Mike Jucker lässt mit einem in Deutschland produzierten Brett zu einem vergleichsweise günstigen Preis von etwa 180€ in der vorliegenden Carbon-Ausführung ein „Aloha“ verkünden. Hallo heißt es nun auf dem Dancer-Markt, der viele verschiedene Bretter bietet, von klassisch bis hin zu extravagant, wobei typisch hawaiianisch eine eher schlichtere Form gewählt wurde. Doch was bringt das Brett noch mit sich?
Technische Daten:
- Länge 118cm / 46,5 Inch
- Breite 24cm / 9,45 Inch
- Wheelbase 78,5cm / 30,9 Inch
- Material Esche, Ahorn, Glasfaser, Carbongewebe (Unterseite)
- Topmount, Oldschoolbohrungen
- Concave mild
- Cutouts
- Flex 1
Erster Eindruck
Bereits beim Auspacken fiel mir die hochwertige Verarbeitung auf. Sauber abgerundete Kanten, sauber verlegtes Carbongewebe auf der Unterseite, welches den Flex straffen soll, ein schlichtes aber funktionelles Design, macht schon beim Anschauen Hunger auf mehr!
Das Gewicht ist durchschnittlich für die Größe, der massive Aufbau mit den abgerundeten Kanten lässt jedoch auf ein langes Leben des Boards hoffen.
Ein riesiges Plus ist, die mit Gewebe versehene Oberseite, die eigentlich Griptape an der Standfläche unnötig macht! Ich habe dennoch eine Fußbreite nach den Achsbohrungen noch Griptape aufgebracht, damit ich auch bei Slides auf der sicheren Seite bin. Die Mitte des Boards bleibt frei zum Test, wie schön es sich läuft, aber auch dreht. Die Länge und die Größe des Laufsteges laden auf jeden Fall zu ausgiebigen Sessions ein mit schnellen Schrittfolgen, technischen Einlagen, aber auch für entspanntes Boardwalking mit dem einen oder anderen Trick.
Der erste Eindruck überzeugt
Der Flex
Angegeben ist, dass der Dancer stiff sein soll, was ich mit meinen derzeit etwa 95 kg bestätigen kann. Ein leicht dämpfender Flex ist in der Mitte spürbar, generell überwiegt jedoch ein stiffes Boardgefühl. Durch den Aufbau erhält das Board einen recht snappigen Restflex, der Sprünge noch ausreichend abfedert, aber bei Tricks wiederum das Gefühl verleiht, dass das Board ohne Wenn und Aber sehr direkt geführt werden kann. Für Menschen unterhalb der 90 kg, die einen dämpfenden Flex mögen, gibt es auch eine Flex 2 Variante oder aber die Variante ohne Carbon, für Menschen oberhalb der 100 kg, die nach einem Deck mit angenehmen Flexverhältnissen suchen, haben wir hier den idealen Kandidaten!
Setuptests
Das Board bin ich mit den verschiedensten Setups gefahren, da ich zu Beginn mit meinen Caliber II 50° durch fehlende Whelwells selbst 60 mm Rollen bei einem Barrel-Cone-Bushingset von 91a Härte Wheelbites hatte. Nachdem ein weiterer 87a Barrel eingesetzt wurde, konnte man das Board zwar fahren, aber das surfige Gefühl war dann leider weg, durch fehlenden Lean. Also direkt etwas ausprobiert, was weniger den Radstand verkürzt! Mit meinen Bolzen Trucks gingen 60mm Rollen problemlos auch mit der erwähnten 91a Barrel-Cone-Kombination, mit den Atlas Trucks, die man dank Newschool-Bohrung auch zum Verlängern oder Verkürzen der Wheelbase nutzen kann, waren sogar bis zu 67mm Rollen möglich bei einem sehr weich eingestellten Setup. Ich empfehle für weich eingestellte Setups also tendenziell kleinere Rollen und Achsen mit einer Wheelbase verlängernden Wirkung bzw. mit Optionen zum Verstellen der Wheelbase. Getestet habe ich es die meiste Zeit mit Atlas Ultralights und einer Double-Barrel Kombination von Divine in 91a, welche recht weich ausfallen, gemeinsam mit 60mm Centerset Olson&Hekmati Cruiser-Freerides um einen schönes Eintauchen haben zu können bei einem gleichzeitig angenehmen Pop-Moment.
Kleine Rollen machen sich bezahlbar
Die Kicks
Die Kicks wirkten zunächst recht kurz, aber der erste Eindruck täuschte. Auch für kleinere Ollies sind die Kicks noch ausreichend lang und sämtliche Tricks laufen wie geschmiert. Der Pop ist auch nicht zu verachten und tut das, was er soll: Höhe für Ollies und Tricks generieren. Einzig sollte man sich bewusst sein, dass die Kick keine nennenswerte Steigung hat, was bei so manchen Tricks angenehm sein kann, jedoch beim Herabfahren von Borsteinen beachtet werden sollte um nicht mit der Kick auf diesem zu bremsen. Die Kicks sind glücklicherweise sehr steif und geben somit ein super Feedback bei Tricks und lassen diese gezielt einleiten. Mit kleineren Rollen kommt der Pop nicht so spät wie bei anderen Boards mit ähnlichen Proportionen, einen Spagat beim Ollie kann man dadurch also vermeiden.
Das Dancen
Ungewohnt direkt verhält sich das Board durch die Stiffness während des Dancens! Nach ein wenig Eingewöhnungszeit konnte ich mein ganzes Repertoire auspacken und dank der langen Wheelbase auch einige Schrittfolgen ohne Hektik oder Platzprobleme hintereinander durchführen. Die Fläche ohne Griptape wirkte sehr angenehm bei den Schritten und war schonend für meine Schuhe, Slides waren auch problemlos möglich, jedoch nur bei geringerem Tempo, ich würde eine begrippte Standfläche für höhere Geschwindigkeiten empfehlen. Das Concave wirkte jedoch sehr flach, da es sich langsam über die Boardbreite entwickelt. Für Schrittfolgen entpuppte sich dies als durchaus angenehm, in meinen Augen letztendlich doch etwas zu flach an mancher Stelle. Doch grade hier reden wir von einem recht subjektiven Faktor, denn für Freunde, die das Board auch mal entführt haben, kam das Concave recht gelegen, denn sie waren keine Freunde von steileren Concaves so, wie ich es mag. Da die Proportionen stimmen und es sich super angenehm mit dem Brettchen tänzeln lässt, darf man diesen Dancer auch wirklich als solchen betrachten!
Das Brett danced sich super angenehm
Haltbarkeit
Was soll man viel dazu sagen? An meinem boardfressenden Spot, der mit einem sehr groben Asphalt bedeckt ist und mich auch schon so manche Fleischwunde sowie meinen anderen Boards auch schon einige Centimeter gekostet hat, wurde die Haltbarkeit auf die Probe gestellt. Kleinere Dellen sind normal, die abgerundeten Kanten haben jedoch nur Abdrücke der Steinchen in sich aufgenommen. Der Abrieb war sehr gering und auch auf der Kante gelandete Tricks schienen dem Board nichts ausgemacht zu haben. Ein wirklich solides Board liegt also hier mit dem veredelten Stück vor! Auch positiv zu erwähnen sind die geringen Spuren vom unfreiwilligen Aufsetzen der Kicks beim zu langsamen Herunterfahren von Bordsteinen, dicke Kratzer konnte ich keine entdecken.
Fazit
Mit dem neuen Dancer hat Mike Jucker ein wunderbares Produkt mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis auf den Markt gebracht! Die hochwertige Verarbeitung wird auch durch eine hochwertige und schlichte Optik nach außen getragen, die Haltbarkeit stimmt auf jeden Fall auch noch obendrein und für kräftiger gebaute Dancer gibt es hiermit auch wieder ein super Board zum Tänzeln, welches nicht direkt bis zum Boden durchfedert bei den ersten Sprüngen! Wer stark Trick-orientiert ist, sollte nicht unbedingt zu diesem Board greifen, denn eventuell fehlen letztendlich doch noch größere Kicks oder aber andere Spielereien. Wenn es ums Dancen geht mit einem hohen Anteil an Boardwalking hat man hier einen super Begleiter, der treu und lange an der Seite bleiben wird! Ohne großartige Spielereien eignet es sich hervorragend für Anfänger im Bereich des Dancing, aber auch Fortgeschrittene können auf der Suche nach einem Ersatzbrett hier kostengünstig fündig werden.
Bericht: Fabian Arens
Fotos: Marcel Lührs