28.05.2006 Erster Wettkampftag oder Fischer, welche Fahne weht heute?
Schlechte Wellenprognosen veranlassen die
Veranstalter, von Anfang an ein forsches Tempo vorzulegen. Bereits bei der
Eröffnung am Vortag hatte Contest-Director Norbert Hoischen angekündigt:
„Richtet euch auf ein Finale Mittwoch oder Donnerstag ein. Das wird von den
Wellen her eine kleine Meisterschaft.“
Dementsprechend sollte zügig begonnen werden. Ein Angelwettbewerb in der Wettkampfzone machte den anvisierten Start um 9 Uhr jedoch unmöglich. Die 117 StarterInnen mussten zwei Stunden warten, ehe um 11 Uhr die 11. Deutschen Wellenreitmeisterschaften beginnen konnten.
Alle Wettbewerbe – mit Ausnahme der Open Frauen – starteten am ersten Wettkampftag. Schon an diesem Tag gab es Topleistungen zu bestaunen. Insbesondere die Bodyboarder begeisterten: Urs Rosenberg untermauerte mit einer 10,0-Wertung für eine Welle seine Favoritenstellung. Daneben wurde sofort klar: Der erst 15-jährige Nikolaus von Rupp sollte die Open dominieren: Stark verbessert zum Vorjahr, zeigte er Turns, deren Klasse von anderen TeilnehmerInnen bei Weitem nicht erreicht wurden.
Die Wettkampfbedingungen waren sehr gut. Mit Sets von bis zu 2,5 Metern wussten die TeilnehmerInnen etwas anzufangen. Die Vorgabe, die Meisterschaften mit einem gestrafften Programm durchzuführen, wurde erreicht. Am ersten Tag wurden 40 Heats gefahren.
29.05.2006 Zweiter Wettkampftag oder Sag mir, wie viel' Sterne stehen!
Mit den Open Frauen begann heute auch die letzte Klasse mit dem Wettkampf. Die Bedingungen waren etwas schlechter als am Vortag. Onshore, wechselnde Strömung und schlechtes Wetter trübte den Spaß etwas. Besonders während der Heats der Frauen, war mit der Strömung zu kämpfen.
Doch es zeigte sich, dass das Feld der Frauen in diesem Jahr eine hohe Leistungsdichte hatte. Schnell wurde klar, dass Sonja Höhnscheid, Eva Kreyer, Claire Meillat, Tabea Rothbart sowie die zweifache israelische Meisterin Roni Eshel ernsthafte Finalchancen hatten. Ein echtes Novum stellte die Israelin Roni (22 Jahre) dar: Dank Stuttgarter Uroma mit deutschem Pass ausgestattet hatte sie nun die Gelegenheit nach den israelischen auch nach den deutschen Sternen zu greifen... Auch durch ihre offene und ungezwungene Art war die wettkampferfahrene Surferin eine echte Bereicherung.
Im dichten Programm (39 Heats) stachen zudem die Junioren um Nikolaus von Rupp, Paul Grey und Jonas Bronnert mit der Radikalität und dem Flow ihrer Manöver heraus. Und trotz aller Rivalität: Man konnte die Jungs miteinander lachen sehen. Außerdem wurden die Junioren beim gemeinsamen Kartenspielen gesichtet. Ob sich da wohl einer Hoffnungen auf wenigstens einen (Kartenspiel-)Sieg gegen Nikolaus machte?!
30.05.2006 Dritter Wettkampftag oder The answer my friend, is blowing in the wind...
Wenn ein Surfer sich über etwas ärgert, dann ist es Wind. Im Falle der Küste vor St. Girons am schlimmsten: Nordwind. Das bedeutet Sideshore und im Mai zusätzlich unangenehme Kälte. Trotz 24°C und Sonnenschein sah man nur vermummte Gestalten am Strand. Wer konnte, baute sich einen Windschutz aus Brettern und Sand.
Doch das eigentliche Problem war natürlich: Der starke Sideonshore machte im Vergleich zum Vortag die Wettkampfbedingungen noch schlechter. Nur vereinzelt fanden die Wettkämpfer schöne offene Schultern. So kristallisierten sich die AusnahmekönnerInnen heraus. Allen voran Sonja Höhnscheid und Nikolaus von Rupp: Sie zogen in je drei Finals ein. Besonders erstaunlich: Nachdem Nikolaus in seinem ersten Longboard-Heat nicht einen Turn fahren konnte, qualifizierte er sich über die Hoffnungsrunde fürs Finale. Sonja gelang das Kunststück, als erste Frau das Open-Finale zu erreichen.
Dieter findet nicht nur in Marokko immer ne offene Schulter!
Die kleineren und drucklosen Wellen des dritten Tages kamen Sonja bei ihrer Qualifikation fürs Open-Finale entgegen. Am darauf folgenden Finaltag sollten die Wellen noch kleiner werden... Deshalb war noch nicht klar, ob die Final-Heats hintereinander gestartet werden würden. Man ging davon aus, dass zumindest einige Finals parallel zu fahren sein würden. Contest-Director Norbert Hoischen: „Das Recht der Finalteilnehmer auf gute Bedingungen ist wichtiger als das der Zuschauer, alles zu sehen.“
31.05.2006 Vierter Wettkampftag – Finale oder Wer ist der Größte im ganzen Land?
Finaltag der „kompaktesten DM aller Zeiten“. Wann gab es das schon mal – Mittwoch als letzter Wettkampftag? DM-Party als Abschlussparty? Richtig feiern, ohne schleifende Handbremse?
Doch zunächst das Sportliche: Um 8.45 Uhr begannen die Finals. Eine Stunde nach Hochstand bei kleinen Wellen bedeutete Shorebreak-Surfen. Der Vorteil der sich über die Zeit durch das ablaufende Wasser ergab, wurde vom bald einsetzenden Nordwind wett gemacht.
Wegen der mageren Bedingungen wurde das hohe Niveau der Vorjahresfinals nicht erreicht. Open-Champion Nikolaus von Rupp war enttäuscht: „Das war schade. Ich hätte gern ein paar Aerials gemacht.“ Nikolaus gewann trotzdem mit Abstand die Open und die Open Junioren. Sonja Höhnscheid war im Finale ohne Chance gegen Nikolaus, Georg Siebel (2.) und Alexander Zirke (3.).
Bei den Open Frauen war es hinter Sonja, die Open Frauen und Lonboard Frauen für sich entschied, eng. Vizemeisterin wurde Claire Meillat. Vorjahressiegerin Eva Kreyer wurde mit 0,5 Punkten Vorsprung auf Tabea Rothbart Dritte.
Bei den Junioren ging es zwischen Paul Grey und Jonas Bronnert um den Platz hinter Nikolaus. In einem packenden Duell, erreichte Paul (6,55 Punkte) knapp vor Jonas (6,10) den zweiten Platz.
Nicolaus zeigt auch bei mageren Bedingungen sein ganzes Potenzial.
Sehr spannend war auch das Longboard Open-Finale. Zwar siegte Thomas Schmidt mit deutlichem Abstand. Dahinter war es aber knapp. Ralf Götze verpasste aufgrund einer Paddle-Interference den zweiten Platz. Er rutschte auf den vierten ab. Überraschungsfinalist Nikolaus von Rupp hatte den meisten Spaß, fuhr ohne Druck und auf den dritten Platz hinter Dieter Gerards. Zwischen zweitem und viertem Rang lagen jedoch lediglich 1,42 Punkte.
Thomas mit einem lässigen Hang5 im Final.
Senioren-Champ wurde Gerrit Handl, Master-Meister Alain Goffaux. Wie zu erwarten, entschied Urs Rosenberg die Bodyboard Open für sich.