Einen Testbericht über Achsen zu schreiben stellt man sich leichter vor, als es tatsächlich ist. Die Tatsache, diesen Bericht im Winter zu schreiben macht die Sache nicht unbedingt angenehmer. Trotzdem haben wir keine Mühen gescheut und den Achsen im Februar bei fiesen Minusgraden, Streusalz und Rollsplit so einiges zugemutet. Die Freestylesessions haben die Trucks nicht nur ebenso locker weg gesteckt wie kleinere und größere Überlandtouren bei bis zu -10°C, sondern mich auch ernsthaft davon überzeugt, dass es gewaltige Unterschiede gibt zwischen der ganzen Bandbreite an Achsen die im Handel erhältlich sind. Bisher war die Achse für mich das unbedeutendste Teil am Board, ich habe mich jedoch gerne eines Besseren belehren lassen..
Unter der Lupe: Paris Truck Co.
Paris Truck Co. setzt nach eigener Aussage einen neuen Standard in Sachen Longboardachsen. Mit verschiedenen neuen Herstellungsverfahren und neuen technischen Konzeptionen scheint diese Revolution auch gelungen zu sein. Obwohl die Firma in Kalifornien sitzt, werden die Achsen in China produziert – wie die meisten Hersteller das allerdings wohl auch tun.. Immerhin kommen die Bushings aus den USA.
Paris hat sich außerdem mit in der Szene präsenten Charakteren (u.a. Adam Colton und Kyle Chin) auch ein namenhaftes Team zusammengestellt.
Jetzt wirds technisch..
Die Pariser kommen in drei verschiedenen Größen: 150mm zum Carven und für schmale Boards, 180mm als solider Allrounder und 195mm für die Downhiller und Speedfreaks. Mit Ausnahme der 195mm sind die Achsen in verschiedenen Farbgängen erhältlich. Teamfahrer Adam Colton hat bisher als Einziger ein Promodel, das sich außer dem verspielten Design auch durch die weicheren Lenkgummis von den Standardachsen abhebt.
Der Hersteller verspricht lebenslange Garantie und beruft sich dabei auf das besondere Herstellungsverfahren. Die Achsen werden aus '356.2 Virgin Aluminium' gegossen, wobei bei der Schmelzung keine Reste voriger Produktionen verwendet werden. Das bedeutet, dass jede Achse aus 'frischem' Aluminium gegossen und in die Form gepresst wird, was letztlich zu einer stärkeren molekularen Bindung des Aluminiums führt. Das Spezielle an diesem Gussverfahren ist, dass die Form während der Gießung rotiert wird, so dass eventuelle Luftblasen durch die entstehenden Fliehkräfte einfach aus dem Material gezogen werden. Eine zweite Wärmebehandlung garantiert dann schließlich die Festigkeit und die Haltbarkeit, die diese Trucks so besonders machen.
Eine weitere besondere Eigenschaft der Paris Trucks ist, dass die Bushings relativ tief im Hanger versenkt sind. Das bewirkt, dass die Lenkgummis unter Belastung stärker zusammengepresst werden und sich entsprechend unter Entlastung schneller wieder in die neutrale Position drücken. Die logische Konsequenz daraus ist ein im Vergleich zu anderen Achsen erheblich höherer Rebound. Alle Paris Trucks sind mit '90a Divine Bushings' ausgestattet. Die einzige Ausnahme ist das Adam Colton Promodel, hier sind es sogar butterweiche 86a Bushings. Die Lenkgummis aus Urethan unterstützen nicht nur die Konzeption der Achse, sondern wirken beim Cruisen auch als effektive Vibrationsdämpfer.
Ansonsten haben die Trucks alles, was eine gute Achse einfach bieten sollte. Stabile Achsstifte und Kingping aus Stahl, 6-Loch-Bohrung an den Baseplates für sowohl Old School als auch New School Boards und 'Special Divine Urethane Bushings'.
Im Test: Paris Truck 180mm
Beim Achsenkauf sollte eure Wahl auf die 180er fallen, wenn erstens euer Brett zwischen 9'' und 10'' breit ist, ihr zweitens einen perfekten Allrounder sucht oder drittens nicht wisst, welche Achse die richtige für euch ist. Geeignet für jedes Terrain versprechen die Paris Trucks Fahrvergnügen für jeden Riding-Style und mit der 180er kann man einfach nichts falsch machen. Der Baseplate-Winkel liegt bei 50°, was die perfekte Balance zwischen Stabilität und Manövrierbarkeit darstellt. Im Zusammenhang mit der Breite von 180mm ist die Achse auch bei einer sehr loosen Einstellung noch sehr stabil und zuverlässig.
Ich habe die Achsen als Drop-Through-Truck auf einem Arbor 'Axis Koa' (42'' L, 8.75'' W) und in der Adam Colton Version auf einem Bastl Boards 'Bolero' (103cm L, 22,5cm W) getestet und kann mit voller Überzeugung sagen, dass die Pariser mit beiden Montierweisen hervorragend klar kommen. Auf den ersten Metern machen sich die Lenkgummis, bzw. deren tiefen Position im Hanger bemerkbar. Die Achsen haben eine so hohe Response und den oben beschriebenen starken Rebound, dass man das Gefühl bekommt, die Achsen würden selbstständig carven. Das fühlt sich zuerst etwas funky an, einmal daran gewöhnt, möchte man aber auf dieses Fahrgefühl nie wieder verzichten.
Ich bin die Achsen auf beiden Brettern sehr loose gefahren und kam auch bei kurzen Abfahrten mit ca. 35 km/h nie ins Schleudern. Im Gegenteil, die Trucks laufen auch bei höheren Geschwindigkeiten erstaunlich ruhig. Die schnelle Response und meine lockere Achseneinstellung haben meine Boards sehr reaktionsfreudig und auch wendig gemacht, was nicht zuletzt auch im Stadtverkehr von Vorteil ist.
Fazit
Kurz und knapp lässt sich zusammenfassend über die Paris Trucks sagen: robust, stabil, zuverlässig, reaktionsschnell und wendig.
Durch das Herstellungsverfahren ist die Achse sicher etwas schwerer, dafür solider und von höherer Haltbarkeit. Mit €29,95 (raw), bzw. €34,95 (colored) liegen die Trucks auch nicht Off-Budget, sondern eher im unteren Preissegment.
Mit Paris Trucks holt man sich also nicht nur eine Topachse ins Haus, sondern bekommt obendrein noch eine gute Portion neues Fahrgefühl und nebenbei noch eine lebenslängliche Garantie auf jegliche Produktionsschäden.
Text: Jonas Müller
Fotos: Paris Truck Co. & Adrian Matešcović // AMPHotographie
Links:
www.amphotographie.blogspot.com