Interview: Epitome Of Frail

  • Boardmag
  • 16.06.2005

Interview mit EPITOME OF FRAIL
Das Interview wurde geführt von Tanja Adis vorm "Canape" in Trossingen

Wer sich während des Genusses dieses Interviews Musik der Band reinziehen will, kann sich diese hier herunter laden.



Euer Bandname hat in der Übersetzung was mit "Schwäche" zu tun. Musikalisch verkörpert Ihr aber genau das Gegenteil. Wie kommt das?
Sebi: Frei übersetzt heisst das so in etwas die "Verkörperung des Schwachen" und soll eigentlich genau im krassen Gegensatz zu unserer Musik stehen. Ganz am Anfang als wir zusammen waren hatten wir ein Lied, das denselben Namen trug und haben uns dann überlegt, ob wir denn den Songtitel nicht einfach auch als Bandname nehmen sollen.
Marc: Es ist ja sowieso ein Problem einen guten Bandnamen zu finden.

Würdet Ihr Euren Sound mehr in die Kategorie Metal oder eher in die Rubrik Hardcore einordnen?
Sebi: Also am ehesten würden wir den Sound in die Kategorie "Mal den Arsch grün..." einordnen (alle lachen). Die ganzen Schubladisierungen und Metalbezeichnungen werden nämlich immer länger. Da hat man dann Begriffe wie "New-Power-Over-Metalcore" und irgendwann vielleicht "Premium-War-Metal" oder so. Aber im Ernst gesagt ist es einfach so, dass alle in der Band verschiedene Musikvorlieben haben, die sich hier treffen.Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich eher den Begriff METALCORE für unseren Sound wählen.
Marc: Ja, aber eigentlich schon Metal! Die Lieder haben unterschiedliche Schwerpunkte. Vor allem die neuen Sachen sind metallastiger. Zudem haben wir einige Songs mit Fastspeed, die Richtung Oldschool-Hardcore gehen. Aber da legen wir uns nicht fest, sondern das ergibt sich einfach so.
Sebi: Wir spielen halt einfach was uns gefällt.

Erzählt doch mal bitte wie es zur Bandgründung kam und was Euch dazu getrieben hat das Projekt ins Leben zu rufen.
Sebi: Ganz zu Anfang hatte ich hier in Trossingen eine Band, mit der wir aber nur einen einzigen Auftritt hatten. EPITOME OF FRAIL hiessen ja früher DRAFT. Der Sänger damals ist ausgestiegen und so kam ich zu der Band. Wir hatten dann mit dem Gitarristen Zoff, er ist ausgestiegen und dann kam der Marc dazu. Das hat dann prima funktioniert, wir haben viele Songs geschrieben und die Chemie hat gestimmt. Vor knapp zwei Jahren ist dann der Drummer Knuddel ausgestiegen. Das war ein schwerer Schlag für die Band und wir haben lange Zeit nach einem Ersatz gesucht. Kurz danach hat uns dann auch unser Gitarrist verlassen, der aber einige Zeit später wieder zurück kam. Dann haben wir unseren jetzigen Drummer gefunden. Wir wollten definitiv weitermachen und haben die letzten 9 Monate ziemlich viel gearbeitet. Es gibt eine neue CD, die Homepage wurde überarbeitet, wir haben uns ums Merch gekümmert und spielen grad viele Live-Shows. Unser Ziel ist eigentlich immer zusammen Musik zu machen.
Marc: Vor vielen Leuten spielen!
Didi: Ja genau, im Madison Square Garden (kollektives Gelächter).
Sebi: Auja, so ein 3-Milliarden-Dollar Deal wär schon was.
Marc: Weil es der Musikindustrie grad so gut geht, dachten wir halt, dass wir da gleich fett einsteigen können (lacht).
Didi: Eigentlich sind wir ja auch gecastet.
Sebi: Ich glaub wir sind einfach die schwulste Metalcoreband der Welt.
Didi: Exakt und wir spielen Low-Tune-Gay-Metal.

Wenn man Eure Lyrics näher betrachtet stecken da sehr viel Destruktion, Dunkelheit und Selbstzerstörung drin. Verarbeitet ihr damit Eure düsteren Gedanken oder wieso ist das so?
Sebi: Die Lyrics spiegeln in erster Linie die persönlichen Erfahrungen und Empfindungen wieder. Ich bekomme schon ab und an zu hören, dass ich mich mit den Texten ein bisschen aus dem Fenster lehnen würde oder dass die zu oberflächlich geschrieben wären. Wenn ich halt einfach das Gefühl habe, dass sich Millionen von Würmer durch meine Eingeweide graben, dann schreib ich das halt auch so. Hauptsächlich sind es Empfindungen und Erfahrungen, aber auch allgemeine Themen wie z.B. die momentane Weltlage oder so, die verarbeitet werden. Ich schreib die Texte zum Großteil selber, geh die aber dann mit den anderen Bandmitgliedern nochmals durch, so dass wir auf einen Nenner bringen. Der Marc hat auch schon Texte mit beigesteuert. Ich bin da eigentlich offen für alles, wenn ich es vertreten kann. So Texte über Bienen oder Blümchen kann ich schnell aus dem Ärmel schütteln, aber hinter sowas stehen wir einfach nicht.
Marc: Ja, Texte über Partys, Weiber oder so brauchen wir keine, das machen wir einfach so.
Didi: Nutten und Koks...hahaha..
Sebi: Also mit Drogen haben wir nix am Hut. Davon distanzieren wir uns.
Marc: In den Texten findet zum Teil wirklich Vergangenheitsbewältigung statt. Das Schlimme ist halt einfach, dass jeder mal üble Sachen erlebt, die an die Substanz gehen und wenn man da kein Ventil hat geht man kaputt. Es ist doch besser man geht auf der Bühne ab und kann so vielleicht auch anderen noch damit helfen, die sich mit den Texten identifizieren können. Andere würden vielleicht auf die Strasse rausgehen und Scheiss bauen in so einer Situation.



Es gibt einen Song der denselben Namen trägt wie die Band. Was genau wollt ihr dem Hörer denn mit diesem Song mitteilen?
Sebi: Also wie gesagt hab ich den Text damals vor über vier Jahren geschrieben. Das war eines unserer ersten Lieder. Wenn man es grammatikalisch ganz richtig machen wollte müsste es "The epitomy of the frailty" heissen. Es kann ja jeder reininterpretieren was er will. Inhaltlich geht es bei dem Text um die Unterdrückung von Schwächeren, die durch Behinderung, Armut o.ä. zustande kommt. Letztendlich ist die Message des Songs, dass man trotzdem immer das machen sollte und kann worauf man Lust hat, egal wieviel man hat. Das soll auch das sein, was wir als Band wiederspiegeln. Wir haben alle unsere Tiefen und Schwächen, aber jeder hat die Chance es zum Guten zu wenden wenn er will.
Marc: Man kann ja nicht nur die ganze Zeit destruktiv sein.
Sebi: Letzten Endes ist in jedem Text auch eine positive Botschaft mit drin. So bekommt der Hörer das Gefühl nicht alleine zu sein und irgendwo verstanden zu werden.

Seit kürzerem seid ihr zu fünft. Wie seid ihr denn zu dem zweiten Gitarristen gekommen und seid ihr nun mit einem permanenten Line-Up gesegnet?
Sebi: Wir wollten eigentlich schon lange einen zweiten Gitarristen haben, hatten aber das Problem nie jemanden gefunden zu haben, der auf derselben Wellenlänge schwimmt wie wir und technisch versiert genug ist.
Marc: Unsere Musik ist ja nix schönes, sondern die soll ja vor allem druckvoll und laut sein. So richtige Song-Bretter einfach, zu denen man rumspringen kann oder im Moshpit abgehen. Viele Gitarristen haben einfach das Problem, dass sie zu schnörkelig spielen.
Sebi: Ich find sowas eigentlich geil, aber bei uns in der Musik hat das halt nix zu suchen.
Marc: Mit dem Schlafie (der neue Gitarrist) zusammenzuarbeiten ist halt supergeil, weil man da viel mehr Möglichkeiten hat. Zudem ergänzen wir uns gut. Wenn z.B. der eine ein Riff spielt, dann hat der andere schon wieder die nächste Idee wie man noch mehr rausholen kann. Gestern haben wir einen neuen Song fertiggemacht und ich war selber erstaunt wie gut er geworden ist. Wenn ich mir dann die alten Songs anhöre denke ich nur "ach du Scheisse", die wollen wir gar nicht mehr spielen. Einen haben wir auch rausgeworfen, der uns einfach keinen Spass mehr macht.
Sebi: Wir haben in erster Linie Spass an der Sache, aber wir wollen ja auch weiterkommen als Band. Mit besseren Songs können wir noch mehr Leute erreichen. Zudem stehen wir gerne auf der Bühne und wollen Shows spielen so oft als möglich.
Marc: Jeder der in einer Band spielt kennt das Gefühl auf der Bühne zu stehen. Es gibt nicht viel geileres!
Sebi: Meiner Meinung nach ist es eine Lüge, wenn jemand als Band behauptet das nur aus Jux zu machen. Weil doch letztendlich jeder Erfolg haben will.
Schlafie: Ich kam zu der Band, weil mich der Marc, als er zwischendrin mal ausgestiegen war, gefragt hat, ob ich Gitarre spielen kann. Ich hab mich natürlich sehr darüber gefreut, aber irgendwie ist dann nie was passiert. Als der Marc dann wieder bei der Band war, kam das alles so.
Sebi: Es hat einfach alles gut gepasst und wir merkten, dass der Schlafie uns gut ergänzen wird. Er war schon früher bei unseren Konzerten und kannte daher auch unsere Lieder. Er hat nur drei Proben gebraucht, bis er die Songs komplett drin hatte. Jetzt sind wir froh, dass wir zu fünft sind und alles super klappt. Eine homo(gene) Einheit sozusagen (lacht).
Marc: Das ist auch soundtechnisch eine geile Ergänzung. Der Sound wir dadurch nochmal viel fetter und gewaltiger.

Euer vorheriger Drummer Knuddel hatte, soweit ich weiß Probleme mit Euren teilweise dunkel angehauchten Lyrics. Als er die Band verlassen hat, seid ihr in ein ziemliches Loch gefallen.
Sebi: Ja, wir haben ewig überlegt ob wir überhaupt weitermachen sollen. Nachdem dann auch noch der Marc ausgestiegen war, waren wir kurz davor alles hinzuwerfen. Aber weil viel zu viel für uns dranhing, haben wir die Kurve gekriegt. Der Knuddel ist ausgestiegen, weil er schon immer sehr gläubig war, was immer extremer geworden ist. Für mich war das schon eine Art Fanatismus. Ich hab weder für Gott noch für Satan was übrig, aber es passiert einfach viel zu viel Mist auf der Welt und vielleicht bin ich auch einfach ein Schwarzseher, was sich in den Texten wiederspiegelt. Nur weil er mit diesen Gefühlen nicht klarkommt, kann ich nichts dagegen tun.
Marc: Der Knuddel war ein echt cooler Drummer, aber es hat halt dann durch seine Einstellung leider nicht mehr gepasst. Vielleicht sind unsere Texte auch extremer geworden. Jedenfalls haben wir uns gegenseitig ausgebremst. Wir haben viele Drummer ausprobiert und überlegt, ob wir mit einem Drumcomputer arbeiten sollen, waren dann aber echt froh dass wir unseren jetzigen Drummer durch Zufall gefunden haben. Das war das Beste was uns passieren konnte.
Marc: Das mit dem Drummer hat uns fast das Genick gebrochen und hat uns zwei Jahre gekostet, aber jetzt haben wir einen prima Schlagzeuger und sind komplett.



Gibt es denn jetzt in der Zwischenzeit auch eine CD von Euch bzw. was habt ihr plattentechnisch als nächstes in Planung?
Sebi: Die CD haben wir Anfang Oktober bei Cabal im Studio in Neuhausen ob Eck aufgenommen. Das Studio gehört dem Sänger von Cabal, einer Power-Metal Band. Wir sind schon lange am überlegen, ob wir ne CD aufnehmen sollen. Beim Georg hier in Trossingen, der früher bei Unsound of Mind mitgespielt hat, haben wir mal was produziert, was wir aber nicht unters Volk bringen wollten. Die fünf Songs, die wir jetzt im Studio eingespielt haben, sind prima geworden. Er als Produzent, das hat einwandfrei gepasst. Seine Kritik war konstruktiv und hat das Ergebnbis verbessert. Für dieses Jahr planen wir noch mehr Auftritte und wir wollen wieder ins Studio gehen, da wir schon wieder viele neue Songs haben. Das wird dann wahrscheinlich so ein Mini-Album werden.
Marc: Es kommt halt auf die finanzielle Lage an.
Sebi: Dadurch, dass ich beim Fernsehen arbeite, hab ich viele Möglichkeiten und Kontakte, um an die Technik dranzukommen. Im Juli spielen wir mit Napalm Death und Diecast in Stuttgart und werden da einen Konzertmitschnitt machen, der nachher auf DVD erscheinen soll.

Welche Bands beeindrucken Euch momentan am meisten?
Sebi: Mich beeindrucken Bands die trotz ihrer Größe auf dem Boden geblieben sind und nicht vergessen haben, dass sie auch mal selber Fans waren. Diesbezüglich beeindrucken mich momentan vor allem DIECAST, weil die locker drauf sind und überhaupt nicht arrogant rüberkommen. Sie betrachten z.B. ihre Fans nicht als Fans, sondern als Freunde und sehen sie als eine grosse Familie. Das ist die Linie die wir verfolgen. Schliesslich sind die Leute auf den Konzerten dafür verantwortlich, dass die Band nach oben kommen. Viele Bands vergessen das leider. Wir sind den Leuten einfach was schuldig finde ich. Nach den Konzerten bedanken wir uns auch immer bei den Leuten, dass sie da waren und so. Das ist wichtig finde ich.
Marc: Das geilste nach der Show ist immer mit den Leuten zu reden und zu erfahren, was gut war und was nicht so gut gewesen ist. Mich beeindrucken momentan Rammstein. Die Typen scheissen einfach auf alles und jeden und machen was sie wollen. Egal was sie machen, es wird zu Gold und es gibt keine Band, die sich so anhört wie sie. Die Presse versucht immer die Band totzureden, aber sie sind mit einem neuen Album zurück und treten in den Bandcharts regelmässig alle in den Arsch. Die machen musikalisch auch immer was Neues, was sich zwar oft gleich anhört, aber immer wieder neu erscheint. Ansonsten beeindruckt mich gerade nicht so, dass KORN von ihrem Gitarristen verlassen worden sind. Da sieht man mal wieder, dass das nicht nur uns passieren kann, sondern auch so einer grossen Band.
Sebi: Bei Chimaira ist das nicht viel anders. Auf der DVD sieht man, dass die auch ständig Stress mit ihren Drummern hatten. Und das macht einem dann wieder Mut, wenn man sieht dass es auch anderen Bands so geht.
Didi: Chimaira und Lanfear (alle lachen), eine absolut geile Power-Metal Band.
Sebi: Eunuchenmetal.
Didi: Die kommen aus Stuttgart und sind sehr geil.
Marc: Das ist Manowar für Arme. Wirklich straighte Poser, die auch noch dazu stehen. Da ist schon eine gewisse Grundironie drin.
Didi: Würde die nicht bei mir im Auto laufen, würden die sich bestimmt nicht so drüber lustig machen. Ich mag halt 80er Metal.
Marc: Der Didi ist halt auch ein bisschen älter als die meisten von uns.
Sebi: Ja, der Bandopa.
Marc: Das Kellergewölbe der Band sozusagen.
Schlafie: Ich hör eingentlich alles. Tori Amos bis Klassik und Dillinger Escape Plan etc....
Sebi: Wir sind da nicht so festgefahren. Bei uns geht das von New Metal über Metal bis zum Hardcore und teilweise noch weiter. Ich und Schlafie finden Silbermond z.B. extrem geil.
Didi: Ihr fahrt doch nur auf die Sängerin ab.
Sebi: Also bei uns ist eigentlich alles drin. Wir wurden schon beschrieben als eine Mischung aus Machine Head und Sepultura, andere sagen wir machen New Metal.
Marc: Letztendlich ist es einfach Abgehmucke. Da hört man es klatschen bei der Wall of Death!

Äussert Euch mal bitte noch zu den Themen Straight Edge, Alkohol und Vegetarismus.
Sebi: Alkohol, absolut dafür. Sxe und Vegetarisch ist für mich dasselbe wie Glauben an Gott. Wer es kann soll es machen. Ich respektiere es und find es toll. Aber wenn man dann versucht anderen seinen Willen aufzuzwängen find ich das nicht mehr so gut. Ausser Alkohol nehm ich aber keine Drogen. Obwohl meine Leberwerte 1A sind. Fleisch schmeckt mir viel zu gut, als dass ich es aufgeben möchte. So vegan können die übrigens gar nicht sein, weil Fruchtfleisch wird gegessen und Wurstsalat wird verschmäht (alle lachen).
Marc: Was mich halt wundert ist, dass wir im Land des Schnitzels diesen Trend haben. Mein Opa war ein Landwirt und ich bin mit Schnitzel und Gulasch aufgewachsen. Jeder soll aber essen oder tun was er will. Mit militanten Vertretern kann ich allerdings gar nichts anfangen.
Sebi: Straight Edge ist halt eine Lebenseinstellung hinter der man steht. Was ja auch nichts schlechtes ist. Aber bei uns in der Band ist das kein Thema.

Marc: Wir sind einfach die Leute geworden, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben und trinken gerne Bier. Wir haben sogar nen privaten Sponsor und zwar Löwenbräu in Bräunlingen.
Sebi: Ich find man sollte das Ganze nicht zu eng sehen.

Danke für das Interview und Euch viel Erfolg weiterhin.
Wir danken dir. Kommt zu unseren Shows und checkt unsere Homepage www.frailbreed.de

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