Konfrontation, Realisation, Relaxation
Viel ist passiert seit dem letzten Bericht, wir melden uns aus Besançon. Die sengende Hitze ist inzwischen einer drückenden Schwüle gewichen, die allerdings keinen Deut angenehmer ist. Es folgt ein kurzer Abriss und ein Reümee über die vergangenen Tage..
morgens in cernay
Der zweite Tag beginnt mit dem Weckruf von YOU.FM aus Hessen. Gleich nach dem Aufstehen bauen wir das Nachtcamp ab, frühstücken und rollen los Richtung Belfort. Bis wir unseren Weg durch das verzwickte Industrieviertel von Cernay geschlagen haben ist es bereits 11:00 Uhr und die Sonne drückt kräftig. Wir kämpfen uns bergauf, von einem Hügel zum nächsten, müssen jedoch gegen 14:00 Uhr einsehen, dass wir in der Mittagshitze nicht mehr weiter kommen - es ist einfach unmenschlich heiß! An einem schattigen Rastplatz machen wir Halt und treffen auf einen älteren Herren, der uns rät nur früh morgens und Abends zu fahren. Außerdem besteht er fast darauf, uns mit nach Montbèlliard an den Doubs zu nehmen. In Anbetracht der noch ausstehenden 30km dorthin und Temperaturen über 35° C nehmen wir dieses Angebot dankend an, wenn auch mit einer Wehmutsträne, bereits am 2. Tag in ein Auto zu steigen.. Allerdings haben wir nie den Anspruch erhoben jeden Kilometer mit dem Brett zu fahren, schon gar nicht bergauf!
sengende hitze..
Angekommen in Montbélliard, versorgen wir uns am Office de Tourisme mit Kartenmaterial, Elektrizität und Wasser. Wir kaufen für die Nacht und das Frühstück ein, denn wir planen – nach der mittäglichen Frustration – noch eine Abendetappe einzulegen und in die Dunkelheit zu pushen. Da der Fernwander-Radweg Nantes ↔ Budapest durch das Doubstal verläuft, erwarten uns gut geteerte und wohl gepflegte Radwege ganz ohne Verkehr. So rollen wir noch 15 Kilometer entlang des Doubs und schlagen im Wald das zweite Nachtcamp auf.
nachtcamp nr. 2 bei lougres
Am nächsten Morgen brechen wir erheblich früher auf und sind schon um 09:00 Uhr auf den Brettern. Mit einem leichten Rückenwind geht es nun talwärts, immer entlang des Doubs. Die Leichtigkeit des morgens wir getrübt, als Simon wenige Meter vor mir aus dem Nichts heraus einen Abgang hinlegt! Doch nix passiert, er zeigt sich tapfer und die gute Holzbrille ist auch noch heile. Trotzdem sind die Knie offen und das Handgelenk leicht geprellt.. Zum Glück hat uns der Boardshop Freiburg mit Safetygear ausgerüstet und zum Glück waren wir nicht schnell! Ohne Helm und bei größerer Geschwindigkeit, wäre unsere Reise bereits hier geendet..
Die schattigen Passagen unter Bäumen und unsere gut laufenden Arbor-Straßenkreuzer lassen ein gutes Vorankommen zu, doch ab halb Eins wird es wieder unerträglich. Wir müssen unterbrechen um uns an den Ufern des Doubs abzukühlen und Schutz vor der Mittagshitze suchen. Am Nachmittag läuft in Baume-les-Dames die selbe Routine wie am Tag zuvor. Eindecken mit Lebensmitteln für den Abend und das Frühstück, Auffüllen der Wasserschläuche und pushen in den Abend hinein.
entlang des doubs..
Vor den Toren Besançons finden wir einen verlassenen Caravan inklusive Feuerstelle und Wasserzugang. Mit dem letzten Tageslicht waschen wir Wäsche, ordnen mal das Gepäck und bereiten ein herrliches Abendessen vor. Es gibt Wienerle vom heißen Stein mit gepimpten Kartoffelbrei à la Simon, dazu Feuerbaguette und Sauce Samourai. Leben wie Gott in Frankreich, darauf wollen wir auch beim Campen nicht verzichten! Auch wird heute weich gelegen, denn den Zeltplatz haben wir mit Stroh ausgelegt.
Am morgen werden wir von einem kurzen Schauer geweckt, der aber schnell vorbei zieht und Platz für einen wolkenlosen Himmel macht, der wieder hohe Temperaturen erwarten lässt. Zum Glück ist es nicht weit bis Besançon, denn Simon schmerzen die Knie und mich quält ein penetranter Schmerz in der linken Schulter..
branded caravan am doubs..
Zeit also, ein Resümee zu ziehen und die weiteren Pläne zu schmieden. Die Bilanz zeigt, dass wir nun in dreieinhalb Tagen 218 Kilometer weit gekommen sind, doch die Hitze und die Belastung lassen uns nicht ganz unbeschwert in die Zukunft blicken. Hier am Doubs kommen wir trotz der hohen Temperaturen und langen Mittagsruhen gut voran, doch wie wird es wenn wir den Radwanderweg verlassen, und in das Saônetal kommen? Waren 70 Kilometer vielleicht doch ein zu optimistisches Vorhaben und es wird Zeit für Eingeständnisse? Die Erfahrungen und Erlebnisse der letzten Tage lassen uns also zu dem Schluss kommen, den „Leistungsdruck“ raus zu nehmen und unserem neuen Motto „Go with the flow“ folgen. Jeden Tag soviel, wie wir können UND wollen.
Für heute Abend haben wir uns jedenfalls noch einige Kilometer vorgenommen und wollen übermorgen früh in Dôle ankommen. Wie es dann weiter geht werden wir sehen, wir sind allerdings sicher, dass wir bis dahin eine gute Zeit auf dem Brett und in der Natur erleben – und das ist schließlich das, was wir beide gesucht haben.
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