Keep On Rolling ist kein "typisches" deutsches Skatevideo, soviel vorweg. Nicht etwa deshalb, weil es gratis ist - sondern weil es sich durchgehend an Auge und Ohr schmiegt, dass es ein wahrer Genuss ist. Der Fokus liegt hier nicht darauf, ausschließlich die härtesten Tricks aneinander zu reihen, sondern vielmehr der Asshall-Crew dabei zuzusehen, wieviel Spaß sie beim Rollen haben. Filmer René Eckert hat es dabei verstanden, den Charakter der einzelnen Fahrer rüberzubringen, und Action und Zwischensequenzen zu einem stimmigen Gesamtbild zu vereinen. Wer sich, aktiv oder passiv, viel mit Skatevideos beschäftigt, wird sofort erkennen, dass hier nicht die 08-15-Kameraeinstellungen und -Schnitttechniken zum Einsatz kamen, und dass hier jemand am Werke war, dem das Filmen in die Wiege gelegt worden zu sein scheint.
Wer allerdings findet, dass für ein Skatevideo übles Trickgeballer und ein bisschen Punkmusik genügen, oder wer sich von den Protagonisten Thomas Weber und Fabian Neugebauer so hartes Skaten erwartet hat, dass die Grundfeste deutschen Skateboardings erschüttert werden - für den ist Keep On Rolling vielleicht ein wenig enttäuschend. Wer allerdings eher der feinsinnigen Kunst geneigt ist, oder einfach offen für Neues/Anderes ist, der wird begeistert sein.
Um Ressentiments wegen des Crewnamens auszuschließen: Das Asshall Video ist kein Hallenvideo, sondern 90% Straße, ohne ausgelutschte Spots. Dauer des Spaßes: ca. 33 Minuten. Und jetzt noch ganz suchmaschinenfreundlich die präsentierten Fahrer: Fabian Neugebauer, Johannes Panzer, Mirko Holzmüller, Richard Kubessa, Thomas Meinel, Benjamin Grna, Marcel Zahn, Martin Kern, Tim Wolf und Thomas Weber.
Wer die DVD in seiner Sammlung haben möchte, schreibt einfach eine nette Mail an Mirko Holzmüller, den "Asshall Crew Chef", der sich seit Jahren für Skateboarding den Hintern aufreißt wie kaum ein Zweiter, und ohne den wahrscheinlich weder die Asshall selbst, noch dieses Video möglich geworden wären. -> mirko@asshall.de
Die Website der Asshall: www.asshall.de
Asshall Spotcheck auf boardmag
Interview mit dem Filmemacher René Eckert
Na dann legen wir mal los... vielleicht erstmal dein Alter, Berufs- bzw. Studien-Stand, ob und seit wann du auch selbst Skateboard fährst, und wie du denn zu der Passion Filmemachen gekommen bist...
Alter: 26. Studium: gegenwärtig studiere ich noch International Management in Leipzig, komme aber aus Maschendrahtzauncity "Auerbach", und werde, hoffe ich, im Sommer 2007 fertig, jedoch hängt's mir ziemlich zum Hals raus, d.h. ich würde lieber meinen Hobbies intensiver nachgehen und mehr rumkommen..
René at work
Ich Skateboard? Nun, ich bin vor einigen Jahren schon ein wenig gefahren, jedoch nur wegen dem Feeling auf Rollen und als ausgleich zum Snowboarden, was meine zweite Leidenschaft neben dem Filmen ist... fahr seit ca. 5 Jahren, jedoch nur was Spass macht, d.h. keine bzw. kaum Contests, keine sauharten Sprünge, kein Stress, sondern mit Freunden im Hinterland Powder fahren und a weng kickern, filmen, fotographieren... werde unterstützt von Atomic, Ripzone und Humdrum... jedoch versuche ich so wenig wie möglich Verpflichtungen einzugehen, denn Snowboarden bedeutet mir viel zu viel, als dass ich durch Sponsorendruck und "eisiges Contestgefahre" den Spass daran verliere.. no pro just a rider :-)
Rene kann auch weniger als 25 Bilder pro Sekunde schießen, wie z.B. hier Thomas Weber mit Frontside Boardslide
Passion Filmen? Nun Filmen, denke jeder kommt im Laufe seiner Kindheit bzw. Teenager-Alter mal im Urlaub mit der Videocamera seiner Eltern in Verbindung, was mein erster Kontakt zum Filmen war, jedoch sehr unerheblich für das, was ich heute mache... angefangen hat's früher, als wir Inlineskates fuhren, da haben wir scho weng unser "Können" aufgenommen und begutachtet. Als ich mit Snowboarden anfing, waren wir viel unterwegs und die Camera immer mit dabei, auch bei außersportlichen Veranstaltungen :-) ..irgendwann hatte ich mir dann mein erstes Videoschnittprogramm geholt und angefangen ein paar kleine Berichte über die Saision für meine Freunde zu machen, um sie dann zu kleinen Premierenfeiern zu präsentieren. Dies fand guten Zuspruch, bis ich in 2004 ein ziemlich cooles Video gemacht habe, was sämtliche Sportarten durch verschiedene Freunde vereint und mit viel Spass und Story darstellte. Ich entschloss eine kleine Premiere mit Party in Leipzig zu machen. Letztenendlich kamen ca. 400 Personen und alle waren begeistert. Nun war dieser "Film" jedoch nix Halbes und nix Ganzes, irgendwie zusammengebastelt und ich wollte aber endlich mir mal die Zeit nehmen etwas "Richtiges" zu machen, etwas Professionlles, um auch meine komplette neue Technik zu testen... dies war das Teamvideo der Asshallcrew: Keep on rolling, wozu mir der Teamchef der Asshallcrew, Mirko Holzmüller, die Möglichkeit gab. Ich hab mir alles selbst ausgedacht, selbst gefilmt, geschnitten... bin mit den Kids um die 20000km zum Filmen rumgecruised, was nicht ganz einfach war... denn mit den jungs konsequent professionell zu arbeiten war nicht einfach... aber zur Premiere haben sie gesehen, was rauskommen kann und nächstes Mal werden sie wohl immer 100% motiviert sein und noch ein bisschen mehr in der Trickkiste wühlen :-)
Gegenwärtig filme ich für die Naisi von Fatgispyproductions (Produktion aus Wien mit Stefan Gimpl, ck, Seppi Scholler, ...) für "Homeless 2" (Snowboard-Movie) und an "Ride on 2" auf super16 (doku über die 3 Brettsportarten, geplanter kinostart 2008)... suche aber immer neueHerausforderungen -> Firmen/Crews/Freunde meldet euch bei mir!!
Schön, da hast du ja sogar schon die nächsten Fragen vorweggenommen, nämlich wie es dann zum Asshallvideo gekommen ist und was die nächsten Projekte sind. Diejenigen Leser von uns, die sich auch ein wenig mit
Filmen beschäftigen, interessiert vielleicht noch, welche Hardware du dafür benutzt hast, und ob du das Ding zuhause am Mac geschnitten hast, oder z.b. an einem richtig fetten Schnittplatz in der Uni?Also ich habe alle Arbeiten bei mir zu Hause am PC erledigt, ich möchte mir zwar gern einen Mac kaufen, jedoch muss ich da noch a weng sparen... Facts: PC; 2,7 GHz; 1GB Ram;...Software: Adobe Premiere Pro, After Effects 6.5...hardware: sony vx 2100, 35mm-adapter (dof-machine) -> ermöglicht Tiefenschärfeverhalten wie bei 16-bzw. 35mm-Cameras, verschiedene Brennweiten.
René in Action...
"Mit den Jungs konsequent professionell zu arbeiten war nicht einfach" - haben sie dir das Filmerleben so richtig schön zur Hölle gemacht, nur Unfug und Flausen im Kopf? Oder waren sie dir manchmal zu trick-faul?
Zu den Jungs: Flausen und Unfug haben sich mit professionellen Ansätzen abgewechselt, wobei ich erwähnen muss, dass 2 Tage mit den Jungs den Wortschatz eines jeden ganz schön verändern können, was meine Freundin bestätigen kann :-)...ansonsten war es im Großen und Ganzen schon cool, Marcel Zahn und Thomas Meinel wirkten auf mich sehr professionell, da dieses Video für sie eine große Chance war und sie wollten ihr Bestes dazu beitragen... trickfaul? Nun, ich kenne mich mit den ganzen tricks nicht ganz so aus, jedoch gibt es Fachleute, die sich von Thomas und Fabi etwas technischeres Skaten gewünscht hätten, d.h. mehr Nollie bzw. Fakie-Geschichten, da habe ich fast gar nichts, jedoch hab ich sie auch darauf hingewiesen aber naja... ich denke, jetzt, wo sie gesehen haben, was bei so einem Film rauskommen kann, sieht die Motivation ganz anders aus, speziell Thomas Weber hat viele viele Ideen und ist sehr heissssss... mir persönlich geht es nicht um die fettesten Tricks, ich fahr ja nun auch nicht wenig Snowboard aber Sprünge über 50 Meter oder FS Flips 15 Stufen runter, das hat für mich nichts mehr mit Spass zu tun, wenn sehr schwere Verletzungen passieren können und die Gefahr, dass diese tricks nicht mehr schön aussehen ist sehr groß... mir gefällt ein stylischer BS 180 über ein fettes gap zehnmal besser als ein 720 über 10m... beim Skateboarden ist es das Gleiche... überhaupt muss alles passen, ich habe viele Sachen weggelassen, die mich nicht zufriedengestellt haben, was Schärfe/Optik des Bildes, Ästhetik des Tricks und auch den ganzen Spot betrifft... es gibt super schöne Spots, wo sich das Skateboarden bzw. der Skateboarder gut abhebt. Es müssen einfach schöne Bilder sein. Deshalb habe ich auch kaum Fisheye-Shots im Film, denn diese verzerren für mich die Realität und es gibt viel schönere Einstellungen... ich sehs halt ein bisschen künstlerischer. Also kurzum, mit dem Potenzial mancher sportler kann man viel mehr anfangen, als die krassesten Tricks aneinanderzureihen, mit Punkrock zu hinterlegen und jedem, der nichts mit Skateboarden zu tun hat, spätestens nach 10 Minuten das Interesse zu rauben, dass er mit Spulen anfängt oder abschaltet!!! Im Snowboardbereich setzt sich die "high-quality" durch -> hoffentlich auch bald im Skaten!! Ach ja und eine kleine feine Story macht das ganze auch einer breiteren Masse zugänglicher, als nur die krassesten Tricks, wonach die Kids danach auf die Strasse gehen und von vorne herein sowieso wissen, dass sie nie so gut werden, wie die im Video. Die kids skaten aus Leidenschaft und Spass und ich finde, diese wird in gewisser Weise, durch diese "Überskatevideos" ein wenig eingeschränkt, deshalb unser Video, was den Spass am Sport hoffentlich gut rüberbringt und auch deshalb die Asshallcrew von mir in der Story das Prädikat "keep on rolling!" erhält...
Thomas Meinel, Backside 180° übers Rail, geknipst von René Eckert
Und noch mal zum Thema Film: Siehst du dich ganz klar als Filmemacher im Bereich Sport/Lifestyle/Doku, oder kannst du dir auch vorstellen, bei Kino- oder TV-Produktionen mitzuarbeiten - auf die Gefahr hin, dort weniger Einfluss auf die Regie zu haben, wenn du z.B. "nur" für Kamera oder Schnitt zuständig bist?
Ich kann mir alles vorstellen aber ich muss 100%ig davon begeistert sein (Story, Konzept,...), deshalb arbeite ich auch an "Ride on 2" (doku fürs Kino in 2008) mit und hierbei auch fast nur, was Filmen betrifft (hierbei aber auf Super16)... also Jungens, die das lesen -> lasst mal euere Ideen hören :hedonists[Klammeraffe]gmx[Punkt]de
René, Boardslide in Tannenbergstahl
Was sind deine Lieblingsfilme/Inspirationen bei Skate- oder Snowboardvideos, und was bei den Kino-Klassikern?
Im Skateboarden kenn ich mich zu wenig aus, als dass ich dir Lieblingsfilme sagen könnte, aber im Snowboarden siehts anders aus: Marco Lutz is the män!!! (Kingsize,....)
Ansonsten steh ich sehr auf verschiedene abgefahrene Storys und Zeitebenen in einem film, hierbei ganz groß für mich Guy Richie (Bube, Dame, König, Gras...oder Snatch) und der Oberhammer Fernando Meireilles ("City of God") -> perfekte Bilder, Super Sound, Wahnsinns-Stories!!! Bei denen würd ich gern mal Praktikum machen.. :-)
Noch ein paar Grüße oder Lebensweisheiten zum Abschluss?
Nun ja, wenn dann würde ich mich sehr gern bei meiner Freundin Tanja für ihr Verständnis bedanken, da sie sehr oft auf mich, wegen des Films, verzichten musste und wohl auch noch in zukunft muss -> DANKE!!! Natürlich auch bei den Jungs und vor allem bei Mirko Holzmüller, der das ganze "Keep on rolling"-Projekt überhaupt möglich gemacht hat...
René, powdering