tagzehnundelf (undzwölf)

  • Boardmag
  • 11.08.2013

Von Montluçon nach Ussel - 10.08.2012

 

Ein kritischer Blick aus dem Fenster des „Hôtel du Centre“ bestätigt uns das, worauf wir die ganze Zeit gehofft und gewartet haben. Zu sehen ist ein leicht bewölkter Himmel mit freundlichen weißen Wölkchen, die nun gar nicht nach Regen aussehen, kleine Fetzen von blauem Himmel und die ersten Sonnenstrahlen, die wohltuend auf Montluçon fallen. Es herrscht eine angenehme Temperatur und die Straßen sind komplett trocken. Zeit für uns also, die Geborgenheit der Stadt und des Hotels zu verlassen und uns wieder in die Wildnis zu begeben.

 

fakie nosemanual in montlucon..

 

Die zwei Tage in Montluçon waren zwar völlig ungeplant, trotzdem sehr schön und ergiebig. Wir hatten Zeit, unsere Wehwehchen zu versorgen, uns mal richtig auszuschlafen und haben neue Freunde gefunden. Den Nachmittag des zweiten Tages haben wir genutzt um mit den Kameras ein wenig zu filmen und zu fotografieren, das kommt nämlich – wenn wir unterwegs sind – ständig zu kurz. So erkundeten wir die Stadt aus der Perspektive eines Longboarders und fanden (auch mit Hilfe von Jacques und Pilou) tolle Plätze und auch rasante Downhills durch die mittelalterliche Innenstadt.

 

fs powerslide, ebenfalls montlucon..

 

Doch nun hießt es Abschied nehmen und wir verlassen die Stadt in südwestlicher Richtung, also Richtung Berge. Das bekommen wir auch schon nach wenigen Minuten auf dem Brett zu spüren und so geht es zunächst einmal zu Fuß stetig bergauf. Bis zum Wassereinzugsgebiet der Dordogne gilt es ungefähr 90 Kilometer und 450 Höhenmeter zu überwinden und eigentlich sind wir ganz froh, dass wir gleich mal einen Teil davon abarbeiten können. Wir erreichen das erste Hochplateau und nun geht es mal bergauf, mal bergab durch das Land. Dann, kurz vor der geplanten Mittagspause in Chambon-sur-Voueize finden wir den ersten richtigen Downhill. 7 Kilometer feinst geteerte Abfahrt warten auf uns und wir gleiten im Gefühlsrausch entspannt ins Tal.

 

downhill-paradise im département limousin..

 

Im Talgrund füllen wir die inzwischen leeren Wasserschläuche, machen eine kurze Rast und brechen gleich wieder auf. Jetzt müssen wir Nerven, Geduld und Ausdauer zeigen. „Le chemin de la Soif“ (zu deutsch: Der Weg des Durstes) fordert uns alles ab. Zum Glück weht ein frischer Wind – leider aber aus der falschen Richtung. Über 20 Kilometer schlagen wir uns über das Hochplateau Nummer zwei und Simon kämpft nicht nur mit seinem angeschlagenen Knie..

 

auf dem "chemin de la soif"..AUA!

 

Doch auch dieses Mal werden wir wieder belohnt und rollen die letzten Kilometer nach Aubusson entspannt bergab. Hier suchen wir uns hinter der Stadt ein schönes Plätzchen am Bach und fallen todmüde ins Zelt. 65 Kilometer überwiegend bergauf liegen hinter uns und wir können wirklich stolz auf uns sein!

 

nach den tagen in der stadt, tut es wieder richtig gut, in der natur zu sein..

 

Am nächsten Morgen wird die Route nach Ussel geplant und wir stellen fest, dass wir im Loch sitzen. Steil geht es bergauf und so beschließen wir, die ersten 6 Kilometer nach Felletin per Anhalter zurückzulegen. Ein freundlicher Rasta nimmt uns mit und wir pushen, wandern und rollen bis zur letzten Passhöhe. Knapp schneiden wir den höchsten Punkt der Region (904m) und schon befinden wir uns im Wassereinzugsgebiet der Dordogne und somit soll es von nun an (überwiegend) nur noch bergab gehen.

 

wir fliegen der dordogne entgegen!

 

Die Natur hier erinnert uns stark an den Schwarzwald. Heimatsgefühle stellen sich ein und auf uns wartet das bisherige Highlight der Tour: 18 Kilometer Abfahrt nach Ussel, unserem nächsten Zwischenstopp. Dort wollen wir uns mit unserem heute eintreffenden Begleit- und Versorgungsfahrzeug treffen, entsprechend gut ist die Stimmung!

 

Am frühen Abend trudeln wir fröhlich in Ussel ein und beschließen, dass der Parkplatz vor dem Hypermarché der beste Treffpunkt ist. Während wir auf Mira und Enzo (das Auto) warten, erledigen wir die Einkäufe, morgen ist schließlich Sonntag.

 

this is how we roll..

 

Für die Nacht finden wir einen schönen Zeltspot im Wald und schmieden die Pläne für die nächsten Tage. Uns bleiben noch vier volle Tage bis Pin Sec, bis dorthin sind es allerdings noch über 350 Kilometer. Schnell ist klar, dass wir diese Distanz in so knapper Zeit nicht ohne Unterstützung überwinden können und so beschließen wir, für morgen einen Downhill- und Filmtag einzulegen, um uns am Abend bei Soulliac an der Dordogne nieder zu lassen. In den Bergen ist es zwar schön und die Abfahrten sind einfach der absolute Wahnsinn, allerdings halten uns die ständigen Strecken bergauf auch zu sehr auf.

 

hang out in montlucon..

 

Wir freuen uns jetzt auf die Dordogne und die letzte große Etappe ans Meer. Dass wir nun ein Begleitfahrzeug haben, erleichtert uns das Leben um einiges: die Rucksäcke werden leichter, wir quetschen uns nicht mehr zu zweit in ein Minizelt und Mira wird uns die Suche nach Schlafplätzen und das Kochen abnehmen können.

 

Die Zeichen für „Le Püsh“ stehen also bestens. Das Wetter ist gut – trocken und nicht zu heiß – um Versorgung, wie Wasser und Lebensmittel, müssen wir uns keine Sorgen mehr machen und die Motivation und Reiselust könnte nicht höher sein!

 

Alors, on püsh!

 

 

Nachtrag 11.08.2012

Der heutige Tag lässt das Herz eines jeden Longboarders höher schlagen! Schnelle und vor allem lange Abfahrten auf exzellenten Teerbedingungen, tiefe Schluchten entlang von Wasserläufen und das ganze ohne 15kg Gepäck auf dem Rücken – einfach fantastisch!

 

Von Ussel aus haben wir uns Richtung Brive-le-Gaillarde aufgemacht, die Augen stets auf der Suche nach den ruhigsten und längsten Abfahrten. Filmen stand heute auf dem Programm, genauso wie die pure Freude über die Downhills und die Garantie, die Berge nicht wieder hochlaufen zu müssen.. So verbuchen wir den heutigen Tag ebenfalls als ein Highlight der Tour. Wer auf der Suche nach ruhigen, perfekt geteerten Landwegen und auch etwas stärker befahrenen Straßen zum Downhillen ist, der ist im Land der tausend Kühe (Parc Naturel de Millevaches de Limousin) genau richtig! Wenig Verkehr, super Straßenkonitionen und endlose Abfahrten, vorbei an Bauernhöfen und niedlichen kleinen Ortschaften. Wir kommen wieder!

 

die downhills der region warten darauf, entdeckt zu werden..

 

 

Facebook: "Le Püsh"

Instagram: @lepuesh

 

 

                                                  

 

                                                                     

 

 

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