Teil 1
Die Sommerferien stehen vor der Tür und viele Brettsportler, die auf den Gletschern die letzten Reste Schnee abschabten oder ihre Haut auf dem Asphalt aufschürften, wollen auch am Strand bzw. im Wasser auf Brettern seitwärts rutschen. Für alle, die zum ersten Mal surfen gehen und für alle Interessierten gibt es hier ein paar wichtige Tipps und Regeln. Vielleicht können sie helfen, dass ihr mit einem breiten Grinsen im braungebrannten Gesicht statt mit Beulen und einem gebrochenen Herzen ob der herben Enttäuschungen aus dem Urlaub zurückkehrt.
Jeder Brettsportler der ans Meer reist, wird vermutlich mindestens einmal das Surfen, die Mutter aller Boardsportarten, ausprobieren wollen. Einige planen detailliert wie und wo man am besten Surfen lernen kann, andere lassen alles eher auf sich zu kommen und entscheiden letztendlich spontan. Hier soll nun erklärt werden, worauf man – vor allem als Anfänger – besonders achten sollte.
1) Grundlegendes
Für Surfer aus unseren Gefilden mit einem eher durchschnittlichen Geldbeutel bietet sich vor allem der Atlantik als bestes Reiseziel an. Zugegeben, im Juli und August kann man schon mal Pech haben und die Wellen gleichen über Wochen denen vom Mittelmeer, aber in der Regel kann man in Frankreich, Portugal oder Spanien gut surfen lernen bzw. auch als Fortgeschrittener auf seine Kosten kommen.
Der Atlantik: Manchmal mit Wellen, im Sommer leider auch manchmal ohne...
Anfänger sollten sich auf alle Fälle an einem Sandstrand versuchen. Dort brechen die Wellen nicht so hohl und im Falle eines Falles mit Bodenkontakt fällt man auf Sand und das ist auf alle Fälle angenehmer als alle anderen Untergrundarten.
2) Der Strand
Wie ihr euch am Strand zu verhalten habt, brauch ich nicht groß zu sagen: schön eincremen, die Sonne meiden, viel Trinken gegen Hitzekoller, den Müll mitnehmen...
Das Eincremen ist für Surfer besonders wichtig, das Wasser reflektiert die Sonne und erhöht somit die Strahleneinwirkung. Für die Nase und die Wangenknochen empfiehlt sich sogar die totale Abdeckung mit einer Zinksalbe. (Die trocknet aber leider auch die Haut aus, also schön mit Fettcreme nachbehandeln).
Nie vergessen: Kappe, Trinken, Cam und Boardmag-T-Shirt
3) Das Surfboard
Es mag zwar cool sein, mit einem Shortboard unter dem Arm über den Strand zu laufen, aber mehr Erfolgserlebnisse wird man als Anfänger mit einem längeren Brett mit einer breiten Nose haben. Denn: je breiter u. länger, desto mehr Platz für Fehler und desto mehr Auftrieb, sprich Stabilität. Als Faustregel gilt: Das Brett sollte keinesfalls kürzer sein als die eigene Körperlänge plus ausgestrecktem Arm. Falls man nur ein altes, vergilbtes Shortboard zur Verfügung hat und kein Gleichgewichts-Gott ist, sollte man über eine erhöhte Frustrationstoleranz verfügen.
Das Bic-Malibu 7'9'' (Fuss und Inches): Das Allroundbrett für Anfänger wie Könner
Also, ein Anfängerboard sollte lang, breit, dick und billig sein. Natürlich gibt es an fast jedem Strand, zumindest in Frankreich, auch einen Boardverleih zu relativ erschwinglichen Preisen. Jetzt muss man sein Board nur noch wachsen, und dann kann es losgehen.
4) Der Spot
Wenn ihr nun ein Brett habt und es an einen Strand geschafft habt, ist es von Vorteil, erst mal die Augen aufsperren und gucken was so abgeht. Dort wo die Wellen gut brechen werden immer viele Leute sein. Auch wenn es verlockend ist sich in das Getümmel zu stürzen, etwas abseits von den Massen seid ihr vor der Horde sicher und die Horde vor euch.
Der ideale Spot zum Anfangen? Lieber weg von Steinen und Massen...
Sind gar keine Surfer im Wasser sind die Bedingungen meistens wirklich so schlecht, dass man höchstens das Brettgefühl und das Paddeln trainieren kann. Sollte es im Sommer große Wellen geben, ich glaub dass werdet ihr schon erkennen. Wenn sich bei den Jungs trotz brütender Hitze die Eier zurück in den Körper ziehen, dann ist das schon mal ein gutes Zeichen, die Mädels sind öfters eh etwas vorsichtiger als wir Testosterongesteuerten...
5) Die Anfänge im Wasser
Für diese ersten Schritte braucht man keine Wellen, man kann das also auch am Baggersee oder im Swimmingpool üben. Im spiegelglatten Wasser fängt man an sich an sein Brett zu gewöhnen. Das wichtigste ist erst mal, den Sweet spot zu finden. Auch hier gibt es eine Faustregel: Unabhängig von der Boardlänge immer so hinlegen, dass man mit leicht angewinkeltem Arm die Nose noch erreichen kann. Man könnte sich vielleicht Aufkleber zur Orientierung draufpappen, aber ein wenig rumrutschen muss man wohl immer.Als nächstes übt man wie man auf dem Brett sitzt: rittlings. Ist gar nicht so einfach am Anfang, aber mit der Zeit kann man die Balance mit immer spärlicheren Ausgleichbewegungen schaffen. Dann kann man noch probieren, wie sich im Sitzen das Brett am besten drehen kann, und zwar durch Drehen der Arme und Beine. Dies muss so schnell wie möglich geschehen, denn in den Wellen braucht man jede Zehntel Sekunde, um sich richtig zu positionieren.
6) Die Anfänge in den Wellen
Seid ihr nun wirklich mit dem Board auf dem Weg ins Wasser und es hat surfbare Wellen, gibt es eine Regel, die in allen Lebenslagen Anwendung finden sollte: Gelassenheit bewahren. Im Wasser wird die ganze Situation schnell etwas chaotisch und man lässt sich leicht davon anstecken, wird hektisch und überschätzt sich. Also, Ruhe und Zurückhaltung...
Optimale Bedingungen: Langsame Wellen, viel Weißwasser für Anfänger und keine Leute
Bis etwa zur Hüfte kann man in das Wasser marschieren, dass Brett neben sich, die Leash an den hinteren Fuß gebunden, die Nose nach vorne. Immer schön Abstand zum Nebenmann halten, ungefähr die doppelte Länge der Leash und vor allem nie direkt hinter einem anderen raus paddeln. Nun beginnt der Kampf im Weißwasser. Nicht etwa die grünen ungebrochenen Wellen sollte man anpaddeln, zum Anfangen eignen sich die gebrochenen Walzen am besten, und zwar die, die sich noch einige Zeit mit etwas Kraft in Richtung Strand schieben.
6.1) Die Spülgänge
Leider läuft es bei den ersten Versuchen meistens nicht optimal ab, und so manches Mal wird man von der Welle in einen kleinen Schleuderwaschgang geschickt. Man sollte unbedingt darauf achten, dass das Brett näher zum Strand ist als man selbst. Denn sonst kann man schnell das Board gegen den Kopf oder andere Körperteile gespült kriegen, und etwa die Finnen des Boards können für tiefe Schnitte an euren Astralkörpern sorgen. Also: kommt es zu einer Situation, in der man die Kontrolle über sein Brett verloren hat: Abstand gewinnen, sprich das Brett wegstoßen oder sich vom Brett wegstoßen und während man gespült wird ruhig bleiben. Es empfiehlt sich, die Hände schützend vor den Kopf zu legen. Wer noch etwas Übersicht behält, kann die Leash nahe beim Brett festhalten, so schützt man andere Surfer, das Brett und man ist nach dem Spülgang schneller wieder auf dem Brett. Wenn die Bedingungen nicht zu heftig sind, macht das Ganze jedoch eher Spass, und man braucht keine Angst zu haben.
6.2) Das Gleiten
Wir wollen uns aber nicht bei den Spülgängen verharren, sondern wollen uns auf die Versuche die Weißwasserwalzen zu bekommen konzentrieren. Zuerst muss man die richtige Größe rausfinden. Zu große stoßen einen schnell vom Brett, zu kleine haben keine Kraft einen mitzunehmen. Also: Nose in Richtung Strand, den Sweet Spot auf dem Brett suchen und auf die Welle warten. Will man seine Chancen erhöhen, paddelt man um schon mal Geschwindigkeit aufzunehmen am besten fast so schnell wie die Welle selbst... Wird man erstmals von einer Welle mitgenommen, hat man den ersten wichtigen Schritt geschafft. Liegend auf dem Brett gleitet man – oft leider nur für wenige Sekunden – dem Strand entgegen und kann nun, als Vorstufe zum Aufstehen allerlei Schabernack probieren: Gewichtsverlagerung nach rechts und links, umfassen der Rails des Bretts, oder das Aufstellen der Hände auf der Oberseite. Man kann auch den Ausstieg aus den Wellen üben: Rails umfassen, sich aufsetzen, etwas weiter hinten auf dem Brett und die Nose zum Gesicht ziehen.All das kann man ruhig ein bis zwei Stunden üben, spätestens dann dürfte man seine Kraft erst mal verloren haben. Früh eine kleine Pause einschieben, verlängert die Kraft und Ausdauer ein wenig.
Das Gleiten kann man auch gut auf stehenden Wellen üben
6.3) Das Aufstehen – der Take-off
Ebenfalls im Weißwasser sollte man seine ersten Take-offs probieren. Wenn das Angleiten auf der Welle klappt, kann es losgehen. Dazu positioniert man die Handflächen platt auf der Oberseite seines Bretts, so ca. auf Brusthöhe. Die Schnellkräftigen können sofort auf beide Beine springen, die nicht so Sicheren können zuerst das vordere Bein aufstellen und das hintere nachziehen. Hier gilt es die Mitte vom Brett zu finden und den richtigen Abstand zwischen den Beinen zu ertasten. Steht man zu weit vorne, geht die Nose unter, steht man zu weit hinten verliert man leicht die Welle. Sind die Beine zu eng, ist es sehr schwierig das Gleichgewicht und so auch die Welle zu behalten. Sind die Beine zu weit auseinander, ist es nicht so schlimm, aber man erreicht so keine optimale Manövrierfähigkeit.
Wenn man soweit gekommen ist, dann geht das Üben erst richtig los. Jetzt geht es in die grünen Wellen. Neben kleinen Erfolgen muss man sich hier auf zahllose Spülgänge und kräftezehrende Paddel-Marathons einstellen. Je nach Wellengröße, Sandbankform und Strömungen kann es sehr übersichtlich oder aber sehr komplex werden. Es gilt die Stelle der Welle zu finden, wo sie gerade am Brechen ist. Dort hat sie am meisten Kraft und erlaubt so ein leichteres angleiten und einen längeren Ritt. Gegenüber dem Aufstehen im Weißwasser muss man in den steileren und schnelleren grünen Wellen seinen Brustkorb vom Brett wegdrücken und so schnell wie möglich auf den Beinen stehen.
Ein garantierter "Stoke" für den Anfänger, während sich manch ein Könner nach Größerem sehnen dürfte
Könnt ihr nun geradeaus oder leicht schräg die Welle abreiten, habt ihr die Basics geschafft.
Gibt es mal keine Wellen muss der Talisman ran...
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Pics: Katrin, Flo u. Jo
Boardmags Guide to Surfing Teil 2: More Basics