Naja, wenn man
sich die Realität anschaut sieht das Ganze etwas anders aus. Der Grund ist
relativ simpel: Echte 90°-Wände ohne Auffahrt sind schwer zu skaten. Egal wie
schnell man gegen eine vertikale Wand fährt, es entsteht so gut wie keine
Aufwärtsenergie. Will man trotzdem wallriden, muss man dies mit Hilfe von
eigener Sprungkraft und Grip der Rollen gebacken bekommen. Sehr anstrengend,
hektisch und ein Move den nicht gerade viele Skater mal eben so aus dem Ärmel
schütteln. Deshalb hilft es enorm, wenn es entweder eine Quater oder Bank gibt,
die als Auffahrt in den Wallride führt oder wenn die Wand selber einen etwas
flacheren Winkel aufweist.
(Sebastian Hartung, Wallride to fakie, Denzlingen)
Jetzt stellt sich
natürlich die Frage, ab wann ein Wallride ein Wallride ist und ab wann er zu
einer Bank wird. Hier sind die Grenzen irgendwie fliessend und man kann nicht
genau sagen „ab 62,7° ist es ein Wallride und alles darunter ist eine Bank“.
Meistens merkt man einfach, dass man einen Wallride macht und man keine Bank
fährt. Dies ist dann natürlich subjektiv und liegt im Gefühl eines jeden
Skaters. Was also mancher einen Wallride nennt, nennt vielleicht ein anderer
eine Bank. Irgendwann ist aber Schluss damit und es wird so steil, dass jeder
weiß: „Hier wird Wand gefahren!“.
(Till Beckert, Frontside Wallride, Freiburg)
Aber auch die
Steile muss nicht unbedingt einen Wallride ausmachen. Streng genommen macht man
in einer Halfpipe also immer Wallrides wenn man zur Lip will, denn man muss die
Vertikale durchqueren. Man spricht dann aber nicht von Wallrides, weil zu viel
Quater untendran ist. Auch hier gibt es keine Richtlinien oder Formeln, die
Quater und Wallride voneinander abtrennen. Im Endeffekt ist es ja auch egal, wie
man es nennt, hauptsache das Feeling stimmt.
Skateboardfahren
+ Wand => Skateboardfahren an der Wand = Wallride
(Paul Weisser, Backside Wallride, Freiburg)
Die
Trickvielfalt, die an einer Wand möglich ist, ist rein theoretisch unendlich
groß, in der Praxis sieht das aber ganz anders aus. Die häufigsten Attacken,
die man beobachten kann, sind Bs Wallride, Fs Wallride und Wallride to fakie.
Wahlweise switch oder fakie und/oder mit grab. Manchmal sieht man auch noch nen
Kickflip Wallride oder auch den einbeinigen Wandritt. In Videos oder Magazinen
findet man auch schonmal Beweise für das, was mit Rollen an Wänden alles möglich ist, z.B. fs No Comply Wallride von Mike Rusczyk im neuen Foundation Streifen an einer
Bank-to-Wall oder Heelflip Wallride von Lewis Marnell. In Thrasher’s „King of
the Road“ gibt es auch immer Wallride- Aufgaben. Ich erinnere mich an Stefan
Janowski mit sw Flip bs Wallride... alle aber wie gesagt mit „Hilfe“ und nicht
an einer „normalen“ Wand.
(Sebastian Hartung, Fakie Wallride Stalefish, Basel)
Wie auch immer,
das ist für den Alltagsskater Zukunftsmusik und man sollte erstmal grübeln, wie
man den so ´ne doofe Wand am besten/ leichtesten/ überhaupt skaten kann.
Einfach direkt draufzu, ein bisschen ollie/ walliemässig mit allen vier Rollen
(am Anfang reicht auch die Vorderachse) gegenpoppen, vorderen Fuss auf die Nose
ziehen und wieder fakie abschmieren war mein erster Wallride (to fakie). Zur
Not noch mit Hand an Wand, ohne ist aber schicker! Also einfach mal
ausprobieren und nicht zu schnell aufgeben, denn obwohl der Wandritt technisch
relativ einfach aussieht, trügt der Schein und man muss echt ackern um die
Dinger halbwegs vernünftig hinzubekommen, aber es lohnt sich, denn dadurch
kommt dir die einst hektische Bank plötzlich lockerer vor.
(Paul Weisser, Backside Alley Oop Wallride to fakie, Franz. Zollstation)
Ride everything! Sebatian Hartung