Ein Jahresrückblick jagt(e) den Nächsten mit Inhalten aus Politik,
Sport, Menschen, Kultur und Katastrophen -eigentlich hauptsächlich
Katastrophen! Eine Krise folgte auf die Nächste und ermöglicht nun
neuen(alten) und unbekannten(bekannten) Personen Teil des öffentlichen
Lebens zu werden. Der Eine wird etwas bewegen, der Nächste hoffentlich
nicht nur vorerst scheitern!
(Verdammt, Anführungszeichen vergessen!)
Ein Aufschwung sieht anders aus, nicht nur weil er namentlich eher an
eine schmerzhafte Reckübung erinnert. In 2011 war nicht alles schlecht,
besonders nicht in unserer kleinen Subkultur Skateboarding. Ein wenig
2011 unseres Freiburger Dunstkreises, wurde sogar auf Papier gedruckt
und somit aus dem schnell vergessenen Medium Internet befördert, in die
ewig währenden Hallen der deutschen Skateboardmagazine. Ein Heft kann
man sich kaufen und damit besitzen, auf dem Klo lesen, mit Essen
bekleckern, mit Asche ankohlen, mit Eselsohren versehen und aufheben.
Bis man alt und tatterig ist. Und dann kann man seinen Enkeln daraus
vorlesen, die Bilder zeigen, sich erinnern, die Anekdoten dazu erzählen
und im Notfall das eingerollte Heft als züchtigendes Mittel verwenden.
Man sollte also den ein oder anderen Schuhkarton aufheben, um darin
persönliche Erinnerungen an die guten alten Zeiten zu archivieren. In
meinem Karton von 2011 sind und bleiben: Fabi Surber, Paul Weisser,
Sascha Melcher, Jakob Vidic, Sebi Hartung und Michael Bähr.
Während einer der ersten Sessions des Jahres 2011, sind wir an dem
damals neuen Curbspot in Freiburg hängen geblieben. Kein Wunder, gibt es
sonst in Freiburg keinen einzigen anderen Spot der die Bezeichnung
"Curbspot" verdient! Der Elch hatte sich für 2011, glaube ich, sehr viel
vorgenommen und kam mit ordentlich Schwung aus den Feiertagen. An
diesem Tag beschäftigte er sich zusammen mit Tobe den Bs Tail Flip out
auf Video zu bannen. Ein paar mal war er kurz davor den Trick zu stehen,
während ich mit Fabi ein paar Sequenzen schoss um meine neue Kamera
besser kennenzulernen. Es juckte in den Fingern, aber wenn mehrere Leute
gleichzeitig etwas schießen wollen, wird es für einen Fotografen
meistens extrem stressig, man muss sich dann doch für eine Sache
entscheiden. Konnte ich natürlich doch nicht und nach dem der Elch nach
einiger Zeit wieder einen Versuch landete entschloss ich mich beim
nächsten Mal doch draufzuhalten, auch wenn der Bildausschnitt auf Fabis
Körpergröße angepasst war. Nächster Versuch Elch, und da war das edle
Stück!
...Sequenz....
Einer längeren Session im Skatepark in Emmendingen, folgte im Herbst
2010 eine ausgiebige Fotosession an diesem Spot, der mittlerweile zu
einem ordentlichen Bust wurde, wie ich mir habe sagen lassen. Paul hatte
damals schnell entschieden sich mit einem Trick aus der Königsklasse zu
verewigen undzwar per Bs Noseblunt. Sehr zu meinem Vorteil kam er in
jeden Versuch perfekt rein und slidete sicher eingelockt bis zum Ende.
Doch der Abgang wollte nicht. Nach 20 Versuchen hatte ich 20 gute Bilder
aus ungefähr 5 verschiedenen Perspektiven. Nach weiteren Versuchen war
Paul mit seinem Latein am Ende und auf dem Weg zur Resignation,
verständlicher Weise! Wir kauten alle Möglichkeiten durch, wie er es
denn nun schaffen solle den Trick auszufahren. Eine große Hilfe konnte
ich ihm dabei kaum sein, schließlich wird ein Bs Noseblunt wohl nie zu
meinen eigenen Trick Repertoire gehören werden, leider. Eine Möglichkeit
hatte Paul aber noch nicht ernsthaft versucht - am Ende des Curbs und
des Slides einfach nichts zu machen. Einfach schauen was passiert. Er
landete Versuche, er fuhr einen sketchy aus. In meiner Erinnerung konnte
man den Anstieg seines Motivationsbarometers wahrlich spüren, er hatte
seinen Glauben wiedergefunden. Den letzten Versuch fuhr Paul perfekt
aus!
Paul Weisser. Bs Noseblunt in Emmendingen.
Die langen 4rer am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg sind
schon öfters Schauplatz von harten Manövern gewesen, wenn denn die
Hausmeister es überhaupt dazu kommen ließen. Fabi hatte den Bigspin
schon währen des "BBH Jams" gemacht, wollte aber immer mal eine Sequenz
davon schießen. Nach einigen Kickouts und Regenfällen erwischten wir
endlich mal einen lauen Sommerabend. Ich entschloss mich den Trick vom
Dach aus zu fotografieren und kletterte dazu die abgesperrte
Wendeltreppe hoch und stieg über den Zaun auf den Balkon. Während ich
mir durch das Gestrüpp einen Weg an die Ecke des Balkons bahnen wollte,
wunderte ich mich warum eines der Fenster offen stand, an einer Schule,
an einem Sonntagabend. Ich riskierte einen Blick und sah eine schwer
beschäftigte Sekretärin hinter ihrem Schreibtisch. Die sah mich und
erschrak fürchterlich, ich dann auch. Ich fand schnell die Sprache
wieder und erklärte, warum ich hier oben sei. Mit ihrer Erlaubnis durfte
ich oben bleiben ("aber passen sie auf das sie nicht runter fallen und
machen sie schnell, ich muss noch viel arbeiten") und nach wenigen
Versuchen fuhr Fabi seinen Trick sauber aus.
Merci beaucoup Madame!
Fabi Surber. Bs Bigspin.
.....Sequenz.......
Eigentlich war 2011 für Jakob ein Scheißjahr -aufs Skateboard bezogen!
An einem Trippleset hatte er sich schwere Kopfverletzungen zugezogen,
von denen er sich erst nach längerer Schonzeit erholt hatte. Dennoch
leidet unter anderem sein Geruchssinn immer noch unter diesen Folgen.
Doch schnell war Jakob wieder auf seinem Skateboard unterwegs, aber
dabei beschäftigte er sich mit einem ganz anderen Skatestil, als man es
vorher von ihm gewohnt war. Er fuhr viel Curb und "Schnaggelspots"und
kreative Manöver taten es ihm immer mehr an. Dieser Spot in Umkirch war
ein ganz besonderer, der zum spielen perfekt war und an zwei Tagen
ordentlich auseinandergenommen wurde, bevor der erwartetet Bust kam.
Jakob fuhr den Spot wie kein Zweiter, dabei war es sein erster
Streetspot nach seinem Unfall! Kurz nach dem schießen dieser Sequenz war
der Spass endgültig vorbei, aber die Erinnerung an die Sessions dort
wird bleiben!
......Sequenz......
Sebi Hartung. Seine Reell Werbung in der aktuellen Playboard und Kingpin.
Dieses Bild entstand während einer munteren abendlichen Session in
unserem DIY Mensapool in Freiburg. Ich schoss unauffällig ein paar
Einzelbilder und Sequenzen der Session, unter anderem von Sebis
Manövern. Zu diesem Zeitpunkt sah die alte UB im Hintergrunde bei jeder
Session anders aus, da sie gerade ausgehöhlt bzw. abgerissen wurde.
Jetzt stehen nur noch die alten Fahrstuhlschächte. Zu dem Zeitpunkt des
Blunt fakie Transfers hatten die Bilder der Session einen ganz eigenen
Flair, es erinnert irgendwie an Bilder von Freiburg nach den
Bombenangriffen während des Zweiten. Wie auch immer, es hat wohl etwas
besonderes, auch wenn man nicht aus Freiburg kommt. So fand auch Sebis
Klammottensponsor und lies von dem Bild eine Werbung drucken. Zufälle
spielen im Leben wirklich eine große Rolle!
Sebi Hartung. Blunt to Fakie Transfer in unserem Mensapool in Freiburg.
Der Herr Bähr ist spätestens nach dem Wochenende am Bodensee, während
des "King of Heimatland" jedem ein Begriff geworden, der ernsthaft
Skateboard fährt in Freiburg und Umgebung. Talent und Style, sowie den
richtigen Biss bringt er mit, zu dem ist er einfach schwer in Ordnung!
An einem Spätsommertag machten wir mit den Kaisertühlern einen Ausflug
nach Offenburg und waren unter anderem an diesem Spot, der auch schon
ein paar Jahre hinter sich hat und wirklich nicht so easy zu fahren ist,
wie das Foto vielleicht vermuten lässt. Wie so oft weiß man es am
besten, wenn man selbst da war und den Spot geskatet ist. Man muss dann
auch nicht immer den krassesten Move rausholen, manchmal tut es ein
Klassiker, dafür in wunderschöner Ausführung. Ich glaube es ist als
Streetskater eine Kunst für sich, die auch wirklich nicht jeder
beherrscht, den richtigen Trick für den passenden Spot zu finden, gerade
wenn man das ganze auf Film bannen will. Schafft man das, so kann unter
Umständen eine zeitlose Erinnerung daran herausspringen, wie in Michels
Fall.
Michael Bähr. Fs Smith Grind in Offenburg.