Mein schönstes Ferienerlebnis (von Martin Winkler erzählt)
Bilder: Martin Ehrenberger / Florian Hopfensperger
Mehr Bilder und Sequenzen in der boardmag Fingerboard Gallery!
Der Autor.
Verona ... die ewige Stadt. In welcher die Gondoliere lauthals singend lachende Fahrgäste durch die Fußgängerzone schrammen und Gladiatoren in der Arena Kämpfe auf Leben und Tod austragen. Die Stadt, in der der Döner erfunden wurde. Oder verwechsele ich da jetzt irgendwas? Ist schon etwas her, dass ich da war, deshalb kann ich ich mich auch nur schlecht erinnern. Nur, dass am 17.09.2005 das Blackriver-Team eingeladen war, Fingerboarding auch jenseits der deutschen Grenze zu promoten, das weiß ich noch. Das Team bestand neben eurem werten Erzähler aus Mr. Blackriver himself, Martin aka. Earnie aka. Ehrenberger, dann noch Murat Deger, dem Teammentor, Boris „Borussia“ Dietschi und dem kleinen Nils. Als erfahrene Fotograf stand uns noch Burny zur Seite (Florian Hopfensberger, der in der boardmag Skateboard Galerie schon einige Shots platziert hat, Anm.d.Red.).
Ein unschlagbares Paar.
Die Abfahrt am Freitag gestaltete sich noch etwas schwierig, weil ein Drittel der Mitreisenden noch skaten war. War ja auch ein schöner Tag. Zweites Problem war die Gepäckfrage, da Earnie natürlich ein Haufen Stuff für den „Sportler“ dabeihatte, so heißt übrigens der Laden und unser Gönner, der uns bereits nach Brixen und Bozen in Südtirol eingeladen hatte (PF2 berichtete). Nachdem wir also einiges an Ballast in meiner Wohnung geparkt hatten ging´s auch schon los. Mit nur 3 Stunden Verspätung. Die Fahrt verlief eigentlich relativ ruhig, bis uns ein beißender Geruch in die Nase fuhr, der sich bei einem kurzen Stopp an der Mautstelle forcierte. Spätestens da merkten wir dann, dass nicht die LKW´s um uns herum die Ursache waren, sondern dieser Gestank tatsächlich aus unserm Maschinenraum zu kommen schien.
Autopanne...
Also auf den Standstreifen gefahren und der Sache auf den Grund gegangen. Jetzt sahen wir auch etwas Qualm aufsteigen. Motorhaube auf und was mussten wir sehen? Einen kleinen Zigarre-rauchenden Schimpansen! Auf den ersten Blick sah´s wirklich so aus. Die Zigarre entpuppte sich dann als Kabel, welches langsam durchschmorrte und so vor sich hin glimmte. Es schien es sichtlich zu genießen, dass wir mit Spucke, Mineralwasser und diversen Weihungszeremonien es nicht schafften, den kleinen Brand zu löschen, da er sich direkt unter dem Motorblock verschanzte (Wo sind die Spritzpistolen, wenn man sie braucht ??). Unser Boss hat dann einfach das Kabel als nicht so bedeutend erklärt und so machten wir uns also wieder auf den Weg. Ignoranz siegt und es steht 0:1 für den rauchenden Affen. Die Nacht war bereits in vollen Zügen angebrochen, als wir uns so langsam unserem Zielort näherten.
Frontside Rock. Wem gehörten diese begnadeten Finger?
Aufgabe Nr. 2 bestand nun darin, unser Hotel zu finden, bzw. den kleinen Vorort in dem es sich befindet. Quadaloupe oder so ähnlich. Zur Lösung dieses Problems standen uns einige freundliche Italiener hilfreich zur Seite. Aber es war dieser bedeutsame Anruf, den unser Chef höchstpersönlich ausführte, welcher endlich Licht ins Dunkel bringen sollte:“Hallo? Sprechen Sie deutsch? Hallo? Hello, do you speak German? ... the way to your hotel … hasta luego? … dove ti hotellós …“ ich glaube, der lange Ton in der Leitung hatte schon vorher eingesetzt, weil der Gespächspartner einfach eingehängt hatte. Er dachte wohl er wäre Opfer des verrückten Telefons geworden. Nun waren wir also wieder auf uns allein gestellt. Fast wie im Fernsehen, bei „Verstehen Sie Spaß?“, „Lost“ oder auch „Ärzte ohne Grenzen“. Aber dann ging alles eigentlich ganz schnell: Die lange Zielgerade hinaufgefahren, auf den Parkplatz des Hotel „Sole“ gefahren, festgestellt, dass es an der Rezeption doch mindestens eine Frau gab, die deutsch sprach, eingecheckt und gleich direkt mit unseren Skateboards (den grossen, ihr Nasen!) hinaus auf die Strasse, vorbei an Bars mit staunenden alten und neuen Leuten, um im Triumphzug die Nacht und etwaige Spots zu erobern, die wir meinten, auf unserer Herfahrt entdeckt zu haben. Und da war er auch schon: Ein Pömpel !!!
Herr Winkler und der Pömpel
Naja, war halt im Moment nix anderes da. Da wir die Mitternacht bereits passiert hatten und wir nicht ohne Skatepics in die Heimat zurückkehren wollten, entschlossen wir kurzerhand, dort einige Moves auf digitales Zelluloid zu bannen. Nur welche? Aus der Not geboren erlernte Herr Dietschi extra hierfür einen schönen bs 180 Nosebonk ganz nach dem Motto learning by doing. Wie aus dem Bilderbuch, aber seht selbst.
Boris Dietschi, Backsie 180° Nosebonk. Bild: Florian "Burny" Hopfensperger
Außerdem hat mich Boris in dieser Session schwer beeindruckt, also wenn mal wieder irgendein Spack behauptet, Fingerboarder könnten nicht skaten, schicke ich ihn mit Mr. Bum Bum Dietschi in den Ring. Und es geht hier nicht um einzelne Tricks, Jungs ... es geht um Lines! Wie damals „Add a Trick“, dem Vorläufer von „S-k-a-t-e“, die Oldschooler unter euch werden sich vielleicht noch daran erinnern. Endlich konnte ich seinen Kickflip footplant auch mal live begutachten. Inmitten des Shootings stahl ich mich weg und erkundete den nächsten Straßenblock auf eigene Faust. Und es sollte sich lohnen: Auf der uns abgewandten Seite, kurz neben dem Beachvolleyball-Tunier (welches mit echtem Sand auf einem Supermarktparkplatzes ausgetragen wurde (mitten in der Nacht, die spinnen, die Römer ...) fand sich ein „richtiger“ Spot: 2x4 mit fetten Ledges. Und einige Wallrides. Da ich allein unterwegs war, wurde leider niemand Zeuge meines dicken Nollieflip Nosebluntslide Nollieflip out Lateshoveit revert, den ich fürst-try an besagte Ledge nagelte. (Juz kiddin`).
Nic Herzog, Hippie Jump. Bild: Florian "Burny" Hopfensperger
Ich holte noch die anderen, Dietschi flippte im vorbeifahren die 4, nur dachte ich, die Leute in den Wohnblöcken um uns herum wollten um 2 Uhr nachts doch eventuell ihre Ruhe haben, also einigten wir uns auf eine Leitplanke, die Nic in Highjumpmanier absolut lautlos klärte. Dieses Foto erinnert mich auch an Kubricks „Spaceodyssee 2001“. So gegen drei dann in´s Hotel, etwas gefeiert und schlafengegangen, um fit zu sein für den selbigen Tag, der sich als einer der härtesten im Biz erweisen sollte.
Frischauf!
7.30 Uhr. Ich wache als Wecker auf. Piepse die anderen an, sie können mich nicht verstehen ... höchst surreal, fast so wie bei Kafka. Nee, also ich packe meine Siebensachen und freue mich schon auf ein gediegenes Frühstück. Der Café war ja auch gut, der Orangensaft auch, aber dieser ganze in Plastik eingeschweißte Süßkram (wer schon mal in Italy gewesen ist, kennt das Zeuch) jagte mir Angst ein. Zumal das das Einzige war, was es gab. Keine Brötchen, keine Wurst, kein Käse oder halbwegs annehmbare Brotbelege (Rechtschreibräform). Dank Bernie erfand ich auch einen neue Kaffevariante: Cappucino mit Orangenaroma! Und eine zu wörtlich genommene Art von „O-Saft to go“, einfach in die Hose schütten, spart den Becher und ist noch gut für die Umwelt. Nach unserem kleinen Malheur also ab in unseren großen schwarzen Elefanten mit dem Affen drin um Hannibal-mäßig besagtes Einkaufszentrum zu erobern.
Dietschi, Backside Tailslide
Gut, dass unser getunter Elefant schneller war als die herkömmlichen, denn ein frontside U-turn über einen durchgezogenen weißen Strich auf einer Autobahnzufahrt kann sonst ein sehr gefährliches Manöver sein. Ja, Italien und seine Straßen ... letztendlich dann doch im Parkhaus angekommen, die lustigen Sachen rausgeholt, Einkaufswagen organisiert (das sind dort schon Einkaufsbusse, einer hat halt echt für den ganzen Stuff gelangt!) und dann hinein ins bunte Treiben. Ich kann mich auf unserer gut 500m langen Strecke eigentlich nur an die Kassen mit den uniformierten Damen erinnern, die Werbespot-mäßig darauf warteten, die Kunden abzufertigen. Bei den Eröffnungsangeboten herrschte auch bereits dichtes Gedränge.
Martin Winkler macht endlich seinen Führerschein!
Schnell noch Führerschein gemacht (die haben da so Automaten, wo bis zu 2 Personen gleichzeitig ihren Schein machen können mit virtuellem Fahrlehrer: Einfach´n € einwerfen, Prüfung machen, ausdrucken und fertig Oder, was glaubt ihr, warum es auf Italiens Strassen so abgeht) und weiter an genau das andere Ende der Mall, wo uns der blau/weiße Schriftzug des „Sportler“-Fachgeschäfts begrüßte. Da gab es dann auch jmd. mit Tiroler Dialekt, wir beschlossen, den großen „Resident Park“ des Ladens sowie die mitgebrachte Big Mini nach draußen zu stellen, dann noch kleine Diskussion, wer sich um die PA hätte kümmern sollen, aber störte eh nicht, da es eh schon laut genug war und die Leute auch sowieso nix verstanden hätten. So machten wir es wie Fingaspeak: We let our fingers do the talking. Auch Terminator X speaks with his hands bekannterweise (da! Schon wieder Oldschool).
Dietschi und Nic bei der Arbeit.
Die Demo, bzw, Workshop lief so wie immer, würde ich sagen, nur dass uns die Leute- und wir sie nicht verstanden. Aber so Sachen wie Ollies und shove-its haben die meisten Kids dann doch gecheckt. Am Ende des Tages konnte ich dann den Leuten schon einigermassen den Weg zu den Toiletten erklären . Leider fiel mein verliehenes Shortwood-Model mit den raren TD-Chromachsen dank Mr. B. auf den Boden und einem Einkaufspanzer zum Opfer. Ich rech mich auf, ich rech mich auf !!
Echte Fingerboarder leben aus dem Koffer.
Nichtsdestotrotz denke ich, an diesem Tag einen persönlichen Rekord aufgestellt zu haben: Ich bin wirklich 10 Stunden fast ununterbrochen Fingerboard gefahren. Und habe fast 2 Stunden eingekauft ... Vollbepackt mit guten Sachen, die das Leben schöner machen gegen 21 Uhr wieder zurück zur Herberge.
Winkler als Pädagoge
Es regnete, deshalb fiel der geplante Ausflug in die Stadt und das Veroner Nachtleben flach. Was ein Glück, dass wir rechtzeitig zur letzten Pizza zurück ins Hotel kamen! Die war auch wirklich die Reise wert, echt eine der besten Vertreterin ihrer Art, die ich je vernascht habe. Nach einem Pitcher Hauswein, welchen ich dann doch fast alleine austrinken durfte, ging´s zurück auf die Zimmer zur Styroporflieger-Challenge: Es galt, die Flieger per Looping über ein vor dem Fenster gespanntes Stromkabel über das Flachdach rechts in Richtung Bus zu werfen. Bernie erwischte eine Strömung wie eine Welle, so dass der Styroporbomber trotz starken Regens einige Sekunden Airboard-mäßig im Luftkanal surfte (hoffentlich sind die Airboardtypen samt Gebläse mal wieder auf der Ispo am Start!).
Nic Herzog - 360° Varial Kickflip to fakie
Nach einiger Zeit war alles voller Flieger. Sie hingen im Baum, am Fenster der unteren Etage und auf dem Dach fest. Da Regen und Wind sie allerdings wegwehten, bzw. spülten, konnten wir die meisten davon morgens vor der Abfahrt wieder einsammeln um sie später von der Europabrücke zu schmeißen. Des Nächtens kam es dann doch noch zu einer dritten Begegnung der unheimlichen Art, als ein kleiner Skorpion direkt über Bernies Bett zum Angriff ansetzte. Mit schlechtem Italienisch und unter deutlichem Einfluss italienischen Cabernets gab Bernie dem Einstachler zu verstehen, dass er in friedlicher Absicht hier war und nach einigem Hin und Her war er sogar mit einem kleinen Fotoshooting einverstanden (Seht selbst!). Ich glaube, die beiden haben nachher noch Bruderschaft getrunken. Jedenfalls lachte sich Bernie später in unserem Zimmer ´nen Ast. Er konnte einfach nicht mehr aufhören. Vielleicht hatte das possierliche Tierchen ihn doch gestochen.
Murat, Kickflip Noseblunt Slide
Am nächsten Morgen ging eigentlich alles ganz schnell. Zimmer räumen, Café und O-saft frühstücken, ab inne Bus und auf in Richtung Salzburg. Genau, denn auf dem Weg dahin und in Salzburg selber wollten wir noch ein paar Skateparks und eine Halle auschecken. Die Suche nach den Parks artete aber dann doch zu einer kleinen Odyssee aus, diesmal halt nicht im Weltraum, eher ins bäuerliche Umfeld verlagert. Endlich angekommen, sahen wir, dass die Parks mehr Baustelle als Rollsportanlage waren. Sah aber schon ganz passabel aus das Ganze.
Ein Fan.
Der Weg dorthin war mit grossen Pfützen übersät, die ein prima Actionmotiv bildeten. Und in Salzburg wären wir ohne den Mann, den wir nach dem Weg fragten, und der dann kurzerhand mit uns mitgefahren ist, weil er zufällig in dieselbe Richtung musste, echt aufgeschmissen gewesen. Live-Navi auf österreichisch: „ ... Geh hearns, durt vurne lins eini ...“ . Die Skatehalle bestand aus einer Streetfläche und einem dicken Bowl mit Wallride. Als ich meine Augen über die Streetfläche schweifen lies, fiel mir besonders ein Knabe namens Philipp Josephi auf, der die Curbbox mit Manual Treflip out und fakie Flip backward Manual bearbeitete. Vielleicht tauchen die Moves ja irgendwo nochmal auf, ich hab da nämlich ein bisschen gefilmt.
Dietschi, Kickflip 5-0
Earnie zog schöne, cleane Lines im Bowl und ein paar verrückte Locals versuchten sich an nollie bs nosebluntslides – Sick! Danke nochmal an den Hallenwart der uns zum halben Preis reingelassen hat, nein, Moment, der kleine Nils musste natürlich nics zahlen . Die Uhr kannte keine Gnade und so fuhren wir also nach 2 Stunden nun endültig Richtung Heimat. Alles in allem bis auf den Regen ein schöner Trip, leider viel zu schnell vorbei, aber wie heisst es so schön: Die Zeit verfliegt, wenn man Spaß hat und davon hatten wir an diesem Wochenende eine ganze Menge (also Spaß, Zeit ja nicht unbedingt *g). 1000 Dank nochmal an das „Sportler“-Fachgeschäft für die Einladung und wer weiß, vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr in Rom wieder, zur Eröffnung einer weiteren Filiale ... Ich bin dann auf jeden Fall wieder mit von der Party. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann skaten sie noch heute.
Herzlichst,
Martin Winkler, Fingerboarder
PS: Ich möchte mich hiermit schon einmal vorab dafür entschuldigen, dass man etwaige Kommentare erst lesen kann, wenn man mit der Maus einen halben Kilometer gescrollt ist. Aber dann wisst ihr wenigstens, wie es uns in der Riesen-Mall ergangen ist ...
Winkler am Sprinkler!
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Bilder: Martin Ehrenberger / Florian Hopfensperger
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Der Autor.
Verona ... die ewige Stadt. In welcher die Gondoliere lauthals singend lachende Fahrgäste durch die Fußgängerzone schrammen und Gladiatoren in der Arena Kämpfe auf Leben und Tod austragen. Die Stadt, in der der Döner erfunden wurde. Oder verwechsele ich da jetzt irgendwas? Ist schon etwas her, dass ich da war, deshalb kann ich ich mich auch nur schlecht erinnern. Nur, dass am 17.09.2005 das Blackriver-Team eingeladen war, Fingerboarding auch jenseits der deutschen Grenze zu promoten, das weiß ich noch. Das Team bestand neben eurem werten Erzähler aus Mr. Blackriver himself, Martin aka. Earnie aka. Ehrenberger, dann noch Murat Deger, dem Teammentor, Boris „Borussia“ Dietschi und dem kleinen Nils. Als erfahrene Fotograf stand uns noch Burny zur Seite (Florian Hopfensberger, der in der boardmag Skateboard Galerie schon einige Shots platziert hat, Anm.d.Red.).
Ein unschlagbares Paar.
Die Abfahrt am Freitag gestaltete sich noch etwas schwierig, weil ein Drittel der Mitreisenden noch skaten war. War ja auch ein schöner Tag. Zweites Problem war die Gepäckfrage, da Earnie natürlich ein Haufen Stuff für den „Sportler“ dabeihatte, so heißt übrigens der Laden und unser Gönner, der uns bereits nach Brixen und Bozen in Südtirol eingeladen hatte (PF2 berichtete). Nachdem wir also einiges an Ballast in meiner Wohnung geparkt hatten ging´s auch schon los. Mit nur 3 Stunden Verspätung. Die Fahrt verlief eigentlich relativ ruhig, bis uns ein beißender Geruch in die Nase fuhr, der sich bei einem kurzen Stopp an der Mautstelle forcierte. Spätestens da merkten wir dann, dass nicht die LKW´s um uns herum die Ursache waren, sondern dieser Gestank tatsächlich aus unserm Maschinenraum zu kommen schien.
Autopanne...
Also auf den Standstreifen gefahren und der Sache auf den Grund gegangen. Jetzt sahen wir auch etwas Qualm aufsteigen. Motorhaube auf und was mussten wir sehen? Einen kleinen Zigarre-rauchenden Schimpansen! Auf den ersten Blick sah´s wirklich so aus. Die Zigarre entpuppte sich dann als Kabel, welches langsam durchschmorrte und so vor sich hin glimmte. Es schien es sichtlich zu genießen, dass wir mit Spucke, Mineralwasser und diversen Weihungszeremonien es nicht schafften, den kleinen Brand zu löschen, da er sich direkt unter dem Motorblock verschanzte (Wo sind die Spritzpistolen, wenn man sie braucht ??). Unser Boss hat dann einfach das Kabel als nicht so bedeutend erklärt und so machten wir uns also wieder auf den Weg. Ignoranz siegt und es steht 0:1 für den rauchenden Affen. Die Nacht war bereits in vollen Zügen angebrochen, als wir uns so langsam unserem Zielort näherten.
Frontside Rock. Wem gehörten diese begnadeten Finger?
Aufgabe Nr. 2 bestand nun darin, unser Hotel zu finden, bzw. den kleinen Vorort in dem es sich befindet. Quadaloupe oder so ähnlich. Zur Lösung dieses Problems standen uns einige freundliche Italiener hilfreich zur Seite. Aber es war dieser bedeutsame Anruf, den unser Chef höchstpersönlich ausführte, welcher endlich Licht ins Dunkel bringen sollte:“Hallo? Sprechen Sie deutsch? Hallo? Hello, do you speak German? ... the way to your hotel … hasta luego? … dove ti hotellós …“ ich glaube, der lange Ton in der Leitung hatte schon vorher eingesetzt, weil der Gespächspartner einfach eingehängt hatte. Er dachte wohl er wäre Opfer des verrückten Telefons geworden. Nun waren wir also wieder auf uns allein gestellt. Fast wie im Fernsehen, bei „Verstehen Sie Spaß?“, „Lost“ oder auch „Ärzte ohne Grenzen“. Aber dann ging alles eigentlich ganz schnell: Die lange Zielgerade hinaufgefahren, auf den Parkplatz des Hotel „Sole“ gefahren, festgestellt, dass es an der Rezeption doch mindestens eine Frau gab, die deutsch sprach, eingecheckt und gleich direkt mit unseren Skateboards (den grossen, ihr Nasen!) hinaus auf die Strasse, vorbei an Bars mit staunenden alten und neuen Leuten, um im Triumphzug die Nacht und etwaige Spots zu erobern, die wir meinten, auf unserer Herfahrt entdeckt zu haben. Und da war er auch schon: Ein Pömpel !!!
Herr Winkler und der Pömpel
Naja, war halt im Moment nix anderes da. Da wir die Mitternacht bereits passiert hatten und wir nicht ohne Skatepics in die Heimat zurückkehren wollten, entschlossen wir kurzerhand, dort einige Moves auf digitales Zelluloid zu bannen. Nur welche? Aus der Not geboren erlernte Herr Dietschi extra hierfür einen schönen bs 180 Nosebonk ganz nach dem Motto learning by doing. Wie aus dem Bilderbuch, aber seht selbst.
Boris Dietschi, Backsie 180° Nosebonk. Bild: Florian "Burny" Hopfensperger
Außerdem hat mich Boris in dieser Session schwer beeindruckt, also wenn mal wieder irgendein Spack behauptet, Fingerboarder könnten nicht skaten, schicke ich ihn mit Mr. Bum Bum Dietschi in den Ring. Und es geht hier nicht um einzelne Tricks, Jungs ... es geht um Lines! Wie damals „Add a Trick“, dem Vorläufer von „S-k-a-t-e“, die Oldschooler unter euch werden sich vielleicht noch daran erinnern. Endlich konnte ich seinen Kickflip footplant auch mal live begutachten. Inmitten des Shootings stahl ich mich weg und erkundete den nächsten Straßenblock auf eigene Faust. Und es sollte sich lohnen: Auf der uns abgewandten Seite, kurz neben dem Beachvolleyball-Tunier (welches mit echtem Sand auf einem Supermarktparkplatzes ausgetragen wurde (mitten in der Nacht, die spinnen, die Römer ...) fand sich ein „richtiger“ Spot: 2x4 mit fetten Ledges. Und einige Wallrides. Da ich allein unterwegs war, wurde leider niemand Zeuge meines dicken Nollieflip Nosebluntslide Nollieflip out Lateshoveit revert, den ich fürst-try an besagte Ledge nagelte. (Juz kiddin`).
Nic Herzog, Hippie Jump. Bild: Florian "Burny" Hopfensperger
Ich holte noch die anderen, Dietschi flippte im vorbeifahren die 4, nur dachte ich, die Leute in den Wohnblöcken um uns herum wollten um 2 Uhr nachts doch eventuell ihre Ruhe haben, also einigten wir uns auf eine Leitplanke, die Nic in Highjumpmanier absolut lautlos klärte. Dieses Foto erinnert mich auch an Kubricks „Spaceodyssee 2001“. So gegen drei dann in´s Hotel, etwas gefeiert und schlafengegangen, um fit zu sein für den selbigen Tag, der sich als einer der härtesten im Biz erweisen sollte.
Frischauf!
7.30 Uhr. Ich wache als Wecker auf. Piepse die anderen an, sie können mich nicht verstehen ... höchst surreal, fast so wie bei Kafka. Nee, also ich packe meine Siebensachen und freue mich schon auf ein gediegenes Frühstück. Der Café war ja auch gut, der Orangensaft auch, aber dieser ganze in Plastik eingeschweißte Süßkram (wer schon mal in Italy gewesen ist, kennt das Zeuch) jagte mir Angst ein. Zumal das das Einzige war, was es gab. Keine Brötchen, keine Wurst, kein Käse oder halbwegs annehmbare Brotbelege (Rechtschreibräform). Dank Bernie erfand ich auch einen neue Kaffevariante: Cappucino mit Orangenaroma! Und eine zu wörtlich genommene Art von „O-Saft to go“, einfach in die Hose schütten, spart den Becher und ist noch gut für die Umwelt. Nach unserem kleinen Malheur also ab in unseren großen schwarzen Elefanten mit dem Affen drin um Hannibal-mäßig besagtes Einkaufszentrum zu erobern.
Dietschi, Backside Tailslide
Gut, dass unser getunter Elefant schneller war als die herkömmlichen, denn ein frontside U-turn über einen durchgezogenen weißen Strich auf einer Autobahnzufahrt kann sonst ein sehr gefährliches Manöver sein. Ja, Italien und seine Straßen ... letztendlich dann doch im Parkhaus angekommen, die lustigen Sachen rausgeholt, Einkaufswagen organisiert (das sind dort schon Einkaufsbusse, einer hat halt echt für den ganzen Stuff gelangt!) und dann hinein ins bunte Treiben. Ich kann mich auf unserer gut 500m langen Strecke eigentlich nur an die Kassen mit den uniformierten Damen erinnern, die Werbespot-mäßig darauf warteten, die Kunden abzufertigen. Bei den Eröffnungsangeboten herrschte auch bereits dichtes Gedränge.
Martin Winkler macht endlich seinen Führerschein!
Schnell noch Führerschein gemacht (die haben da so Automaten, wo bis zu 2 Personen gleichzeitig ihren Schein machen können mit virtuellem Fahrlehrer: Einfach´n € einwerfen, Prüfung machen, ausdrucken und fertig Oder, was glaubt ihr, warum es auf Italiens Strassen so abgeht) und weiter an genau das andere Ende der Mall, wo uns der blau/weiße Schriftzug des „Sportler“-Fachgeschäfts begrüßte. Da gab es dann auch jmd. mit Tiroler Dialekt, wir beschlossen, den großen „Resident Park“ des Ladens sowie die mitgebrachte Big Mini nach draußen zu stellen, dann noch kleine Diskussion, wer sich um die PA hätte kümmern sollen, aber störte eh nicht, da es eh schon laut genug war und die Leute auch sowieso nix verstanden hätten. So machten wir es wie Fingaspeak: We let our fingers do the talking. Auch Terminator X speaks with his hands bekannterweise (da! Schon wieder Oldschool).
Dietschi und Nic bei der Arbeit.
Die Demo, bzw, Workshop lief so wie immer, würde ich sagen, nur dass uns die Leute- und wir sie nicht verstanden. Aber so Sachen wie Ollies und shove-its haben die meisten Kids dann doch gecheckt. Am Ende des Tages konnte ich dann den Leuten schon einigermassen den Weg zu den Toiletten erklären . Leider fiel mein verliehenes Shortwood-Model mit den raren TD-Chromachsen dank Mr. B. auf den Boden und einem Einkaufspanzer zum Opfer. Ich rech mich auf, ich rech mich auf !!
Echte Fingerboarder leben aus dem Koffer.
Nichtsdestotrotz denke ich, an diesem Tag einen persönlichen Rekord aufgestellt zu haben: Ich bin wirklich 10 Stunden fast ununterbrochen Fingerboard gefahren. Und habe fast 2 Stunden eingekauft ... Vollbepackt mit guten Sachen, die das Leben schöner machen gegen 21 Uhr wieder zurück zur Herberge.
Winkler als Pädagoge
Es regnete, deshalb fiel der geplante Ausflug in die Stadt und das Veroner Nachtleben flach. Was ein Glück, dass wir rechtzeitig zur letzten Pizza zurück ins Hotel kamen! Die war auch wirklich die Reise wert, echt eine der besten Vertreterin ihrer Art, die ich je vernascht habe. Nach einem Pitcher Hauswein, welchen ich dann doch fast alleine austrinken durfte, ging´s zurück auf die Zimmer zur Styroporflieger-Challenge: Es galt, die Flieger per Looping über ein vor dem Fenster gespanntes Stromkabel über das Flachdach rechts in Richtung Bus zu werfen. Bernie erwischte eine Strömung wie eine Welle, so dass der Styroporbomber trotz starken Regens einige Sekunden Airboard-mäßig im Luftkanal surfte (hoffentlich sind die Airboardtypen samt Gebläse mal wieder auf der Ispo am Start!).
Nic Herzog - 360° Varial Kickflip to fakie
Nach einiger Zeit war alles voller Flieger. Sie hingen im Baum, am Fenster der unteren Etage und auf dem Dach fest. Da Regen und Wind sie allerdings wegwehten, bzw. spülten, konnten wir die meisten davon morgens vor der Abfahrt wieder einsammeln um sie später von der Europabrücke zu schmeißen. Des Nächtens kam es dann doch noch zu einer dritten Begegnung der unheimlichen Art, als ein kleiner Skorpion direkt über Bernies Bett zum Angriff ansetzte. Mit schlechtem Italienisch und unter deutlichem Einfluss italienischen Cabernets gab Bernie dem Einstachler zu verstehen, dass er in friedlicher Absicht hier war und nach einigem Hin und Her war er sogar mit einem kleinen Fotoshooting einverstanden (Seht selbst!). Ich glaube, die beiden haben nachher noch Bruderschaft getrunken. Jedenfalls lachte sich Bernie später in unserem Zimmer ´nen Ast. Er konnte einfach nicht mehr aufhören. Vielleicht hatte das possierliche Tierchen ihn doch gestochen.
Murat, Kickflip Noseblunt Slide
Am nächsten Morgen ging eigentlich alles ganz schnell. Zimmer räumen, Café und O-saft frühstücken, ab inne Bus und auf in Richtung Salzburg. Genau, denn auf dem Weg dahin und in Salzburg selber wollten wir noch ein paar Skateparks und eine Halle auschecken. Die Suche nach den Parks artete aber dann doch zu einer kleinen Odyssee aus, diesmal halt nicht im Weltraum, eher ins bäuerliche Umfeld verlagert. Endlich angekommen, sahen wir, dass die Parks mehr Baustelle als Rollsportanlage waren. Sah aber schon ganz passabel aus das Ganze.
Ein Fan.
Der Weg dorthin war mit grossen Pfützen übersät, die ein prima Actionmotiv bildeten. Und in Salzburg wären wir ohne den Mann, den wir nach dem Weg fragten, und der dann kurzerhand mit uns mitgefahren ist, weil er zufällig in dieselbe Richtung musste, echt aufgeschmissen gewesen. Live-Navi auf österreichisch: „ ... Geh hearns, durt vurne lins eini ...“ . Die Skatehalle bestand aus einer Streetfläche und einem dicken Bowl mit Wallride. Als ich meine Augen über die Streetfläche schweifen lies, fiel mir besonders ein Knabe namens Philipp Josephi auf, der die Curbbox mit Manual Treflip out und fakie Flip backward Manual bearbeitete. Vielleicht tauchen die Moves ja irgendwo nochmal auf, ich hab da nämlich ein bisschen gefilmt.
Dietschi, Kickflip 5-0
Earnie zog schöne, cleane Lines im Bowl und ein paar verrückte Locals versuchten sich an nollie bs nosebluntslides – Sick! Danke nochmal an den Hallenwart der uns zum halben Preis reingelassen hat, nein, Moment, der kleine Nils musste natürlich nics zahlen . Die Uhr kannte keine Gnade und so fuhren wir also nach 2 Stunden nun endültig Richtung Heimat. Alles in allem bis auf den Regen ein schöner Trip, leider viel zu schnell vorbei, aber wie heisst es so schön: Die Zeit verfliegt, wenn man Spaß hat und davon hatten wir an diesem Wochenende eine ganze Menge (also Spaß, Zeit ja nicht unbedingt *g). 1000 Dank nochmal an das „Sportler“-Fachgeschäft für die Einladung und wer weiß, vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr in Rom wieder, zur Eröffnung einer weiteren Filiale ... Ich bin dann auf jeden Fall wieder mit von der Party. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann skaten sie noch heute.
Herzlichst,
Martin Winkler, Fingerboarder
PS: Ich möchte mich hiermit schon einmal vorab dafür entschuldigen, dass man etwaige Kommentare erst lesen kann, wenn man mit der Maus einen halben Kilometer gescrollt ist. Aber dann wisst ihr wenigstens, wie es uns in der Riesen-Mall ergangen ist ...
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