Profile: Martin Langenhuizen

  • Boardmag
  • 06.03.2007


Profile Martin Langenhuizen


Martin gehörte mit seinem Bruder Thomas zu DEN Nachwuchstalenten des Südens. Gehörte? Richtig, Martin wohnt derzeit auf der anderen Seite der Erde. Mit seinen zwei Kumpels Moritz und Julian tingelt er nun schon seit Oktober 2006 durch Australien. Vorrausichtliche Rückkehr nach Freiburg: diesen Sommer. Letzten Sommer entstanden diese Bilder u.a. für das Boardstein-Interview, gemeinsam mit seinem Bruder. Wie ich Martin so kenne wird er, sobald er hier ist, wieder richtig steil gehen und keine Session auslassen. Denn eines hat ihn immer ausgezeichnet: Die totale Leidenschaft und Hingabe, wenn er auf den berühmten vier Rollen steht.

portraitcollection

Dieses Interview entstand vor einigen Tagen per E-Mail:


Hi Martin, wie bekommt dir das Leben Down Under? Was machst du zur Zeit?

Hey Joe, das Leben hier am anderen Ende der Welt bekommt mir bis jetzt echt gut und ich glaube da wird sich auch nichts dran ändern. Es ist einfach unglaublich cool morgens aufzustehen und wieder einen Tag mit blauem Himmel und 30 Grad vor sich zu haben. Wir leben ja hauptsächlich im Hostel, was eigentlich echt cool ist, weil man ständig neue Leute kennen lernt. Na ja, aber so ein Hostel-Leben kann eben auch mächtig auf den Sack gehen, weil von Privatsphäre nicht wirklich viel übrig bleibt. Man lebt dauern mit irgendwelchen Nerds in einem Zimmer, die nicht immer das sind, was man sich unter einem Roommate vorstellt. Mittlerweile hat sich schon herausgestellt, dass Engländer und Asiaten am schlimmsten sind. Einzelheiten vielleicht später, hehe.

Als Abwechslung zum Hostel-Leben hatten wir uns ja über Weihnachten und Silvester eine Bude in Sydney gemietet. War eine echt chillige Zeit dort. Endlich mal wieder alles rumliegen lassen wo man will, eigene Glotze und Computer - war schon sehr angenehm! Außerdem hatten wir viel Besuch von Freunden, die selber grad auf einer Weltreise sind und eine billige Absteige über die Feiertage gesucht haben, denn Sydney war um die Zeit schweineteuer. Na ja, und mit der Zeit ist man dort halt zur Oceanview-Family (Adresse war Oceanview Avenue) zusammengewachsen und hat das Leben genossen. Die Bude liegt direkt am Meer und nicht weit vom Badestrand. Und so hingen wir eben tagsüber, wenn man das so nennen kann (Tages-Rhythmus war um 16.00 Uhr aufstehen und um 6.00 Uhr ins Bett fallen) am Strand rum oder ich im besten Skatepark, den ich je gesehen habe. Und abends ging es dann immer in die Stadt oder ins nahe gelegene Strandhotel zum Party machen. War auf jeden Fall mit eine der besten Zeiten hier in Down Under. An dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön an alle die da waren! Tja, und da feiern und nichts tun eben sehr teuer ist, mussten wir dann wieder mal den Arsch hochkriegen und arbeiten gehen, um die Reisekasse für den nächsten Trip aufzubessern. Arbeiten, genau das mache ich im Moment in Brisbane und es geht mir schon wieder tierisch auf die Nerven! Aber es gehört halt dazu. Die Stadt ist eher nicht so mein Favorit, weil es ziemlich langweilig hier ist, aber eben gut zum Geld verdienen und das werden Julian und ich jetzt noch eine Woche machen, bevor es dann die Küste hoch nach Fraser Island und zu den Withsundays (Inselgruppe am Greate Barrier Reef) geht. (Moritz reist im Moment  alleine die Küste runter, weil er einen engeren Zeitplan als wir hat, ist aber in ein paar Tagen wieder im Klan).

Martin_Back_Lib_Merdingen
(Back Lib in Merdingen)


Wie kamt ihr überhaupt dazu nach Australien zu gehen?

Für mich war schon lange vor dem Abi klar, dass ich nach der Schule irgendwo in den Dauer-Sommer will und es halbwegs zivilisiert sein sollte, sprich gute Skatespots, etc. sollten vorhanden sein. Und es sollte ein englischsprachiges Land sein. Na ja, und da Amiland nicht wirklich in Frage kam, viel die Entscheidung auf Australien. Silvester 2006 habe ich dann mit den beiden Freaks gefeiert, die nun auch mit dabei sind. Da hat sich dann herausgestellt, dass der Julian so ziemlich den selben Plan wie ich hatte und wir haben beschlossen zusammen einen Trip nach Down Under zu starten. Früher oder später kam dann das dritte Mitglied ins Boot und los gings.

Wie verlief eure Reise bisher und was habt ihr noch vor?

Bisher verlief die Reise relativ ungeplant, aber trotzdem gut. War und ist auch nicht unsere Absicht die Reise vorzuplanen, denn den Plan kann man dann eh nicht einhalten und so entscheiden wir immer spontan, wo es denn als nächstes hingeht. Unsere Spontanität war bis jetzt eher auf die Ostküste beschränkt und so beinhaltet der Zukunftsplan Outback, dann Melbourne, um wieder zu arbeiten und um möglichst viel zu skaten. Dann mal Westküste, sprich Perth und dann irgendwann noch Fiji, um noch mal richtig zu entspannen, hehe.

Wo hat es dir bisher am besten gefallen?

Ja, ich glaube Bayron Bay und Sydney waren bisher echt die besten Spots an denen wir gewesen sind. Bayron Bay is einfach das Paradies zum rumhängen, surfen und bodyboarden. Wir waren dort in einem Hostel direkt am Strand. Sich morgens um 8.00 Uhr in die, von der Sonne türkis angeleuchteten Wellen zu stürzen kann schon einiges. Leider gibt es dort gar nichts zum Skaten. Dafür ist Sydney aber umso besser zum Skaten und Feiern geeignet. Ist einfach traumhaft in einer Stadt zu wohnen, in der es kein einziges Kopfsteinpflaster gibt. Alles ist Marmorboden, großzügig gebaut und leider mittlerweile voll mit Skatestoppern zugepflastert. Vor jeder Treppe findet man so einem beschissenen Noppenteppich, der im Boden verschweißt ist und das Skaten unmöglich macht. Aber ein paar fahrbare Spots gibt's eben doch noch und dann noch den Skatepark im Stadtteil Waterloo. Der Park besteht komplett aus glattem Beton und perfekten Streetobstacles. Curbs, kleines und großes Handrail, Hubbaledge, Banks, Wheelietables, Flatrail, etc. - ein Traum!

Martin_FS_Lipslide_PH
(FS Lipslide an der PH Freiburg)


Was war dein schlimmstes Erlebnis auf dieser Reise?

Hehe, oh shit. Eigentlich gab es bis auf eines keine, aber dieses eine hat es dafür in sich. Nach dem wir aus unserer Bleibe in Sydney wieder raus mussten, waren wir alle ziemlich broke und wollten erstmal Fruitpicken gehen, um wieder Kohle anzusparen. Also nichts wie ins Reisebüro, Flug nach Cairns gebucht und von Cairns dann in das 90 Km entfernte Innisfail gefahren. Na, und wie der Name schon sagt hat der Ort eindeutig "gefaied". Wir waren dort 5 Tage zum Bananen pflücken und verpacken. Es hat die ganze Zeit ohne Pause geregnet, das Hostel war total versifft, runtergekommen und überteuert. Die Arbeit war unterbezahlt und ätzend. Im Hostel sind dann alle Bauern barfuss herumgelaufen und da sich ein paar Leute einen Fußpilz eingefangen hatten, hatte ihn nach einem Tag die ganze Hostelcrew, ein paar Glückspilze wie mich und Moritz ausgeschlossen. Julian hatte ihn kurz, hat ihn aber schnell wieder in den Griff bekommen. Nach fünf Tagen Dauerregen waren dann sämtliche Brücken nach Norden und Süden überflutet und so konnte man dieses Drecksloch nicht einmal mehr verlassen. Nach einer kurzen Regenpause waren dann die  Brücken wieder einigermaßen befahrbar und Julian und ich sind dann im ersten Bus nah Cairns geflohen und waren echt froh dem Albtraum entkommen zu sein. Moritz hat sich irgendwie, wie zu Hause gefühlt und ist noch länger geblieben… hehe. Ne ne, der hatte nur einen gut bezahlten Job, konnte so Geld sparen und ist dann alleine weitergereist.

Um welche neuen Erfahrungen bist du besonders froh?

Hehe, na, ich weiß jetzt z.B., dass ich nie wieder nach Innisfail Bananen picken geh. Eigentlich war die ganze Reise bis jetzt eine große Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Es ist einfach unglaublich sich eines Morgens in den Flieger zu setzen und den halben Globus zu umrunden, um dann sein Leben für ein paar Monate mit zwei Freunden am anderen Ende der Erde zu verbringen und hier den Alltag zu leben. Aufstehen an den Strand oder skaten gehen oder eben arbeiten. Das ist eine einmalige Erfahrung, die einem für immer bleibt und darüber bin ich sehr froh.
    
Was hat dir besser gefallen - die Natur oder die Großstädte?

Oh, das kann ich eigentlich nicht wirklich beantworten. In der Natur zu sein ist unglaublich. Man sieht Sachen die man noch nie gesehen hat. Schöne Strände, die Bluemountains, etc. Aber es wird eben auch sehr schnell langweilig, denn meistens gibt es da Nichts zum Skaten und auch sonst ist dort eher weniger los, als in den Städten, wie z.B. Sydney. Aber nur Großstadt geht natürlich auch nicht. Sydney z.B. ist schon ziemlich groß und man brauch ewig um von einem Ort zum nächsten zu kommen, zumal auch das öffentliche Verkehrssystem sehr veraltet ist. Man muss einfach die perfekte Mischung zwischen Stadt und Natur finden, also immer reisen, dann ist es perfekt.

Martin_FS_Tailside_ Blaues_Rail_FR
(Martin´s Creme-AD - FS Tailside am blauen Rail in Freiburg)


Würdest du anderen empfehlen die gleiche Reise zu machen?

Ich würde auf jeden Fall jedem empfehlen zu reisen, ob man dann eine Weltreise macht oder nur ein Land bereist und sich dort einlebt hängt von den eigenen Vorstellungen ab. Wenn man Zeit hat und mal einen fremden Alltag kennen lernen will, sollte man es so wie wir machen, oder eben auch nicht. Man hat natürlich dann auch die Möglichkeit viel zu reisen, aber es kommen eben auch eher mittelmässige Momente, wie Jobsuche und Arbeiten auf einen zu. Wenn man eher viel von verschiedenen Kulturen sehen, wenig arbeiten und viel Party machen will und vielleicht auch zeitlich etwas eingeschränkter ist, sollte man auf eine Weltreise zurückgreifen.

Ist Skateboarding nach wie vor ein Thema für dich? Wenn ja, wie oft kommst du dazu?

Skateboarding is natürlich nach wie vor das Thema Nummer eins für mich! Das Problem ist nur, dass ich neben Reisen und Arbeiten weniger dazu komme, als ich es mir wünsche. Vor allem das Photographieren bekomme ich gar nicht auf die Reihe. In Sydney habe ich jetzt endlich einen Fotographen kennengelernt, aber der muss auch immer arbeiten und ist, was Spots und Photographieren angeht, eher einen bisschen verplant. Es läuft eben nicht so wie es geplant war, aber ich werd weiterhin alles versuchen, um doch noch ein paar Momente Skateboarding Down Under festzuhalten.

Ist Streetskaten in Australien erlaubt? Gibt es Ärger mit den Cops? Skates du viel in Parks?

Naja, wie schon gesagt gibt es viel zu viel Skatestopper, also es ist auf jeden Fall nicht erlaubt. Ich hab zwar noch kein Ärger mit den Bullen deswegen gehabt, habe aber schon von Leuten gehört, dass die hier auch Tickets verteilen. In Sydney bin ich dann immer viel in dem besagten Park rollen gegangen. Hier in Brisbane ist der Skatepark nicht so der Hammer, dafür haben wir einen chilligen Streetspot vor der Tür. Ein riesiger Vorplatz von einem Stadium mit Curbs und Bänken und recht gutem Flat. Dort skate ich momentan fast jeden Abend (tagsüber ist es zu heiß). Aber alles in allem skate ich schon mehr Parks als Street, denn die gibt es hier an der Ostküste im Überfluss.

Martin_Full_Cab_Blunt_Regio_Jam2006
(Full Cab Blunt auf der Regio Jam 2006 in Neuenburg)


Hast du auf deiner Reise Leute getroffen, die dich skateboardtechnisch inspiriert haben?

Na ja, inspiriert vielleicht nicht immer, aber ich habe Leute wie Shane Cross, Chima Ferguson, Chris Wood und Chad Barti kennengelernt, mit denen ich immer eine gute Session gefahren bin. Chima und Shane haben mich schon sehr beeindruckt und auch inspiriert.

Hast du Pläne für ein Leben zurück in Deutschland?

SKATEN!!!!!!!!!!      
Oh man, ich freu mich schon so krass wieder auf regelmäßige Sessions und Photographieren. Außerdem freue ich mich wieder auf ESC in Basel und natürlich auf Moliets. Nebenbei werde ich dann erstmal wieder Jobben und mir überlegen, was ich studieren soll.

Grüße, Dank, Shout Outs?

Ein dickes Dankeschön geht natürlich an alle, die mir die Reise mit ermöglicht haben, also Familie und Verwandtschaft. Außerdem Créme, Suzy Wheels, Adio Footwear und Boardshop Freiburg/Boardmag für all die Unterstützung. Und letztendlich natürlich den zwei Partyboys Moritz und Julian ein Dankeschön für die chillige Zeit, die wir im Moment hier verbringen.
Ach ja, noch einen  Tipp für angehende Reisende: Mietet euch nicht mit der Absicht gut schlafen zu können in ein Zimmer ein, das voll mit Engländern ist. Das Zimmer wird nämlich zur Partylocation des gesamten Hostels und wenn sich dann mal das Zimmer leert und das Licht ausgeht, wird der Geräuschpegel durch allgemeines Gestöhn und durch Bettgequitsche ersetzt und spätestens wenn dein Hochbett fast umkippt weisst du, dass aus dem Partyroom ein Freudenhaus geworden ist.  Also haut rein und keep on travelling!!!

Sequenz (vergrößerbar):


thumb_Kickflip-Waldshut-Seq
(Mega-Kickflip in Waldshut)


Mehr Bilder:

Martin_Langenhuizen_Feeble_pop_over_LQ
(Feeble über den Boardstein gedrückt)


Martin_Langenhuizen_FS_Feeble_BlauesRail 002_gut_LQ
(Martins Bild in der Playboard-Photo-Issue 2006: FS Feeble am Blauen Rail...vergrößerbar)


Martin_Smith_Grind_ Dirty_80th_Vertramp
(Smith Grind  an der Dirty 80th Vertramp, Freiburg Dietenbachpark)

martin_bs_blunt_badenovaledge
(BS Blunt an der Badenovaledge)




 

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