Interview mit Stephan Risch

  • Boardmag
  • 03.12.2010


Der Münchener Stephan Risch hat sein ersten Downhill Event 2003 veranstaltet - den Almabtrieb. Heute hat er insgesamt vier Weltmeisterschaften und drei World Cups organisiert.
 


Stephan, wenn du ein Rennen organisierst was sind die ersten Fragen, die dir durch den Kopf schießen?


Wenn ich mich in eine Strecke verliebt habe, frage ich mich als erstes; ist sie Zuschauerfreundlich, haben sie einen guten Blick auf die entscheidenden Kurven und Speed-Parts? Vielleicht sogar über mehrere Kurven hinweg. Ganz wichtig ist auch die Infrastruktur: kommen alle gut zur Strecke, wie sieht es mit den Zug- und Busverbindungen aus, gibt's da Strom und Wasser? Ist die Strecke in der Nähe einer Großstadt? Wo kann ich ein großes Zelt aufbauen? Wo können die Fahrer zelten wo die Zuschauer parken? Infrastruktur und Logistik sind sehr entscheidend.


Wie kam in der Vergangenheit der Kontakt zu den Anwohnern und Kommunen zustande?


Wenn wir eine Strecke gefunden hatten, die wir gut fanden, kamen die Anwohner auf uns zu. Wir wurden dann schon fast genötigt: „ja machts doch mal ein Rennen".  Wir haben ja auch immer erzählt, dass wir schon häufiger Rennen veranstaltet haben und....na ja, dann haben wir schnell den Namen des Bürgermeister bekommen und den einfach angerufen. Dann, haben wir uns privat vorgestellt und erzählt was wir vorhaben. Später wurden wir zu offiziellen Treffen mit dem Gemeinderatsvorsitzenden, Tourismusverband und anderen Amts-Vorsitzenden eingeladen und das ist immer recht unproblematisch gelaufen. Die Meisten sind am Anfang immer skeptisch, weil sie Downhill-Skateboarden ja auch nicht kennen. Die Resonanz ist immer von Region zu Region unterschiedlich, aber nach den Events sind alle immer begeistert.


Wann fängt die Planungsphase in der Regel an?


Das ist ganz verschieden, je nach dem wie groß man den Event macht. Das Beste ist, wenn man so im August anfängt die Gemeinden anzugehen und auch wenn man Sponsoren finden will. Weil, die machen ihre ganze Planung für das nächste Jahr immer so zum Ende des Jahres. Im Herbst ist die beste Zeit diese Sponsorengeschichte in Gang zu bringen, damit die großen Firmen sagen können: okay da und da haben wir das oder das Budget frei.


Wie wird so eine Veranstaltung finanziert?


Ja, das ist immer das Schwierigste. Wir hatten beim letzten Almabtrieb keine Sponsoren, beim vorletzten auch nicht. Davor haben wir mit Red Bull groß angefangen, das war natürlich ideal. Die haben uns aber leider nach dem zweiten Mal gesagt, dass sie in diesem Rahmen Veranstaltungen höchsten drei Mal unterstützen. Ohne Sponsoren ist das wahnsinnig schwierig. Man kann es auch über die Gemeinde versuchen, beim Tourismusverband oder der Region, da ist öfter mal die Möglichkeit Geld zu bekommen. Es ist halt stark vom Veranstalter abhängig wie gut er sein Produkt präsentieren kann um Geld aufzustellen. Ohne Sponsoren muss man halt alles über die Startgebühr decken, aber da kommt einiges zusammen: Strohballen, Krankenwägen, Shuttlebusse und und und, das muss man halt gut kalkulieren. Besonders bei den Strohballen sollte man genau schauen. Da gibt's ganz unterschiedliche Preise und auch Möglichkeiten sie nach einem Event weiter zu verkaufen. Sie müssen nur trocken sein, sonst sind sie für die Landwirte nicht interessant. Dafür wickeln wir sie immer in Siloplane oder Baufolie ein. Ganz wichtig ist auch, dass man sich irgendwie einen Puffer schafft, ob jetzt durch Sponsoren oder anderen Geldquellen.


Was ist mit Versicherungen?

Ja, Versicherungen gibt's natürlich. Ich hab immer so ne Veranstalterversicherung aus München, die nur so Sport Events versichern. Da sind natürlich Zuschauer gedeckt und sämtliche Haftungsansprüche wie z.B. bei Sachschäden. Die Fahrer müssen alle einen Haftungsausschluss unterschreiben, dass sie praktisch alles auf eigene Gefahr machen.


Was ist eine optimale Teamgröße?


Ich finde: je mehr desto besser. Was ich ganz wichtig finde, ist ein guter Renndirektor. Der kümmert sich um das logistische: er koordiniert die Streckenposten, checkt das die Zeitmessanlage läuft,  kümmert sich um die Beschallung, nimmt mir einfach immer sehr viel Arbeit ab. Da kann ich den Namen „Eimer" erwähnen, der für mich bei den Events nicht weg zu denken ist. Aber grundsätzlich steh ich halt sehr auf Teams, man wächst ja auch zusammen und auch wenn´s Zoff gibt, das gehört dazu und na ja... der Eine macht mehr der Andere weniger.


Wenn das Rennen läuft, was ist Orga.-technisch noch zu tun?

Im Grunde bist du von morgens bis abends der Ansprechpartner für alle und du stehst unter Dauerstrom. Aber, wichtig finde ich einen guten Kontakt zu den Anwohnern zu haben. Man muss halt dafür sorgen, dass sie auch während des Rennens gut nach Hause kommen oder, wenn da mal beschwerden kommen, wegen der Party, die gestern zu laut war.  Man will ja auch vielleicht nächstes Jahr wieder kommen und auch einen guten Eindruck hinterlassen. Ansonsten, wie gesagt, dein Handy klingelt die ganze Zeit und Fahrer, Rennbüro, Gemeinde, Presse, einfach alle wollen ständig was von dir.


Wenn es dann Regnet, wie gehst du damit um?


Mein Gott, das ist ein Event und da steckst du nie drin. Wenns regnet wird dann trotzdem gefahren, dann sucht man den Bereich aus, der am sichersten ist dann fängt man weiter unten an, dass man die Hochgeschwindigkeits-Parts raus lässt. Na ja, das hatten wir ja zum Glück erst ein Mal, beim ersten Almabtrieb, ansonsten toi, toi, toi.


Was ist der unterschied zwischen einem gelungenen Event und einem scheiß Event?


Jeder Event ist gut! Scheiße kanns nur werden, wenn es die ganze Zeit regnet, dann braucht man halt ein gutes Zelt zum Feiern. Das Einzige ist wirklich, wenn der Ton nicht stimmt. Wenn man einfach zu gestresst ist und irgendwie dampf ablassen muss, dann geht man halt hinters Zelt und, wenn die Stimmung schlecht ist sollte man darauf achten, dass es nicht auf die Fahrer überschwappt.


Was ist bei den Events dein schönster Moment?

Als Erster die Strecke fahren zu dürfen, wenn sie dann gesichert ist. Meistens kennt man ja die Strecke, aber dann die Optimallinie fahren zu können und zu wissen, da kommt kein Gegenverkehr. Das ist immer der Leckerbissen...Und natürlich wenn der letzte Fahrer runter ist, das Rennen dicht und wir alle Disziplinen durchgebracht haben. Dann bin ich entspannt und kann den Samstagabend genießen.