest du sagen, unterscheidet „LINES“ von anderen Snowboardfilmen, warum ist „LINES“ nicht bloß irgendein weiterer Snowboardfilm?


Naja, zum einen ist es ein Dokumentarfilm, davon gibt es noch nicht so viele in diesem Bereich. Außerdem ist es der erste Film, der sich nur mit dem Thema Big Mountain Snowboarding, also ausschließlich mit Freeriding beschäftigt



Und was meinst du dazu, dass es von Jahr zu Jahr immer mehr Snowboardfilme gibt? Als normaler Verbraucher würde ich da inzwischen ziemlich den Durchblick verlieren und wüsste gar nicht mehr, welchen Film ich mir jetzt kaufen soll und welchen nicht...


Ich finde das großartig, es pusht die Leute und wirkt finde ich sehr progressiv auf den Sport ein. Und wegen der Übersichtlichkeit finde ich liegt es an den Magazinen und an den Shops, es dm Verbraucher zu erleichtern indem sie einen guten Überblick geben und auf die guten Filme besonders aufmerksam machen.

 

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Licht an vs. Licht aus 

 

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Du hast bereits Filme gemacht – zusammen mit deiner Frau hast du die Filmproduktionsfirma „Quinta Films“ gegründet. Was kannst du mir über euer Filmprojekt „Pro-Files“erzählen?


„Pro-Files“ ist eine 6-teilige Fernsehdokumentation über verschiedene Pros. Jede Folge beschäftigt sich mit einer Person und geht 30 Minuten; mit dabei sind Romain De Marchi und Tara Dakides, Steve Caballero und Tosh Townend, Andy Irons und Taylor Knox.

Bislang war die Reihe nur in den Staaten zu sehen, aber vielleicht gibt es sie auch bald im europäischen Fernsehen zu sehen.



Und wie ist das mit der Beziehung zu deiner Frau – ist und war das nicht manchmal schwierig, wenn du so viel unterwegs bist? Ich meine, klar, ihr seid verheiratet, also scheint es zu klappen – aber ich stelle mir das in deinem Beruf nicht leicht vor, eine Beziehung zu führen...


Naja, was soll ich dazu sagen... Wir sind ein gutes Team, und sie hat mich oft auf meinen Reisen begleitet. Wir können sehr gut zusammenarbeiten, und dadurch, dass wir beide unsere Jobs miteinander kombinieren können, verbringen wir auch viel Zeit miteinander. Sie ist ein wahres Organisationstalent und plant immer alles!

 

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Axel bei seiner Ansprache kurz vor dem Filmstart: "...and I'd like to welcome my parents. When I told them the movie was about white powder, they were a little frightened first..."
Hat 'nen tollen Humor, der Kerl.
 


Was genau bedeutet Big Mountain Snowboarding für dich?


Schau’ dir den Film an, dann weißt du es! (lacht) Nein, im Ernst, es bedeutet für mich natürlich eine ganze Menge – die letzten 15 Jahre hat es quasi mein Leben bestimmt und ausgemacht, und für mich ist es definitiv die wichtigste Seite des Snowboarding.

Freestyle Snowboarding zum Beispiel ist für mich ein Mix aus Skaten und Skifahren; mit dem Freeriden ist das anders. Es ist sozusagen „rein“, etwas ganz eigenes, besonderes. Für mich ist es das Ultimative.



Last Words?


„Be careful at the mountains. And do not watch the film to do it in the same way!“*


*(Seid vorsichtig in den Bergen.

Und schaut euch nicht den Film an, um es uns nachzumachen!)


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Axel @ Billabong Stand @ ispo 2007

 

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Jep, that's MFM himself. Welcher? Der links natürlich.
Nein, Scherz - der in der Mitte mit der Beanie. 

 

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Nach der Party ging es mit dem extra gecharterten Partybus direkt zu den diversen ispo-Parties.
Der Bus hat zwar länger gebraucht, als es zu Fuß gedauert häte, aber egal.
Dem ersten, der den Typ mit Brille an der Bar erkennt, spendiere ich nächstes Mal ein Bier.

 

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 Axel & his wife Flora @ Billabong Stand @ ispo 2007

 

Axel wird von BILLABONG-Klamotten gewärmt, hat APO Snowboards und VANS Footwear an den Füßen, ELECTRIC Eyewear vor den Augen, NIXON Watches am Handgelenk, und URGE Helme auf dem Kopf.

Mehr Info zum Film gibts auf www.linesthefilm.com

 

oder auf Boardmag: Ankündigung und Gewinnspiel


 

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