Bei der ersten DC Wildcard Session am Hamburger Baumwall gab es immerhin noch ordentlich Flat in der Line, um kurz Luft zu holen. Bei der zweiten Session an der Solinger Klingenhalle blieb keine Zeit zum Verschnaufen. Wer sich hier eine Wildcard für Red Bull Bomb the Line in Berlin verdienen wollte, der musste ordentlich Gas geben – 8er mit Rail und 10er mit Hubba, gerade mal zehn Meter Flat dazwischen und kein Notausgang. Denn auch hier galt natürlich das Prinzip von Red Bull Bomb the Line: Eine Chance auf die vorderen Plätze hat nur, wer zwei harte Tricks in einer Line verbauen kann. Die Devise der fast 40 Starter lautete: „Alles oder nichts.“ Getreu diesem Motto rippten sie den Spot ohne Rücksicht auf Verluste. Neun Boards mussten dran glauben – aber das interessierte angesichts einer möglichen Wildcard für Red Bull Bomb the Line so ziemlich niemanden.
Nachdem der erste Heat klar gemacht hatte, dass die Finalqualifikation kein Kinderspiel wird, wurde mit Runde zwei endgültig in den sechsten Gang geschaltet. „Bailen, Staub abklopfen, Board aufheben, wieder die Treppe hoch und nächster Versuch“ war das Prinzip der gesamten DC Wildcard Session. Team-Titus-Rider Yannick Schall aus Berlin ackerte 30 Minuten lang durch und toppte seinen Kickflip Frontside Boardslide am 8er-Rail erst mit einem Tailslide an der Hubba, darauf ließ er noch einen Nollie 50-50 und kurz vor Schluss einen Nollie 5-0 folgen. „Ich hab mich an die Line angenähert. Erstmal eine Line haben und die dann immer besser machen“, erklärt der Deutsche Meister 2011 seine Taktik. Aber auch die anderen Starter gaben alles: Freedom-Skateboards-Chief Bartosz Ciesielski machte seine Frontside Nosegrind / Crooked Grind Line auf den ersten Versuch klar, während Alex Mizurov einen unglaublichen Switch Heelflip an den 10ern auf seiner Liste abhaken konnte.
Yannick Schall - Flip Frontboard
Auch in den letzten beiden Heats dachte keiner der Starter auch nur im Entferntesten daran, es ruhig angehen zu lassen und feierte zusammen mit der Crowd ein Skateboard-Fest der obersten Güteklasse. Vor allem die Solinger Locals Ramon Pusch und Nico Böttcher konnten auf den Support ihrer Crew zählen und holten alles aus sich heraus. Aber auch für die anderen Fahrer gab es lautstarken Respekt; vor allem, als Jost Arens seine Feeble/ Backside Flip Line ausfuhr. Schon jetzt ein Kandidat für die vorderen Plätze legte er noch einen drauf, als er nach seinem on-lock-Feeble noch einen Backside-Bigspin-Helikopter an den 10ern landete. Wilko Grüning schenkte sich zu seinem Geburtstag nach harter Arbeit eine Line, die zur Abwechslung ganz ohne Hubba- oder Rail-Kontakt auskam: Halfcab Flip und danach ein Monster von einem Frontside Flip an den 10ern und der gesamte Spot rastete aus. Jean-Gerrit Wefeld fuhr stylish und hart und kassierte seine Backlip / Frontside Crooks Grind Line direkt im ersten Versuch ein, machte keine Pause und konnte am Ende sogar seinen gewaltigen Backside 180 über die Hubba klarmachen, obwohl sein Setup längst die weiße Fahne gehisst hatte und er auf drei Rollen ausfuhr. Und auch Martin Huppertz musste seine Frontside Feeble / Backside Nosegrind Line schließlich auf Yannicks Board eintüten, weil sein eigenes bereits dem Spot zum Opfer gefallen war.
Nach einer bis zur letzten Sekunde hart umkämpften und intensiven Session hieß es Abpfiff nach Verlängerung, weil Fahrer und Crowd stets noch einen weiteren Versuch forderten und der Spot längst zum Hexenkessel mutiert war. Gegen 18 Uhr standen die Sieger fest: Bronze, Silber, Gold und drei Wildcards für Jost Arens, Wilko Grüning und Yannick Schall. Yannick unterstrich noch einmal die Härte des Spots: „Ich fand‘s viel härter, als es auf den Fotos aussah: Das Rail war kurz und steil, die Hubba war auch ziemlich hart und der Boden frisst dich auf. Deswegen war ich auch voll gestoked, als Jost den Backside Bigspin weitergefahren ist. Auf dem Boden? Respekt!“ Auch Wilko hatte seine Probleme: „Mit dem Spot habe ich mir anfangs schwer getan, aber ich hatte Glück und es hat Spaß gemacht! Über die Line hab ich mich tierisch gefreut.“ Yannick spielte das Jam-Format in die Karten: „Eine Session zu haben ist auf jeden Fall viel entspannter als ein 3-Minuten-Run.“ Sein Team-Kollege Jost Arens schätzt vor allem die Atmosphäre des Red Bull Bomb the Line Formats: „Man hat es beim Publikum gemerkt: Wenn hier eine Line geschafft wurde, sind alle ausgerastet. Bei anderen Contests ist das meistens nicht so.“ Der nächste Stopp für die drei heißt Berlin.
Results:
1. Yannick Schall | Kickflip Frontside Boardslider (8er-Rail), Nollie 5-0 (10er-Hubba)
2. Wilko Grüning | Halfcab Kickflip (8er), Frontside Flip (10er)
3. Jost Arens | Frontside Feeblegrind (8er Rail), Backside Bigspin (10er)
4. Jean-Gerrit Wefeld | Backside Lipslide, Frontside Crooked Grind
5. Marcel Weber | Smithgrind, Bluntslide
6. Dardan Sabovic | Kickflip, Backside 180 Fakie Nosegrind
7. Bartosz Ciesielski | Frontside Nosegrind, Crooked Grind
8. Alex Mizurov | Frontside 180, Switch Heelflip
9. Alex Ring | Frontside Lipslide, Backside Smithgrind
10. Martin Huppertz | Feeblegrind, Backside Nosegrind to Backside Lipslide
Jost Arens, Yannick Schall und Wilko Grüning bei der Wildcard Übergabe
und noch DER Clip zu Solingen:
Nächster Termin:
Drei Wildcards für Red Bull Bomb the Line in Berlin sind noch up for grabs: Die letzte DC Wildcard Session findet am 22. Juni in Gerlingen bei Stuttgart statt. Dort steht ein nicht ganz unbekanntes Double-Set auf dem Programm.
Hier anmelden für die letzte DC Wildcard Session für Red Bull Bomb the Line 2013!