Salabanzi und Andy Mac sind World Champions!

  • Boardmag
  • 19.07.2004

Video Clips bei den Skateboard Video Downloads

Der 23. Mastership. Eigentlich wollte ich ja dieses Jahr endlich mal nicht hinfahren, bin dann aber doch wehmütig geworden, und habe mich Samstag nachmittag spontan in den Zug nach Dortmund gesetzt. Abends um 10 an der Halle angekommen, musste ich erstmal erfahren, dass die Rocknight komplett ausverkauft ist.


Eine Weile lang stand ich genervt ohne Karte zwischen den ganzen Irokesen am Eingang, und sah belustigt zu, wie alle ihre Nietengürtel und -armbänder in eine große Kiste schmeißen durften. Die Securities sind auf jeden Fall immer noch weltmeisterlich. Nachdem ich die Freiburger Crew getroffen hatte, konnte ich mich geschickt aufs Konzert schleusen und den zarten Klängen von Misfits und Exploited lauschen... Ja war schon geil das Konzert, aber die Leute hätten ruhig ein bissel mehr abgehen können. Vielleicht hatten alle Angst, beim Pogen ihre Hosen zu verlieren mangels Gürtel... Nach dem Konzert verzehrten wir noch die Bier-Reserven im Auto (der Mastership-Klassiker: Hansa Pils, allerdings nicht mehr aus der Dose), und schlugen unser Nachtlager auf dem Parkplatz auf. Man konnte sich dank starker polizeilicher Präsenz wirklich sicher fühlen, niemand war laut, niemand randalierte, keine brennenden Fahrräder, keine Hupkonzerte... ach wie schön war Münster, damals...




Sonntag – Semifinals und Finals. Aufgrund der Strapazen der Nacht bunkerten wir uns gemütliche Plätze auf der Tribüne und verfolgten von dort aus das Treiben auf der Fläche. Bemerkenswert war, dass fast jeder zweite Starter im Semifinal aus Brasilien kam... die Anwesenheit von US-Pros war allerdings nicht so groß wie in vergangenen Jahren – kein Koston, kein Vallely, kein Chet Thomas, etc. Dem Niveau tat das zwar keinen großen Abbruch, natürlich wurden viele „Superstars“ trotzdem schmerzlich vermisst.

Jo Lorenz, Tobi Albert und „DJ“ Mimi Gregur als deutsche Vertreter im Semifinal rockten ordentlich ab, jedoch schaffte nur Jo den Sprung ins Final, mit sicherem Nollie- und Switch-Programm. Knapp war es bei DJ Mimi, der trotz riesigem Transfer Frontside Boardslide aufs Funbox Rail und Backside Tailslide an der hohen Box nur um einen Platz die Endrunde verpasste – schade und in meinen Augen sehr verwunderlich.

Vert Finals: In der Halfpipe waren Sandro Diaz und Lincoln Ueda die Publikumslieblinge wegen der höchsten Airtime, jedoch konnte Andy Mac mit 3 identischen Technik-Runs die Entscheidung auf seine Seite holen. Mike Crum und Neal Hendrix bewiesen mit Platz 2 und 3, dass man mit über 30 in der Halfpipe noch lange nicht aufs Abstellgleis gehört. Das Highlight war natürlich der backside gegriffene 900° von Sandro Diaz – unglaublich! Übrigens der erste 900° auf deutschem Boden...

Street Finals: Der Höhepunkt jedes World Cups. Hennig Braaten aus Norwegen war erster in der Quali, verhunzte jedoch das Final. Wie gesagt, die „unbekannten“ Brasilianer waren auch dieses Jahr sehr stark, z.B. der 16jährige William Seco (12.), Ricardo Oliviera (9.), Diego Santos (8.) und Guilherme Zolin (6.).

Chris Senn liest einen Parcours wie kein anderer. Er begann mit einem backside Tweaker aus dem Kicker, olliete Frontside aus dem Loop in die Quarter, machte dann einen Frontside Lipslide am dicken Rail, droppte sich aus der Extension in die Quarter, dann Backside 5-0 an der Box, Blunt to Backside Disaster an der Quarter, Crail Tap an der Bank to Wall, Feeble am Funbox Rail, Half Flip Casper Rock'n'Roll an der Quarter, und schließlich schockierte er alle mit dem Loop: ohne Schoner schmiss er sich durch das Ding und olliete kopfüber in die gegenüberliegende Transition. Zu bewundern ist dieser einmalige Move bei den Video Downloads. 7. Platz für Chris Senn, ein respektables Ergebnis für den Weltmeister von 1995!

Ronnie Creager floatete locker über den Parcours, mit Frontside 360 die London Gap hoch und 50-50 das „Dachgiebel-Rail“ hoch und runter, bailte aber auch zuviel – Platz 11 für den Techdog. Jo Lorenz packte nach einem verkackten 1. Run am Schluß richtig aus: Switch Ollie übers Rail in die Bank, Switch 5-0 Revert an der Funbox, Nollie Crooks am Funboxrail, Nollie Flip Backside 50-50 an der hohen Box – Platz 5, über den er sich riesig freuen durfte, das beste deutsche Ergebnis seit ganz langer Zeit... Paul Machnau bewies sich wieder als Railmaster, begann mit Transfer Nosebluntslide am Dachgiebel-Rail, machte an den beiden größten Rails Frontside Boardslide und Frontside Lipslide, dazu einen Frontside Crooks über die Funbox. Ein Bail in letzter Sekunde, keine Flips im Run – trotzdem Platz 4 wegen der Härte der Tricks.

Die Top 3... klar war, dass diese 3 es unter sich ausmachen würden, vollkommen unklar war bis zur Siegerehrung die Reihenfolge. Rodil Jr aus Brasilien machte Switch Transfer Tailslide am Dachgiebel-Rail, riesige 360 Flips und Switch Flips über die Box, einen mächtigen Switch Frontside Flip die London Gap hoch, und einige weitere harte Fill-Ins mit beängstigender Sicherheit.
Daniel Vieira, ebenfalls Brasilianer, nahm auch alles auseinander. 360 Flip die Pyra und sofort Kickflip Frontside Boardslide aus der Bank ans Rail, Kickflip 5-0 an der Box, Nollie Flip aus der Bank, Kickflip Backside Lipslide am Funboxrail und Nollie Backside Flip the hard way über die Hip.
Doch dann kam noch Bastien Salabanzi... im ersten Run bailte er den vierten Trick und winkte ab, obwohl er noch 40 Sekunden Zeit hatte. Pfiffe und Buhrufe aus dem Publikum für diese vermeintliche Arroganz, doch für Bastien heisst es eben „alles oder nichts“. Also der zweite Run: Nollie Lipslide to Fakie am Funbox Rail. Fakie Kickflip auf dem großen Table, ohne Umsetzen Halfcab Flip in die Bank, und sofort wieder ohne Umsetzen Backside Flip die London Gap runter. Dann umgedreht und ein monströser Bigspin Kickflip die große London Gap hoch... Das Funboxrail einen Kickflip Frontside Boardslide hinunter, und als Finishing Move einen wahnsinnigen Caballerial Kickflip über die gesamte große Funbox!!! Das ist ein Fakie 360 Kickflip mit Brett und Körper!!! Ihm hat's gereicht, er hat gejubelt, und unverdient war es auch ganz bestimmt nicht, wenn auch genauso gut Rodil oder Daniel Vieira hätten siegen können...

Der Mastership in Dortmund, ein teurer Spaß, aber alleine Chris Senn zu sehen hat es für mich dieses Jahr wieder lohnenswert gemacht. Grüße an Lu (danke fürs Mitnehmen), Jay (Dank seiner Exploited-Connection kam ich auf die Rocknight), Chrysler (danke für die Tapes!), Moritz (gute Besserung Alter!), Atze und Malte (wo habt ihr euch eigentlich die ganze Zeit rumgetrieben?!?).

Video Clips vom Mastership gibt es bei den Skateboard Video Downloads


Results

Street: 1. Bastien Salabanzi, FRA

2. Daniel Vieira, BRA
3. Rodil Jr., BRA
4. Paul Machnau, CAN
5. Jo Lorenz, Schopfheim GER
6. Guilherme Zolin, BRA
7. Chris Senn, USA
8. Diego Santos, BRA
9. Ricardo Oliviera, BRA
10. Allan Mesquita, BRA
11. Ronnie Creager, USA
12. William Seco, BRA
13. Greg Lutzka, USA
14. Henning Braaten, NOR
15. Tomas Vintr, CZ

Vert: 1. Andy MacDonald, USA
2. Mike Crum, USA
3. Neal Hendrix, USA
4. Terence Bougdour, FRA
5. Renton Millar, AUS
6. Sandro Dias, BRA
7. Lincoln Ueda, BRA
8. ?
9. Rodrigo Menezes

Legends Vert: 1. Tony Magnusson
2. Sérgio Fortuna
3. Nicky Guerrero, DAN

Ladies Street: 1. Vanessa Torres
2. Lauren Perkins
3. Lyn-Z Adams Hawkins

1st Loop: Chris Senn
Best Trick: Sandro Dias, 900° Backside Grab



Als "Exploited Fans" kann man nicht nur diese Punks bezeichnen


Zwei Generationen von Misfits-Fans gemeinsam beim Konzert


Gemütliches Ausspannen auf den Rängen während der Finals


Die Boardmag Sticker waren das ganze Wochenende der Renner


Dave Duncan und seine Helfer haben wirklich wieder ganze Arbeit bei dem Parcours geleistet

 

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