Der Walliekicker a.k.a.
das Vogelhäuschen
Bauen. Ja, da kommt Freude auf! Wer baut sich nicht gerne selber etwas, anstatt immer nur schon vorgegebene Sachen zu benutzen? Gerade als Skater ist die Vorfreude groß. Erst stundenlang rumsägen, hämmern, schrauben und dann die erste Testfahrt... Das ist immer etwas ganz besonderes.
Häufig ist man
aber zu faul den Arsch hochzubekommen. Ausreden gibt es viele: „Zu
teuer“, „...dauert so lange, da geh ich lieber rollen“, „...zu
kompliziert“, „...alleine macht das keinen Spaß“, „...irgendwelche
Idioten hauen das kaputt“ oder „...die Stadt holts eh wieder ab“...
Wenn man aber genau in sich reinhört, oder sich an die letzte
Bastelaction erinnert, findet man meistens schon eine gewisse Lust
mal wieder etwas zu bauen.
Sebi Hartung - Crail (zum vergrößern, klicken
Mir kam die Idee zum
Walliekicker durch einen Stein, den wir eigentlich genommen haben, um
ein (auch selbstgebasteltes) Curb am Freiburger Busbahnhof zu
beschweren. Als das Curb mal umgestellt wurde, blieb der Stein
liegen. Als er da so einsam und alleine lag, fiel mir erst seine
ziemlich einladende Form auf. „Warte, da geht doch...“ Zack!
Wallie gemacht. Die nächsten Tage hatte ich ziemlich viel Spass
mit diesem Stein. Mir sind immer wieder neue Tricks eingefallen und
mir wurden erstmal die Möglichkeiten bewusst, die in der
Grundidee des Wallie stecken. Leider wurde das Curb und andere, mit
Mühe aufgestellte Sachen, mitsamt Stein kurz darauf von den
Verkehrsbetrieben abgeholt. Ohne Stein keine Wallies! Da blieb mir
nur eins übrig: Basteln!
Hier also der Bauplan, den
ich mir spontan zusammengereimt hab:
Man braucht:
1. Holzplatten
2. Nägel bzw. Schrauben
3. Werkzeug
Die Konstruktion besteht aus vier bzw. fünf Platten: Zwei identische Dreiecke für die Seiten, zwei Platten auf denen man dann tatsächlich fährt und je nach Lust und Laune einer Stabilisierungsplatte im Inneren.
Zeichnet euch am besten vorher mehrere kleine Skizzen, in denen ihr euch überlegt, wie sich die Winkel und Längen und damit auch die Höhe des Teils beeinflussen, denn beim Basteln gilt die Regel: Erst überlegen, dann sägen!
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Es ist ratsam zuerst mit den Dreiecken anzufangen. Zeichnet eure Traumvorstellung auf die Platte und sägt diese aus. Dann kopiert ihr das Dreieck, indem ihr die Umrisse noch mal auf die die Platte legt und wieder aussägt. Jetzt habt ihr zwei identische Dreiecksplatten.
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Messt die Dreieckslängen und sägt zwei rechteckige Platten zurecht. Eine Seite sollte aus der jeweiligen Dreieckslänge bestehen, die andere sollte bei beiden Platten gleich sein und mindestens so breit wie ein Skateboard sein. Breiter ist besser.
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Jetzt erstmal probeweise das Vogelhäuschen zusammenstellen und gucken, ob alles gut zusammenpasst. Zur Not hilft eine Pfeile und ein Raspel für die Korrektur von kleinen Schönheitsfehlern und Wacklern.
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Seid ihr zufrieden, dann klopft die Nägel oder dreht die Schrauben in das Gebilde.
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Zur Stabilisierung könnt ihr die beiden Dreiecke auch noch durch ein Brett in der Mitte absichern.
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So, fertig ist das Gerät. Sofort mit dem Skateboard in Angriff nehmen. Wenn es rutscht, dann Technik anpassen oder Steine und Geröll ins Innere legen.
Hier sind zur Hilfe die Maße des Kickers auf den Photos.
Die beiden Dreiecke:
a=57cm, b=50cm, c=46cm, Alpha=60°, Beta=50°, Gamma=70°
Platte für 60° Auffahrt:
46cm x 34cm
Platte für 50° Auffahrt:
51cm x 34cm
Dicke der Platten:
3 cm, das gibt dem ganzen etwas Gewicht und es rutscht nicht ganz so schnell weg.
Mit diesen Maßen wird das Vogelhäuschen ca. 40cm hoch.
Für mich hat sich das Bauen auf jeden Fall gelohnt:
-das Material war billig bis umsonst
-die Bauzeit ist relativ kurz.
-man kann das Ding locker alleine bauen und auch alleine tragen
-es passt in jedes Auto oder man kann es hinten auf einen Roller binden
-man kann es zu überdachten Spots mitnehmen, wenn es mal wieder regnet
-durch das leichte Transportieren kann man dem Abholen der Stadt oder dem Zerstören von irgendwelcher Idioten leicht vorbeugen
-am wichtigsten aber: Man
erweitert seinen Skatehorizont
Ok alles super, aber wie skatet man das Teil denn jetzt? Also die Grundtechnick des Wallies ist eine Mischung aus Ollie, einfach gegenheizen und drüberfahren. Man muss versuchen die vordere Achse anzuheben und dann mit der hinteren den Schlag gegen die Schräge zu schlucken, um sich dann „einfach“ hochscheissen zu lassen. Je mehr Geschwindigkeit, desto stärker spürt man diesen Schlag und das setzt sich dann auch in Höhe um. Viele machen am Anfang unbewusst einen Ollie über das ganze ding, aber das geht mit der Zeit weg. Manche lernen den Trick auch dadurch einen Ollie zu ziehen und nur oben ganz kurz mit den Hinterrollen gegen die Platte zu schlagen. Wie auch immer... Schaut euch die Bilder an um ein paar Ideen zu kriegen und euch fällt bestimmt auch selber was ein. Dadurch, dass man den Walliekicker mit vielen anderen Obstacles verbinden kann, entstehen tausende von Möglichkeiten. Übrigens ist die Technik des Wallies der des Polejams bzw. Polegrinds sehr ähnlich. Es ist praktisch ein Walliekickerrail...
Natürlich eignet sich
das Teil auch für Liptricks, Slides, Grinds, zum Tricks
Drüberpoppen, als Sitzmöglichkeit, als Hut und für
alles weitere was euere Phantasie so ausspuckt.
Sequenzen (zum vergrößern, klicken)
(Sebi Hartung - BS 180 über's Rad)
Viel Spaß mit
eurem Häuschen und „Keep Basteln alive!“