Boardmags Guide to Surfing Teil 2: More Basics

  • Boardmag
  • 02.08.2006

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Teil 2 

Nachdem ihr im ersten Teil einen groben Überblick über die Grundlagen des Surfens bekommen habt, folgt nun die hohe Kunst der Durchtauchtechniken, der ersten Turns und ein Blick auf die Vorfahrtsregeln. 

 Die Vorfahrtsregeln

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 Wie war das nochmal mit der Vorfahrt?

Im Surfen ist der Localism größer als in allen anderen Boardsportarten. Es geistern Geschichten über ganzkörpertätowierte blutrünstige Schränke, die „ihre Welle“ mit aller Gewalt gegen jegliche Fremde verteidigen. Oft wird davor gewarnt, bloß in der Nähe solcher Locals ins Wasser zu gehen, da man sonst mit einer gebrochenen Nase und einem gebrochenen Board rechnen könne. Einiges an solchen Geschichten mag wahr sein, manches kann übertrieben oder schlichtweg erfunden sein. Hier wird gezeigt, wie das eigene Verhalten einen vor grimmigen Blicken oder fliegenden Fäusten schützen kann.

 Rudelsurfen  

Ein Surfurlaub in einer großen Gruppe verspricht viel Vergnügen und mit der kompletten Crew von Zuhause am Traumstrand abzuhängen ist zweifelsohne ein riesen Spaß. Nur eines sollte man bedenken: Wenn sich fünf oder zehn Touris johlend ins lineup stürzen, wirkt das sehr respektlos gegenüber den Locals. Sollte man jetzt noch – wenn auch nur aus Versehen – einem Einheimischen im Weg rum paddeln, oder sogar eine Welle wegnehmen, kann es ungemütlich werden. Daher gilt: Surfen in kleinen Gruppen sorgt für weniger Aggressionen bei den Locals und so für entspanntere Sessions.

 Die perfekte Welle  

Auch wenn es manchmal schmerzlich ist: Sieht man vom Strand aus den besten Peak an dem ein paar Surfer heftig abgehen, ist es ratsam, nicht sofort direkt hinzupaddeln, an Sandstränden findet man auch noch ein paar Meter daneben Wellen, die für uns Inländer genügend Spaß bieten. Nach einer Weile an den vermeintlich schlechteren Stellen kann man sich näher an die Locals wagen. Es sei denn, sie sind um einiges besser als ihr. Also: nicht gleich an die pole position paddeln, sondern zurückhaltende Annäherungsversuche starten.

 Vorfahrt auf der Welle  

Sobald ihr euch an den Take off in grünen Wellen wagt, müsst ihr die Vorfahrtsregeln auf dem Wasser kennen. Der Surfer, der näher am brechenden Teil der Welle, d.h. näher am Weißwasser ist, hat Vorfahrt. Diesem gehört die Welle und er hat das Recht andere aus seiner Welle herauszupfeifen. Man kann sich aber als Tourist sehr unbeliebt machen, wenn man einen Local, der diese Vorfahrtsregel bricht, auffordert, die Welle zu verlassen. An Beachbreaks wird die Situation schnell unübersichtlich. Die Welle bricht in mehreren Sections und manchmal surfen zwei direkt aufeinander zu. Hier gilt das Gentlemen Agreement und der Klügere (bzw. der Touri) macht Platz. 

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 Ganz klar: Der Surfer auf dem gelben Brett muss zurückziehen 

Eine weitere wichtige Vorfahrtsregel besagt, dass der Surfende stets Vorrang vor dem Paddelnden hat. Daher gilt es beim rauspaddeln immer vorrausschauend seinen Weg durch die Massen zu navigieren. Dabei muss man den einen oder anderen Umweg und Spülgang in Kauf nehmen. 

Hier nochmal die Regeln in Kurzform 

  1. An vollen Spots nur in kleinen Gruppen surfen
  2. Anfangs gebührenden Abstand zu den Cracks und Locals halten
  3. Der Surfer am brechenden Teil der Welle hat Vorfahrt
  4. Nur ein Surfer pro Welle
  5. Der Paddelnde muss dem Surfenden ausweichen. 

Generell gilt: Zurückhaltung und Umsicht hilft die Übersicht zu bewahren

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  Hier wird es richtig gemacht: Der Surfer oben auf dem Kamm zieht weise zurück 

Die Durchtauchtechniken

  Die Turtle Roll  

Wer zu den grünen Wellen will, muss die schäumenden Weißwasserwalzen überwinden. Leider erschwert das große dicke Brett, dass dem Anfänger Stabilität bietet, den Weg ins lineup. Für dickere und längere Bretter empfiehlt sich daher die Turtle Roll: mit voller Geschwindigkeit auf die Walze (diese sollte nicht größer als ca. 1m sein) zupaddeln und kurz vorher eine halbe Rolle samt Brett machen. Mit durchgestreckten Armen muss man das Brett an den Rails festhalten und lässt die Welle über sich hinwegrollen. Wichtig ist hierbei das man gerade auf die Walze zupaddelt. Die Weißwasserfront und die Längsachse des Bretts müssen einen 90° Winkel bilden, sonst wird man gnadenlos an den Strand zurückgespült.

  Der Duckdive  

Der Königsweg ins lineup ist der Duckdive. Über ihn kann man ganze Bücher schreiben und man braucht einige Zeit im Wasser, bis man ihn einigermaßen beherrscht. Auch hier gilt, mit voller Geschwindigkeit auf die Walze oder die sich gerade brechende Welle zupaddeln. Ca. ein bis zwei Meter vor der Welle beginnt die Einleitung. Man muss die Rails knapp oberhalb seiner Brust umgreifen und richtet sich zu einer Art Liegestütz auf. Mit Knien und Unterschenkeln auf dem Brett beginnt man die Nose in die Welle oder unter die Walze zu drücken. Während ein Bein nach hinten oben ausgestreckt wird um das Gleichgewicht zu behalten, drückt das andere Bein mit Knie oder Fußballen das Tail nach unten. Ist das Tail auf dem Weg nach unten, sorgt das andere Bein mit einem kräftigen Schlag für noch mehr Beschleunigung. Jetzt sollte man sich genau unter der Welle befinden und die Nose wieder in Richtung Oberfläche bringen.

  Chicken Dive und Backbreaker  

Bei großen Wellen packt einen schnell die Angst. Sollte dies der Fall sein, kann der Chicken Dive helfen: Das Brett Richtung Strand schmeißen und so tief tauchen wie es geht, am besten sich noch irgendwie am Boden festhalten, was bei Sand nahezu unmöglich ist und bei Korallen sehr schmerzhaft. Das Brett zieht einen an der Leash dann wieder zurück Richtung Strand. Der Chicken Dive ist nur in Notfällen anzuwenden, da er sowohl für das Brett als auch für Leute in der Nähe gefährlich werden kann.

Der Backbreaker ist die Methode, wenn einem die Luft ausgegangen ist, und man eine Pause vom Paddeln braucht. Hierbei sitzt man auf dem Brett, mit dem Rücken zur Welle, zieht die Nose etwas nach oben und lässt die Welle auf seinen Rücken prallen. Nicht so toll bei großen Wellen, denn sonst wird diese Technik ihrem Namen gerecht.

Der Ritt  

Hat man es ins lineup geschafft und den Take off gemeistert, beginnt das eigentliche Surfen. Anfangs ist man oft so sehr damit beschäftigt, sein Gleichgewicht zu halten, dass man keinerlei Ahnung hat, wo man sich auf der Welle befindet und wo man hinfährt. Nach und nach entwickelt man aber ein Gefühl für das Gleichgewicht und man kann beginnen zu steuern und weg vom brechenden Teil der Welle zu fahren. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder macht man einen schrägen Take off in die Richtung, in die die Welle fahrbar sein wird. Fährt man schräg die Welle hinunter braucht man nur ein bisschen Druck auf die Kante zu geben und schon fährt man parallel zu Welle. In der Regel ist es einfacher eine Welle frontside abzureiten, da man die Welle besser sehen kann und es leichter ist, den Druck auf mit den Zehen zu regulieren.  

Der Bottom Turn

Eine Frage die viele Surfer bewegt, ist, wie man seine Geschwindigkeit behält oder wie man noch mehr Speed machen kann. Beherrscht man den Bottom Turn ist der erste Schritt gemacht. Dazu muss man nach dem Take off die Welle gerade runter fahren und dann am Arsch (Fuß) der Welle eine Kurve – fronside od. backside – machen. Dieser Turn unterscheidet sich nur wenig vom Skaten oder Snowboarden. Man gibt Druck auf Zehen oder Fersen, leitet den Turn mit Kopf und Oberkörper ein, und wenn man alles richtig gemacht hat, schießt man die Welle wieder hinauf. 

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 Der Fahrer setzt zum Bottom Turn an 

Der Bottom Turn ist das Manöver schlechthin, da es fast immer zum Einsatz kommt und somit bestimmt, ob man weitere Manöver auf der Welle machen kann.

Der Top Turn  

Schießt man die Welle nach oben hat man den nächsten wichtigen Schritt geschafft. Gegen die Schwerkraft gleitet man nach oben. Beim Top Turn gilt es wie beim Bottom Turn darauf zu achten, dass Kopf und Oberkörper die Fahrrichtung vorgeben. Auch die Beinarbeit ist unerlässlich, um einen sauberen Top Turn zu fahren. Dazu muss man das Gewicht auf den hinteren Fuß verlagern und das Tail in die Kurve hineindrücken. Macht man dies mit Kraft und viel Effet, dann schmeißt man einen ordentlichen Spray in die Luft.

Saubere Top und Bottom Turns hängen vor allem von guten Wellen ab. Diese dürfen nicht zu flach und nicht zu steil sein und müssen möglichst sauber den Strand entlang laufen. 

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   Für einen Top Turn ist dieser Fahrer etwas über das Ziel hinausgeschossen. Macht nix, ein 
   Floater ist auch schön, wenn nicht noch schöner!

Wer Surfen nur wegen dem Ritt auf dem Wasser anfängt, kann leicht enttäuscht werden. Bei einer Session von zwei Stunden ist es normal, wenn man nur zwei oder drei kurze Ritte hat. Aber wer den Kampf mit den Elementen liebt und sich an der Natur erfreuen kann, wird vom Surfen so schnell nicht mehr loskommen.

Pics: Flo u. Jo

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