Thinkin' in Klappe die Zweite
Umgehend nach Abschluss des ersten Artikels feuerten bereits neue Gedankengänge durch mein Hirn, sodass ich mich gezwugen sah diese zusammenzutragen. Um nun aber nicht bestehendes Gedankengut wiederzukäuen, habe ich mich mal beim Boardmag-Medienpartner skateboard.de umgesehen und bin dabei auf zwei sehr lesenswerte Artikel gestoßen: Identität: Skateboarder und Identität: Skateboarder Teil II.
In diesen erfährt man eine erschöpfende, desillusionierende, resolute und leicht verbitterte Abrechnung mit den Themen Kommerz, Coolsein und Trend. Von daher möchte ich hier nur eine mehr oder weniger kleine relativistischere Stellungnahme dazu abgeben: Sich auf negative Aspekte zu verschränken führt zu nichts, außer der eigenen Verzweiflung! Zugegeben ist das heutzutage nicht gerade einfach, da sich schlechte Nachricht besser verkaufen lässt. Wir haben uns wohl auch daran gewöhnt, das Leid anderer zu nutzen, um die eigenen Missstände verdrängen zu können. Ferner denke ich, dass der Kapitalismus in einer weit größere Krise steckt, als dass ihm die Produkte ausgingen. Was ich im Übrigen anzweifeln möchte, da die Industrie Hand in Hand mit der Modediktatur agiert und die Leute, doof wie sie nunmal sind, sich dieser Diktatur, mehr oder weniger bereitwillig, unterwerfen. Welche Musikkombo sagte dochgleich: "Was die Mode diktiert, wird zu Tode konsumiert!"? Auch ich muss mir eingestehen, mich nicht über diese Diktatur hinwegsetzen zu können!
Aber zurück zur Krise: Das schöne daran, sie ist hausgemacht. Fortschreitende Automatisierung und kontinuierliche Überproduktion führt dazu, dass die Produktionskosten ins bodenlose purzeln und die menschliche Arbeitskraft sich erübrigt. Was aber bedeutet, dass die Industrie ihr 'akkumuliertes Kapital' irgendwann verschenken müsste, um die Konsumkette aufrecht erhalten zu können. Aber was bedeutet das dann? Zerfällt dann nicht automatisch das 'Klassensystem'? Führt der Kapitalismus am Ende noch in eine Art Kommunismus??? Reine Spekulation und somit nichtig!
Desweiteren stehe ich der These, das System von innen heraus verändern zu können, skeptisch gegenüber. Man müsste dazu die gesellschaftlich vorgeschriebenen Wege der Politik gehen und am Ende feststellen, dass man assimiliert wurde, ohne Widerstand. ;) Ein sehr aussagekräftiges Beispiel dafür liefert Joschka F. Die Macht, die er erlangen wollte, um die Welt schöner zu machen, schlug in pure Verantwortung für das Hier und Jetzt um. Vielleicht hätte er einen Teil seiner Jugend mit Spiderman verbringen sollen und nicht mit dem ganzen Hippiekram. Durch diese Verantwortung musste er sich zwangsläufig von seinen Idealen lösen. Wahrscheinlich begleitet ihn auch dieses Bedauern nichtaufrechterhaltbare Momente hinfortfließenlassen zu müssen, was genauso sinnlos ist, wie die Verschränkung auf die negativen Seiten des Lebens.
So, und nun noch kurz was zum Thema Coolsein und Trend: Ist und bleibt nicht die Überzahl der Bevölkerung einer Meinung, die eine halbwegs bekannte Rockgruppe schon zum Besten gab: "Sie halten uns für penetrant, wollen uns loswerden, wir sind viel zu verschieden; was uns glücklich macht, halten sie für zweifelhaft!"? Und vor allem können sie kein Verständnis entwickeln, gerade weil sie über Dinge urteilen, von den sie nichts verstehen. Und das finde ich gut so! Man weiß doch auch erst, was z.B. ein 360Flip ist, wenn man ihn relativ konsistent steht. Erfahren nicht gerade wir diese Lektion? Sicher gibt es Ausnahmen, ich beziehe mich auch nur auf den Durschnittsskateboardhasser. Aus dieser Erkenntnis heraus kann man auch leicht die Sprüche vorüberziehender Proleten abtropfen lassen. Was wissen die denn schon? Wir wissen, dass wir Sachen mit unserem Körper anstellen können, von denen sie nichtmal träumen zu wagen. Wenn ich an dieser Stelle von Ausnahmen spreche, so muss ich diese auch auf die Skateboarder ausweiten! Auch unter uns gibt es eine Reihe von Idioten und dennoch kommt es mir so vor, als wäre diese Gruppe bei weitem nicht so reichhaltig frequentiert wie andere. Mag sein, dass es sich nur um ein Hirngespenst handelt, da sich meine sozialen Kontakte vielleicht zu sehr auf diesen Bereich beschränken, aber das ist wohl ein Los des Skaters, aufgrund der Zeitintensität, die dieser Sport mit sich zieht.
Nach ein paar Jahren des 'Dabeiseins' erübrigt sich sowieso die Frage des Trends, da diese immer schnelllebiger werden. Diejenigen, die ausschließlich aus den Gründen Trend und Coolsein anfangen zu skaten, stellen doch recht schnell fest, dass es mal vollnich cool ist, Blessuren und Narben zu sammeln. Und noch absonderlicher muss es ihnen doch erscheinen, einen gewissen Stolz auf seine Verletzungen zu entwickeln. Oder noch etwas verschärfter: Über ein blutiges Schienbein den Willen zu entwickeln, den verursachenden Trick erst recht stehen zu wollen. Oder ein Vergleich: Wer kann schon nachvollziehen, was Reinhold Messner treibt? Na ja, und wenn man dann dennoch gewillt ist weiterzumachen, wird man doch unweigerlich bescheiden. Man erkennt, dass man nichts kann, eventuell auch, dass man nichts ist und dass der Fortschritt nur im Schneckentempo voranschreitet und dass man seine Verzweiflung über dieses Tempo einfachmal beiseite schieben muss. Dazu fällt mir ein Gespräch mit einem Inliner über meine unzähligen Versuche eines gewissen Tricks ein. Er sagte, das ist der Grund, warum er nicht skatet. Ich meinte darauf: "Genau das ist der Grund, warum ich skate". Wäre ja auch langweilig irgendeinen Randomtrick auf's Curb zu rotzen und sich anschließend zu freuen, dass man irgendetwas gestanden hat! Mir liegt es fern, die Streetinliner abzustempeln, aber trotzdem nutze ich dieses Beispiel als Motivation. In diesem Sinne: Never surrender!
Tja, nun ist meine Stellungnahme doch eher exessiv geworden, aber es sind ja dennoch andere Aspekte eingeflossen. Von daher, sei's drum. Nun kann ich mich ja endlich noch anderen Ebenen zuwenden.
Um Euch nicht noch mehr zu langweilen möchte ich die folgenden Gedankengänge in einer eher aphoristischen Weise darlegen, sofern das nicht viel zu hochgegriffen ist. Seht sie einfach als Anregungen, Denkanstöße oder auch Provokationen...
· Lernt man beim Skaten, anderen zu helfen, ohne im selben Zug dafür etwas zu erwarten? Ist diese Form der Hilfe eine Besondere in der Art, dass einem selbst schmeichelt, da man in der Lage ist zu helfen? Oder schmeichelt man nur seinem Ego, da man sich als etwas 'Besseres' sieht und man doch nur wieder auf seinen Vorteil bedacht ist? Wenn ja, dann werte ich das als schade!
· Bewertet man Anregungen, im Sinne konstruktiver Kritik, wirklich höher, als ein schmeichelndes Lob, oder arbeitet unser verdammtes Ego wiedermal dagegen?
· Widerlegt Skateboarding nicht die, in der Schule vermittelte Theorie, dass man ab 25 nicht mehr richtig in der Lage ist, etwas zu lernen? Jedenfalls wurde mir diese These im Biologieunterricht vermittelt, weshalb ich diesem Fach, zumindest in dieser pauschalisierenden Form, eine gewisse Antipathie entgegen brachte. Ich denke, man kann erst dann nichts mehr richtig dazulernen, wenn man sich mit seiner Situation abfindet; wenn sozusagen der Entwicklungswille versiegt!
· Leben, im Besonderen auch Skaten, ist Veränderung, Prozess, progressiv. Das müsste eigentlich jedem klar sein.
· Mut setzt voraus, dass man etwas verlieren kann. Verloren hat nur der, der aufgibt. Was kann man denn schon verlieren, außer ein paar Blessuren, sofern man das Risiko nicht überstrapaziert, sich also selbst maßlos überschätzt, nur um sein übersteigertes Ego zu befriedigen?
· Das ständige Rumgefluche einiger Skater verleidet mir das Rollen! Es ist absolut asozial, ärgert mich richtig wiedermal zu sehen, wenn sie wiedermal einen Rappel erleiden. Das Leben ist doch viel zu kurz, um sich so gehen zu lassen! Sicher ist Ärger zuweilen hilfreich, um die eigene Motivation anzustacheln, jedoch sollte man dabei auch darauf bedacht sein, was man durch solche Wutausbrüche anrichtet, also wie die anderen Mitskatenden dieses Handeln einschätzen. Und wenn einem sogar dies egal ist, was für ein Mensch ist man dann? Asozial?!!
· Schließlich wird doch das zur Realität, was man sich kontinuierlich einredet. Und somit kann man auch nichts fordern, was man nicht selbst bereit ist zu tun.
· Führt unsere 'die Gesellschaft ablehnende' Subkultur zur Rückbesinnung an 'alte Werte'? Oder zeichnet sich wiedermal die Inkonsequenz unserer Kultur ab. Vergisst man dabei, wie konsequent man sein muss, um einen Trick zu stehen?
Was macht Skateboarding aus? Für mich ist es eine Runde SKATE, alle stehen bei T und der nächste, der dran ist packt einfachmal einen switch 360flip aus und alle schauen in die Röhre. Oder, dass man sich mitten in einer kalten klaren Winternacht für eine gemütliche sportliche Totalverausgabung trifft. Was soll daran bitteschön Trend sein? Wenn nun unter Euch Lesern tatsächlich einer dabei sein sollte, der etwas lernen will, dann bitte ich Dich einfach nur Dein Tun und vor Allem auch Dein Nicht-Tun zu reflektieren. Danke!
Thinkin' in Skateboarding Part I
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