Dirt Ollies – A Skateboard Trip To
Mongolia
Am Anfang war das Bild – und zwar das eines enormen, uralten Skateparks in Ulaanbaatar, der mongolischen Hauptstadt, das der deutsche Skater Johannes Hempel im Sommer 2002 aufgenommen hatte. Zwei Jahre später, im Juli 2004 machten sich elf Skateboarder und drei Fotografen auf den Weg in die Mongolei, um diesen Skatepark zu besuchen – leider mussten sie bei der Ankunft feststellen, dass er inzwischen abgerissen war.
Erst drei Wochen zuvor war der Park dem
Erdboden gleich gemacht worden. Da standen sie nun, die illustren
Skater Pontus Alv, Scott Bourne, Geoffrey van Hove, Kenny Reed,
Quentin de Briey, Tom Derichs, Julian Dykmans, Vincent Gootzen, Hugo
Liard, Chris Pfanner und Muki Rüstig mit den Fotografen
Alexander Basile und Bertrand Trichet - und die Mission schien
beendet, bevor sie überhaupt angefangen hatte. „Zum Glück!“
möchte man sagen, wenn man nun „Dirt Ollies A Skateboard Trip
To Mongolia“ - das Buch über diese Reise in den Händen
hält.
Denn dadurch sahen sich die Jungs plötzlich in der
Lage umdenken zu müssen und aus einem Skateboard-Trip mit dem
exotischen Ziel „Mongolei“ wurde eine Reise durch die Mongolei,
wie es sie sonst nicht gegeben hätte. Die Hauptsache war nun
nicht mehr das „Skateboarden an einem bestimmten Ort“ – die
Perspektive hatte sich durch den fehlenden Skatepark völlig
geändert: Das Skateboarden wurde vom Subjekt zum Objekt und
diente ab jetzt als Antrieb dafür, Land und Leute, im
eigentlichen Sinne des Wortes „zu erfahren“. Oder wie Scott
Bourne es im Vorwort ausdrückt: „In Wirklichkeit ist
Skateboarding nur der Treibstoff für das Abenteuer. (…) die
Wahrheit ist, dass eine ganze Geschichte auf dem Weg stattfindet“.
Der Weg ist das Ziel. Und das auszudrücken, gelingt diesem Buch
ganz vortrefflich. „Dirt Ollies“ stellt nicht das Skateboarden in
Form von technischen Tricks an irgendwelchen Hammer-Spots in den
Vordergrund, sondern zeigt in großartigen Bildern die Mongolei
aus der Sicht von Skateboardern – dabei sind auf nur knapp einem
Drittel der Bilder überhaupt Skateboarder zu sehen. Die meisten
Bilder sind Eindrücke vom Leben in Ulaanbaatar, der Begegnung
mit den Bewohnern und die Landschaften um die Hauptstadt herum; mit
all seinem Schmutz, seiner Tristheit und Härte aber auch der
Neugier und Freundlichkeit der Menschen.
Und wenn doch einmal Action
gezeigt wird, dann an Spots, die man hierzulande für unfahrbar
halten würde. Mit vollem Einsatz werden Wallrides an
Bretterzäunen gezogen oder völlig verbogene Rails
gegrindet. Oft fragt man sich, wie die Jungs die Tricks ausrollen
konnten. Aber genau das macht dieses Buch aus. Dafür steht der
Titel: „Dirt Ollies“ - Die Fähigkeit (und natürlich
auch die Motivation), im Dreck Ollies zu ziehen. Oder auf die Reise
und vielleicht sogar dem Eindruck vom Leben in der Mongolei
übertragen: „Das Beste aus den Umständen machen!“
Abgerundet wird dieser
Skateboard-Reise-Fotoband durch das Reise-Tagebuch von Scott Bourne
der die Geschichten der Bilder mit Worten ergänzt. Auch nicht
unterschlagen werden sollte die DVD „Mongolian Tyres“, die in den
mit mongolisch anmutenden Artworks verzierten Rückumschlag des
Buches geheftet ist. Hier kommen nicht nur alle Akteure nochmals zu
Wort, sondern man sieht auch die Entstehungsgeschichten vieler Bilder
aus dem Buch. Und natürlich Streetskaten an Spots, auf die der
englische Ausdruck „gnarly“ einfach am besten passt…
Zu finden gibt´s „Dirt Ollies-
A Skateboard Trip To Mongolia“ (ISBN 978-3-939181-04-0) in jedem
gut sortierten Buchladen oder direkt beim Verlag für Bildschöne
Bücher in Berlin.