SPLASH Chemnitz, 30.07.-01.08.2004 |
Open Air Festivals haben ja immer ihre eigenen Gesetze... zwar event-erfahren, aber SPLASH-Neulinge, fuhren wir also die 650km Stop-And-Go-Ferienbeginn-Terror auf der Autobahn gen Chemnitz. 1. Splash-Gesetz: Trau keinem Ordner, der dir erzählen will, wo die Presse-Akkreditierung ist. 2. Splash-Gesetz: Stell dich darauf ein, dass dein Auto von den netten Beschützern in Grün durchsucht wird. 3. Splash-Gesetz: Der Campingplatz gehört ganz bestimmt nicht zu den vom ADAC ausdrücklich empfohlenen, sondern ist ein abschüssiger Acker, total vollgepfercht mit tausenden Hiphoppern, die schon am frühen Donnerstag überall ihre Zeltpavillons aufgestellt haben. Und du darfst dir im Dunkeln irgendwo ein Plätzchen suchen. 4. Splash-Gesetz: Wenn du endlich das richtige Bändchen hast, ist die Welt in Ordnung.
Der Street-Parcours
Well. Freitag war also dank komplizierter Koordination fast gelaufen, beim Drum'n'Bass Zelt wurden noch ein paar leckere Bierchen genossen, ein scheuer Blick wurde auf die majestätisch ruhende Streetfläche geworfen. Und unsere netten Bielefelder Zeltnachbarn versuchten uns so lange die Tapes ihrer Crew zu verchecken, bis wir endlich eingeschlafen waren.
Dennis Laaß, Wallie ins Flat
Die Sonne ist gnadenlos, wenn sie auf das Zelt scheint – ist bekannt. Dass es allerdings um halb Neun schon nicht mehr auszuhalten ist, ist ein Unding. Was soll's, schlafen kann man noch wenn man tot ist. Also, auf zum bekannt großzügigen C.O.S.-Catering (aka Katering). Dave Siegl sorgt immer dafür, dass schon die Frühaufsteher unter den Startern und Presseleuten versorgt sind. Halfpipe und Streetfläche waren wieder direkt ans Wasser gebaut, auf halbem Weg zwischen der großen und der kleinen Konzert-Bühne. In Kombination mit dem Contest-DJ hatte man also die absolute Sound-Dröhnung. Während die Street Eliminations begannen, liefen auch die normal sterblichen Festivalbesucher in die „Concert Area“ ein, in nicht unwesentlicher Anzahl waren diese nur mit Bikini bekleidet und sorgten mit ihren großen Ohren für große Augen bei den testosteron-triefenden Athleten und Zuschauern.
Spectators
Street Eliminations - über 100 Starter in 5 Heats durften bei über 30 Grad im nicht vorhandenen Schatten ihr Bestes geben. Die Stimmung war sehr locker, die Zuschauer gut drauf, und wer kurz vorm Hitzschlag stand, konnte sich direkt im See abkühlen. Neben den üblichen Verdächtigen aus hiesigen Gefilden, waren auch Fabio Sleiman mit drei Kumpanen aus Brasilien am Start, und unbekannte Gesichter aus Tschechien, z.B. Lukas Darek, konnten sich ebenfalls problemlos für den Sonntag qualifizieren.
Guilherme Gnomo, Raffael Russo, Fabio Sleiman, die drei lustigen Brasilianer
Acts wie Nico Suave ließen den See kochen
Stylemäßig besonders ins Auge stachen Michael Mackrodt mit seinen hohen, an den Sohlen klebenden 360° Ollies über die Hip, Fabio Sleimans Full Speed Attacken, Jeremy Reinhardts Cab Flips über die Hip, und DJ Mimi mit sicheren Transfers to Frontside Boardslide über die Funbox. Und natürlich Marcus Jürgensen, der mit Nackt-Turm-Springen leider nicht weiter kam. Direkt fürs Finale qualifizierten sich Benni Markstein, Glenn Michelfelder und Thomas Weber.
Samet Ganioglu, Crooked Pop Transfer
Zwischendurch machte die Nachricht die Runde, dass der Vert-Pro Jussi Korhonen etwas unsanft aus seinem Mittagsschlaf geweckt wurde, nämlich mit seinem Bein im Radkasten eines Autos hängend. Da liegt man gemütlich im Schatten einen Baumes, und irgendein Bernd übersieht dich und fährt über dich drüber... zum Glück konnte Jussi schon am Sonntag wieder aus der Klinik entlassen werden, nur ein paar Fleischwunden, der Contest war für ihn freilich gelaufen.
Guter Versorgungsgrad für die Athleten.
Jussi Korhonen konnte den Contest nicht mitfahren, bediente sich dafür aber beim lecker Katering
Nach dem Elimination-Marathon stand das Finale der Red Bull Local Hero Tour an. Die Jungs bewiesen, dass der Nachwuchs nach der Macht greift, denn vom Niveau war kein großer Unterschied zu erkennen. Alex Mizurov aus Rastatt hatte den dicksten Run am Start mit 360 Flips über die Gap und Backside Lipslides, und gewann vor dem Nachwuchsrocker Stefan Pohlmann aus Feucht, der lockere Heelflips die London Gap hoch und runter ballerte.
Busta Rhymes war Headliner des Splash Festivals
Feierabend für die Skateboarder, und Zeit, vom Rest des imposanten Festivals was mitzubekommen. Da dem Autor vom gesamten Line-Up des Wochenendes nur Busta Rhymes und die Beginner namentlich bekannt sind, könnt ihr in diesem Punkt leider keine fachkundige Berichterstattung von Europas größtem Hip-Hop-Festival erwarten. Busta hat jedenfalls dick gerockt („FUCK YOU GERMANY! I SAID FUCK YOU GERMANY!!!“) und die Festivalbesucher waren ganz aus dem Häuschen. Übrigens ist auch die Security sehr entspannt gewesen, und hatte nicht viel zu tun, außer Präsenz zu zeigen. Der Mangel an Aggressivität auf dem SPLASH ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass viele Gäste nicht den Gerstensaft, sondern andere Naturprodukte bevorzugten.
Busta Rhymes
Sonntag... und die Sonne brennt schon wieder. Nicht nur das, plötzlich brannte auch eines unserer Nachbarzelte... da war wohl Aggro-Berlin am Werk! Schnell den Acker verlassen und ab zur Contest Area...
Aggro Berlin sorgte für brennende Zelte, aber letztes Jahr soll es schlimmer gewesen sein
Nach und nach tröpfelten die Leute auf der Fläche ein, teils sichtlich gezeichnet von den Strapazen der Nacht. Somit waren im Practice hauptsächlich die jüngeren Semester anzutreffen, z.B. Glenn Michelfelder, der mal eben 10 verschiedene Fliptricks hintereinander über den Parcours ballern kann. Zeit für die Semi-Finals. Trotz 2 Runs konnten sich nicht alle Favoriten durchsetzen, so hatte z.B. DJ Mimi Pech, da der Backside Noseblunt Slide einfach nicht klappen wollte, und auch Michael Mackrodt und Andi Welther waren vom Bail-Monster verfolgt. Auch Dennis Laaß stach mit stylishen Wallie-to-Nose-Manual das London Gap hoch ins Auge, fürs Finale reichte es aber leider nicht.
Pascal Schmidt, Backside 180 Backward Nosegrind über die Todes-Gap, während der Bursche im Hintergrund gerade über seine Familienplanung nachdenkt.
Nach den Semifinals ging es endlich in der Halfpipe rund. Beim dritten und letzten Stopp der C.O.S. Vert Series wurden die 10 Fahrer in einer Kombination aus Run und Jam Session bewertet. Cristiano Mateus aus Brasilien konnte am besten überzeugen, u.a. mit überkopfhohen Kickflip Varial Grabs, Trevor Ward aus Australien schaffte in der Session sogar einen Rodeo und hatte auch sonst einiges zu bieten, unter anderem derbe Wutausbrüche, wenn mal wieder was nicht geklappt hat. Platz 3 ging an Sascha Müller, der seinen Titel des deutschen Meisters an den Viertplatzierten dieses Wochenendes, Jürgen Horrwarth, abgeben musste. Jörn Schreiber, eine Legende in der deutschen Vertikalen, machte 11 Inverts hintereinander, ziemlich gut, aber sein Rekord liegt über 30.
Sascha Müller fuhr sehr schön an diesem Tag, musste aber trotzdem seinen Deutschen Meistertitel abgeben
Cristiano Mateus aus Brasilien hatte die höchsten Airs und meisten Flips.
Street Finals. Na endlich! Jetzt durften sie alle richtig auspacken. Yannick Schall, junges Blut aus Berlin, flowte sich mit easy Nollie 180s über die Pyra-Gap und Nollie Noseslide die Ledge runter, leider wollte der Nollie Frontside Boardslide im Run nicht klappen – Rang 9.
Yannick Schall, Nollie Frontside Boardslide mit Leichtigkeit
Yannick Schall, Frontside Nollie über die Gap
Thomas Weber fuhr richtig gut mit Kickflip Backside Lipslide, Kickflip Frontside Boardslide, Kickflip 50-50, bailte aber noch zweimal und wurde auf Rang 8 verwiesen.
Thomas Weber begeisterte die Massen u.a. mit soliden 360 Kickflips über die Gap
Sascha Ewest, Sieger in Köln, heizte mit Kickflip Grabs auf Platz 7. Glenn Michelfelder zwirbelte zwar jeden Fliptrick über die Hip, verbailte aber einen 50-50, trotzdem ein respektabler 6. Platz für den 13-jährigen. Jeremy Reinhardt verbailte den ersten Run, blieb aber im 2. Versuch stay on mit stylo-backside Lipslide und dickem Ollie Frontside Grab in der Quarter. Platz 5 für ihn.
Die Judges kamen bei so engen Finals auch ins Schwitzen
Lem Villemin, 14 Jahre jung, fuhr mit cleanen Kickflips über Funbox und Hip, sowie einem haarsträubenden Kickflip Frontside 50-50 an der langen Ledge auf Platz 3, den er sich allerdings mit Keno Ringering teilen musste. Keno aus Aurich nahm den Parcours mit 360 Flip über das Gap und Late Shove-it das London Gap auseinander.
Keno Ringering wohnt in der Auricher Skatehalle, das sieht man u.a. an solchen schönen Frontside Flips
Den Pokal für den 3. Platz erhielt nach einer ordentlichen Partie Schnick-Schnack-Schnuck Keno.
5 mal gleich, dann schlägt Kenos Schere Lems Papier
Guilherme Gnomo aus Brasilien konnte Platz 2 für sich sichern, er switch-tailslidete sich London Gap hoch und runter, machte Nollie Nosegrind an der Box und einen imposanten 360 Flip von der Funbox bis ins Flat.
Guilherme Gnomo Switch Tailt sich das London Gap hoch
Guilherme Gnomo aus Brasilien macht diesen riesigen 360 Flip bis ins Flat
Winner of the Weekend allerdings war Benni Markstein, und zwar nicht weil seine Freunde gejudget haben, sondern weil er den smoothesten Run hingelegt hat: Frontside Nosegrind London Gap hoch, direkt hinterher Backside Nosegrind wieder runter, Switch Lipslide am Funbox Rail, Nollie Backside Flip über die Hip. Im zweiten Run bailte er einmal und entschied sich dann für eine beherzte Bombe ins Wasser.
Benni Markstein, Switch Lipslide to fakie
Benni Markstein wurde es im Final zu heiss
Somit war dann auch der Playstation Best Trick Contest in den See eröffnet. Ja, da hatten sie dann alle ihren Spass. Gentsch machte backside 360, Leo Leifert den stumpfesten Rückenplatscher. Dirk Vogel Frontside 180 Stalefish war auch schön, Keno Ringering airwalkte sich ins Nass, Andi Welthers 360 Varial war auch nicht von schlechten Eltern.
Leo Leiferts Spezial-Wasser-Board...
... und ab dafür! 360 Method
Thomas Gentsch will den See mit einem Backside 360 trockenlegen
Keno Ringering, Airwalk
Am Schluss mussten auch hier Schere, Stein, Papier entscheiden, wobei Leos Papier Andis Stein einwickelte.
Leo gewinnt die Playstation 2, seine zweite.
Natürlich gab es bei der Siegerehrung ordentlich Sekt, alle waren glücklich, besonders diejenigen die dicke Kohle eingestrichen haben. Fazit: der Contest auf dem Splash ist, in Kombination mit dem Festival, auf jeden Fall eine Reise wert. Wenn man die Gesetze beachtet...
Sekt-Schlacht, bekannt aus der Formel 1
Results Street:
(Rang, Name, Wohnort, Punkte, Preisgeld)
1 Benjamin Markstein, Münster, 260, 1.500 €
2 Guilherme Gnomo, Brazil, 254, 700 €
3 Lem Villemin, Stuttgart, 246, 350 €
Keno Ringering, Aurich, 246, 350 €
5 Jeremy Reinhard, Köln, 245, 200 €
6 Glenn Michelfelder, Stuttgart, 243, 100 €
7 Sascha Ewest, Wuppertal, 241
8 Thomas Weber, Kautendorf, 231
9 Yannick Schall, Berlin, 227
10 Stephan Pohlmann, Feucht, 214
11 Rafael Russo, Esteio / Brazil, 211
12 Samet Ganioglu, Stuttgart, 190
13 Ben Wessler, Hamburg, 149
14 Lukas Danek, Prag / Czech Rep., 146
15 Andre Mitschke, Dresden, 141
Sascha Müller, Cristiano Mateos, Trevor Ward
Results Vert Session:
1 Cristiano Mateus, Sao Paulo/Brazil, 1.300 €
2 Trevor Ward, Moama/Australia, 700 €
3 Sascha Müller, Münster, 400 €
4 Jürgen Horrwarth, Berlin, 300 €
5 Bob Joosten, Utrecht/NL, 200 €
6 Jörn Schreiber, Münster, 100 €
7 Andreas Krall, Germany
8 Jan Tomosovsky, CZE
9 Christian Loos, Herten
10 Ganta, Brazil
11 Tina Neff, Münster
12 Heiko Rohrbach, Veitshöchheim
13 René Rogowski, Frankenthal
14 Alex Jongen, Münster
Gesamtwertung 2004 C.O.S. Vert Series:
1. Jürgen Horrwarth
2. Sascha Müller
3. Jörn Schreiber
Jeremy Reinhardt stärkt sich für das Final
Kollege Gentsch vom Limited hatte auch seinen Spaß
Verwandte Links:
SPLASH Website
C.O.S. - Club of Skaters
Jeremy Reinhardt, Ollie Frontside Grab
Spectators
Acts wie Nico Suave ließen den See kochen
Kamil Krezniak, Kickflip Frontside Boardslide im Run
Ex-Freiburger Moritz Erian rockte sich mit Varial Heelflips das London Gap hoch bis ins Semi Final
Benni Markstein freut sich über den Sieg, und mit ihm der C.O.S.-Kopf Tilman Göbel
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