Seit die Paris V2 vergangenen November auf den Markt kam, zerriss sich in diversen Onlineforen die weltweite Longboarderszene die Mäuler um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Vorgängermodell. Die einen sind der Meinung es gibt keine bis geringe Unterschiede, die anderen sind von der V2 dermaßen überzeugt, dass sie sich kaum vorstellen können jemals wieder eine andere Achse zu fahren.. Gründe genug also, die Paris Truck V2 mal genauer unter die Lupe zu nehmen und sie sowohl technisch als auch praktisch auf Herz und Nieren zu prüfen.
Neuerungen
Auf den ersten Blick sieht die V2 ihrem Vorgänger doch erschreckend ähnlich und es lässt sich fragen, was denn genau die vom Hersteller versprochenen „Upgrades und Improvements“ sein sollen. Beim genaueren Hinsehen – und vor allem im direkten Vergleich mit der V1 – fallen einem dann doch Unterschiede in Design und Aufbau auf.
g-turn
Zunächst sticht ins Auge, dass die Hanger der V2 so konzipiert sind, dass die Bushings noch tiefer in der Achse liegen als das bei der V1 eh schon der Fall war. Beim Carven und Cruisen äußert sich diese Änderung insofern, dass die ohnehin schon hohe Response der Pariser weiter optimiert wurde und die Achse somit noch engere und weichere Turns zulässt.
Beim Auseinanderschrauben fällt dann auf, dass die Kingpinöffnung im Hanger erheblich erweitert wurde. Dies erlaubt einen erhöhtes Spiel zwischen Hanger und Kingpin, und soll sowohl den Kingpin vorm Verbiegen schützen, als sich auch positiv auf die Carves auswirken. Gleichzeitig wurde der Sitz der Bushings etwas verstärkt, was verhindern soll, dass die Lenkgummis unter Belastung im Sitz hin und her rutschen. Dieses Problem war bei der V1 sehr präsent und führte zu einer recht schnellen Abnutzung.
Eine weitere Verbesserung sind auch die neuen und haltbareren Pivot Cups, was sich wohl aber erst nach einer längeren Testphase feststellen lässt.
Außerdem sind die Kingpins der V2 nun „Paris“ gebrandet und haben ein kürzeres Gewinde und dafür einen längeren Schaft. So werden die Lenkgummis von innen nicht vom Kingpin zerstört.
switch nose manual
Paris hat sich auch im Herstellungsverfahren einiges Neues einfallen lassen. Wie das Vorgängermodell, wird jede Achse aus jungfräulichen '356.2 Aluminium unter Rotation geschmolzen. Es werden also keine Metallreste verarbeitet, was sich positiv auf die Stärke und die Haltbarkeit der Achse auswirkt. Die entstehende Fliehkraft bei der rotierten Schmelzung vermeidet dabei das Ausbilden und Einschmelzen von Luftblasen. Zu diesem Verfahren kommt nun bei der V2 hinzu, dass die Achsen nach der Schmelzung einer zweiten Wärmebehandlung unterzogen werden, was wiederum Stärke und Haltbarkeit erhöhen soll. Dies scheint eine Reaktion auf all die unzufriedenen Stimmen aus dem Netz zu sein, die sich darüber beschwerten, dass sich die Paris Trucks nach einiger Zeit verbiegen. Ich selbst konnte dieses Manko an meinen Paris Trucks V1 zwar nicht feststellen, aber es soll ja auch Rider geben, die mehr als 75 Kilo wiegen..
Ansonsten ist bei der V2 alles beim Alten geblieben: 50° Baseplate-Winkel für den perfekten Ausgleich zwischen Stabilität und Manövriebarkeit, 6-Loch Bohrung für Oldschool- und Newschoolboards, 90a Urethan Bushings und eine lebenslängliche Garantie auf Produktionsfehler (Die einzige Ausnahme ist nach wie vor das Adam Colton Promodel, diese kommen mit weicheren 86a Lenkgummis.) Erhältich ist die V2 in einer Vielzahl von verschiedenen Farbgängen inklusive Gold!
fakie shove-it
Im Test
Kaum auf mein „Elixir Medusa“ montiert und losgepusht, fielen mir einige Dinge auf, die einen deutlichen Unterschied zur V1 machen. Das Erste was mir auffiel war die enorme Response der Achse. War es für mich beim Testen der V1 kaum vorstellbar, dass sich eine Achse designen lässt, die noch schneller und weicher reagiert, hat mich die V2 in ihrer Konzeption sofort überzeugt. Enge Turns beim Carven und super Druck beim Pumpen haben mich schnell von den Neuerungen der Paris Truck überzeugt.
Auch die Slideeigenschaften haben sich im Vergleich zur V1 erheblich verbessert. Noch weichere Slides und Speedchecks sind nun möglich. Ich vermute, dass dies unmittelbar mit der erhöhten Response zusammenhängt. Denn so sind nun schärfere Turns vor dem Slide möglich, die in Verbindung mit einem tiefen „Reinlehnen“ das Board fast automatisch quer stellen. Auch während dem Slide verhält sich die Achse sehr ruhig und stabil.
bs powerslide 180°
Allerdings bin ich mit dem doch recht offenen und locken Sitz der Bushings nicht ganz so zufrieden, vor allem weil dieses Problem bereits bei der V1 aufgetreten ist. Nach ein paar Tagen und Abfahrten auf bewährten lokalen Strecken in und um Freiburg konnte ich einen Abrieb der Bushings am Bushingsitz feststellen. Ich vermute, dass sich der Hanger bei scharfen Turns und bei Slides seitlich verschiebt, sodass sich die Lenkgummis an den Hanger drücken und dabei langsam abreiben.
Unterm Strich:
Alles im allem lässt sich sagen, dass sich die Paris Trucks in der zweiten Generation deutlich entwickelt haben. Die Neuerungen sind allesamt logisch und nachvollziehbar und wirken sich wirklich positiv auf die Fahreigenschaften aus. Vor allem die neue Hangerkonzeption trägt maßgeblich zu der Weiterentwicklung bei.
Einzig das Problem mit dem lockeren Sitz der Lenkgummis ist ein kleines Manko, das sich leicht hätte beheben lassen. Aber schließlich ist nichts und niemand perfekt und so warten wir gespannt auf die V3..
boneless
Du solltest die Paris V2 kaufen wenn..
..du auf der Suche nach einer Allround- und Allterrainachse bist.
..du ein Brett fährst, das zwischen 9'' und 10'' breit ist.
..du eine leichtgewichtige Achse suchst.
..du eine Achse willst, mit der du für den Rest deines Lebens (oder zumindest bis zum V3-Release) ausgesorgt hast.
Text: Jonas Müller
Fotos: Nana Müller // n2 design
Crossstep
Vielen Dank an Gregor Common und die Jungs und Mädels von arborcollective.eu, die den Europavertrieb für Paris Truck Co. machen und uns die Testachsen zur Verfügung gestellt haben!
Und die Paris V2 180 Truck bekommt Ihr wie immer im Boardshop