As time goes by - 10 Jahre Boardmag
Tja, irgendwie hat es kaum jemand bemerkt. Boardmag wird dieses Jahr 10 Jahre alt, genauer gesagt, es wurde 10 Jahre alt, denn im Juni 2004 nahm alles seinen Anfang! Die rasch wachsende und sehr aktive Usergemeinde machte Boardmag im ganzen Land bekannt.
Die Langenhuizen BrüderThomas und Martin pushten das Street-Skateboarding-Level in Freiburg extrem. Bis heute sind ihre Tricks an vielen Spots unerreicht.
Wie hat sich doch das Internet in der Zwischenzeit verändert! Foren waren damals extrem gefragt, man wollte sich mitteilen und die Meinungen der anderen User lesen. Es gab herrliche Kontroversen und Diskussionen auf Boardmag, Photos und Beträge wurden lebhaft kommentiert.
Alberto Benitez - Blunt to fakie (Johnny und Till im Hintergrund)
Wir haben tief in der Mottenkiste nach Photos aus dieser Zeit gekramt und einiges gefunden - damals war alles analog Kleinbild und dann rauf auf den Scanner. Die Skate- und Snowboardszene in und um Freiburg erlebte einen regelrechten Hype!
Peter "JP" Ulrich - 5050 an einem Fußballtor im Schwarzwälder Hinterland
Der damalige Chefredakteur Dave Duijkers prägte das Mag von der ersten Stunde an. Hier seine Gedanken zum Jubiläum und wie alles begann…
Dave, einer der langjährigen Boardmag-Macher und Gestalter!
Dave Duijkers - FS Lipslide im Colombi Pool
"Boardmag ist diesen Sommer 10 Jahre alt geworden, wow, Herzlichen! Dann plaudere ich doch mal über die Anfangszeit aus meiner ganz subjektiven Sicht. Flo vom damals frisch gegründeten Boardshop kam auf mich zu, ob ich Lust hätte als Chefredakteur ein neues Online-Mag zu betreuen. Ich hatte mich kurz vorher mit einer Ich-AG als Online-Fuzzi selbständig gemacht und nicht wirklich viel zu tun, und da Flo und ich uns ja schon aus dem "alten" Titus gut kannten, wo ich als Shopleitung und Teammanager fungiert hatte, war das zu der Zeit der perfekte Job für mich und optimal mit meinem "Lebensstil" vereinbar.
Jander Voigt hielt die Tricks der Szene auf Video fest. "Warten bis Gott kommt" und "Deadline" sind bis heute legendäre Freiburger Local-Videos, die immer noch Beachtung finden.
Zunächst hatte Basti Pölzelbauer von Powderguide den technischen Part übernommen, während ich eigene Berichte geschrieben, News zusammengetragen, die Rechtschreibwüsten der Gastschreiber korrigiert, Bilder von Joe eingescannt und mit Boardmag-Wasserzeichen versehen und zu schweinische Einträge aus dem Forum entfernt habe.
Wilko Grüning - FS Boardslide - an diesen Tag im Sommer 2005 lieferte Wilko 7 harte Tricks in Freiburg ab, bevor er sich im Zug auf die 2-stündige Heimreise nach Bad Säckingen machte.
Wilko - FS Flip im Reynolds-Style auf rauem Asphalt
Es handelte sich ja noch um die Gründerzeiten des Internet, Facebook kannte noch keiner, Smartphones waren Zukunftsmusik und es standen noch mehr Videorecorder als DVD-Player in den Wohnzimmern. Damals haben Leute noch richtig Foren und Chatrooms benutzt, Wörterkette gespielt, kreative Kommentare geschrieben, das Web war noch etwas Aufregendes, man war anonym und konnte sich wunderbar als der Tollste aufspielen. Wir hatten mit dem Stil der Seite wohl genau den Nerv getroffen, Skaten und Snowboarden war damals sowieso gefühlt größer als heute, und aus Freiburg hat sich so ziemlich jeder Skater sofort als Nutzer registriert. So hat sich das Ganze wie ein Virus durch Deutschland verbreitet, was sich dann auch in der zunehmenden Überregionalität der Beiträge widergespiegelt hat. Interessanterweise hatten wir besonders im Saarland viele Fans, das sind aber auch coole asoziale Säue dort.
Arne Fiehl - er hat schon früh an die Freiburger Szene geglaubt und die Jungs in seinem Printmagazin Boardstein gepusht
Daniel Fach - Boardslide fakie im Feldberg Park - hier lieferten sich die Local-Heros am Wochenende ein Battle um die besten Tricks. Wer rockte war am drauffolgenden Montag in aller Munde - besonders Abends bei den ausschweifenden Waldsee-Tag-Eins-Parties
Von den Besucherzahlen her waren wir relativ schnell auf einer Ebene mit den damaligen Platzhirschen skateboard.de und Boardstation, aber bei uns war die Usability besser und der Mitmachfaktor stärker, und unsere Berichte waren meiner Meinung nach sowieso die Besten, wir sind ja auch ständig rumgetourt und haben teilweise zwanzigseitige Aufsätze von allen möglichen Touren, Contests usw. rausgeballert, gell Bo?! Wir wollten uns durch Witz und Niveau von den anderen Seiten absetzen und nicht nur stumpf Pressemitteilungen posten. Selbst aus Skatevideo-Reviews wurden kleine literarische Meisterwerke gemacht!
Jo Lorenz - Kickflip fakie - die Skatehalle in Weil am Rhein war immer eine Reise wert.
Bo - Pole Jam FS 180 irgendwo bei Emmendingen
Sebi Hartung - No Comply - einige Jahre später sollte er die Boardmag Chefredaktion übernehmen
Paul Weiser - FS Nosegrind am Freiburger Konzerthaus
Sascha Melcher - Switch Crooks - der Styler vom Kaiserstuhl legte im Laufe der Jahre eine wundersame Wandlung vom wilden Handrail-Mosher zum Filigran-Techniker hin
Jeremy Reinhard - FS Bluntslide - Diese 3er-Stufen-Curb in Freiburg war sehr beliebt aber den Spot gibt es leider schon lange nicht mehr
Auf jeden Fall war die Seite eine richtige lebhafte Community, wo man sich Sorgen gemacht hat wenn Tomatenstrudel mittags noch nichts in die Shoutbox geschrieben hatte, und ich habe mich als Superadmin bemüht, intelligente und kurzweilige Beiträge zu schreiben, schöne Interviews zu führen, die Spotcheck-Sektion zu füllen, Gewinnspiele zu erfinden, Aprilscherze zu machen (der 1080 wurde gestanden!), Streitereien zwischen Usern zu schlichten, die deutsche Rechtschreibung zu achten, immer neue Umfragen auf die Startseite zu stellen (Bieroption nicht vergessen!) und die Seite einfach immer frisch, interessant und ausgewogen zu halten.
Jo Meschede - BS Tweaker am Feldberg
Nico Dietermann (RIP) - FS Rodeo an der Zastler Wächte, Feldberg (Luke Wolfer filmt).
Luke Wolfer - Andrecht Plant im schweizer Skigebiet Schönbühl-Lungern - Teamfahrer des Boardshop Freiburgs durften dort gratis fahren. Das war eine echte Alternative zum Schlangestehen auf dem Feldberg.
Auch die Fingerboarder von Blackriver fühlten sich in Lungern wohl und brachten einfach ihre Rampen mit in den Schnee. Basti Kiefer und Nick Herzog geben Vollgas bei herrlichem Alpenpanorama!
Till Beckert - Switch FS 5050 in Offenburg - die dortige Skateboard-Szene war sehr aktiv. Kein Wunder, dass die Freiburger ihnen regelmäßig einen Besuch abstatteten.
Till Beckert - Erleichterung, nachdem er das Double Kinked Rail an der Kollnauer Kirche per Boardslide gemeistert hatte.
Till Beckert - laaaanger FS Tailslide fakie in Ebringen
Die Leute haben ja auch richtig mitgemacht: LeKoSch hat mal ein geiles Video aus einzelnen Tricks der User geschnitten, das ich leider nicht mehr finde, aber das war ja auch noch vor Youtube. Zu Weihnachten mussten die Leute mal selbstgebastelte Postkarten schicken um was zu gewinnen und haben es wirklich getan. In der User-Gallery gab es ständig neue mehr oder weniger gute Skatefotos und kompromittierende Partybilder, natürlich mit Bewertungsfunktion.
Martin Langenhuizen - Crooks an einem der Handrails auf dem PH-Areal
Flo Thate - FS Air in bei einem Team Trip ins französiche Tignes
Joe Beckert - Indy to fakie - Das Iceripper Camp in Engelberg war der perfekte Zufluchtsort für alle Snowboard-Süchtigen, die im August-Slush ihre Erfüllung in 3000 Meter ü.d.M. fanden (Photo: Pudi)
Jan Makiolczyk - FS Rodeo an einer Hip im Feldberger Backcountry (Joe filmt für das Local-Video "Chilling in the name of")
Joe Beckert - Paparazzi-Action bei einem Team Trip nach Moliets an der französischen Atlantikküste (Photo: Schneekind)
Thomas Langenhuizen - Salad FS Revert auf eben diesem Trip
Thomas Langenhuizen - BS 5-0 an einer Ledge in Dornach, Schweiz
Thomas Langenhuizen - Kickflip to FS Boardslide am Handrail - das war damals revolutionär
Heute lädt man sowas ja direkt auf Facebook, aber auf Boardmag mit 1000 oder 5000 registrierten Usern hatte das einen viel verschworeneren Charakter. Ich glaube, dass Boardmag der Skateszene im Freiburger Raum einen echten Schub verpasst hat und auch heute noch seine Berechtigung besitzt, auch wenn der Community-Faktor inzwischen nicht mehr gegeben ist, was aber natürlich daran liegt, dass sich die Kommunikation generell auf die großen sozialen Netzwerke verlagert hat.
Dennis Modlich - FS Bluntslide an der KTS Curb - Ratter-Boden und Sessions für die Ewigkeit
Julius Lehmann - Switch Crooks - der Lebenskünstler und Globetrotter war eben aus Göttingen nach Freiburg gezogen und genoß die Spots der Schwarzwaldstadt sichtlich
Ralph Poschke - BS Tailslide fakie - die Mosaik-Ledge war zu diesem Zeitpunkt noch jungfräulich
Thomas Tschopp - Kickflip Root to Roof - der Ripper aus Basel setzte in dieser Zeit neue Maßstäbe im Dreiländereck
Moritz Mendel - Noseblunt Slide im Freiburger Haus der Jugend. Auch hier wird heute noch regelmäßig Skateboard gefahren. Alberto Benitez gibt dort sein Wissen an die Kids weiter.
Moritz Mendel - BS 5-0 - der Skatepark in Tuttlingen war eben frisch eröffnet und selbst der einsetzende Regen konnte Moritz nicht von diesem Trick abhalten
Nachdem Basti nach Bali ausgewandert war, hatte ich auch die technische Leitung übernommen und das Ganze auf das damals total angesagte Joomla umgestellt, um dem Ansturm der Massen und dem Stand der Technik gerecht werden zu können. Guckt mal auf archive.org https://web.archive.org/web/20050206081809/https://www.boardmag.com/ für die erste Boardmag -Version von 2005 und hier https://web.archive.org/web/20061128003841/https://www.boardmag.com/? die zweite von 2006. Da sprüht das wilde Leben der Nuller-Jahre nur so vom Bildschirm!
Nach gut zwei Jahren wurde mir das Ganze zu viel. Boardmag war einerseits mein "Baby", für das ich rund um die Uhr da war, andererseits hat es mir ja nicht gehört und ich musste redaktionell zu oft Kompromisse den Geldgebern gegenüber machen. Der ein oder andere hat Boardmag auch als Plattform benutzt, um seine Geltungssucht zu befriedigen, ich selbst will mich da gar nicht unbedingt ausnehmen. Da sind jedenfalls einige Egos und Dickköpfe aneinandergeraten, ich habe Kritik und Anfeindungen zu persönlich und mir zu sehr zu Herzen genommen und zudem den Eindruck gehabt, mich durch die ständige Gebundenheit an Boardmag nicht weiterentwickeln zu können. So konnte ich irgendwann nicht mehr anders, als hinzuschmeißen und stand mal wieder vor dem Nichts, aber das Schicksal ließ mich ein gutes Jahr später meinen Traum vom eigenen Skateshop verwirklichen, die ROLLBRETT MISSION - doch das, liebe Kinder, ist eine andere Geschichte.
Michael König - Pivot fakie - die Transition-Legende bezeichnete die Halfpipe in Freiburg-Landwasser als seine zweite Heimat. Mindestens ein mal im Monat kam er jedoch im Boardshop vorbei um "nach dem rechten zu sehen" und sich eine Thrasher zu genemigen
Pudi - Invert - dieser Typ ist einfach Skateboarder zu 100% und war zudem einer der ersten Snowboarder im Schwarzwald überhaubt
Sven Schumacher - Melon fakie - erst Inline Pro, dann wieder Skateboarder - und was für einer!
Inzwischen bin ich komplett aus dem Skatebusiness raus, was mich Skaten an sich jedoch wieder mit freiem Kopf lieben lässt, auch wenn ich zeit- und körperhalber es nur noch 2-3 mal im Monat schaffe. Auf Boardmag schaue ich mir heute immer noch die meisten neuen Artikel aus der Skateboardsektion an, um up to date zu bleiben. Phil, Basa, Joe und die anderen machen da einen echt guten Job, obwohl die Berichte meist etwas kürzer sind als früher. Das ist aber auch der Aufmerksamkeitsspanne der Generation Facebook geschuldet. Wer liest sich heute schon noch einen so langen Artikel bis zum Ende durch, ohne vorher von drei blinkenden Gadgets abgelenkt zu werden? Ja, du schon, Glückwunsch! Wenn du noch nicht genug hast: Die meisten Uralt-Artikel sind nach wie vor auf boardmag online, wenn auch die Bilder seit dem letzten oder vorletzten Relaunch fehlen. Zu den großen Frühwerken zählen sicherlich der hier https://www.boardmag.com/mag/mehr/and-more/munch-van-gogh-und-frankie-hill , der hier https://www.boardmag.com/mag/skateboard/artikel/munster-monster-mastership-2005-der-nachbericht und der hier https://www.boardmag.com/mag/skateboard/reviews/sk8-dvd-yama-living-to-shit
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