DVD-Review: The Adidas European Team Video „DIAGONAL“

Eines vor Weg: Um irgendwelchen Businesskram, ob jetzt Adidas schon immer in der Skateboardszene vertreten war und in sie investiert hat, oder nur ein Stück vom köstlichen europäischen Kuchen ab will und einen F*** auf Skateboarding gibt; ist mir jetzt ziemlich Latte! Da gibt’s ja genügend Foren im Internet, wo man sich darüber die Köpfe einschlagen kann, anstatt raus skaten zu gehen, egal ob in Adidas, Nike, Lakai, Vans, Es´ ...oder in Victory Billig Plagiaten...

Hier geht’s auch nicht um Schuhe, sondern um ein Video! Ich finde, man sollte lieber alle Videos die nicht mit Canon oder Panasonic Kameras gefilmt wurden boykottieren, denn alle anderen Kamera Firmen haben echt Nix mit Skaten am Hut, im Vergleich zu den erst genannten. Ich schwör!

 Und nun zu etwas völlig anderem.

Ich freue mich sehr, dass Adidas soviel Wert auf ihre Wurzeln legt und ein europäisches Teamvideo auf die Beine gestellt hat. Das Team liest sich nicht nur, es ist klasse! Auch der Filmer/Editor Torsten Frank dürfte zumindest hier in Deutschland allen bekannt sein und für solide und gute Qualität stehen und hat mit „Diagonal“ wohl sein Meisterstück abgeliefert.

Stylische und äußerst sympathische Team Sequenzen unterbrechen und lockern die einzelnen Parts immer wieder schön auf, man merkt sofort das ein großes Konzept hinter dem ganzen Video steckt, dass auch auf den Soundtrack durchgehend positiven Einfluss nimmt. Kein Deathmetal und direkt danach Gangster Rap, sondern Mukke eher aus dem weit gefächerten „ArtsyFartsy“ Bereich, bunt gemischt mit Gitarre, auch mal 80er Rap und ein wenig Elektro-Pop. Passt!

Fangen wir vorne an. Das Intro wurde mit dem kompletten Team in Europas neuer Skateboardhauptstadt Berlin (?!) gefilmt. Immer schön, wenn man auf Video sehen kann, dass ein Team auch ein Team ist, und den ganzen Film Trip Stress einfach gemeinsam meistert! Mich persönlich unterhalten auch schön gefilmte Architektur Aufnahmen, die den Flair einer Stadt gut herüberbringen können und die Reiselust wecken.

Den ersten Part hat der Engländer Chewy Cannon, der nicht nur einen geilen Namen sein eigen nennt, sondern mit einem unvergleichlichem Gemisch aus Tempo, Spontaneität, Kreativität und Technik unterwegs ist, wie wir auf einem Barcelona Trip schon selbst live am Sants beobachten konnten. Einer der wenigen die auch Aufnahmen aus San Franzisco  mitgebracht haben und das sollte als Gütesiegel für sich selbst sprechen!

Nummer zwei übernimmt der Spanier und Sants Local Raul Navarro, der nicht nur in Barcelona mit einer unglaublichen Tech Peitsche alle Curbs, Banks und Wheelietable Konstruktionen des Urbanen Dschungels erlegt. Gepaart mit gutem Style und geilem 80er Rap Sound. Curbkiller! Hier hätte auch „My Adidas“ von Run DMC gepasst, hahaha!

Mit Marcos Gomez (bitte bloß nicht mit Mario Gomez verwechseln!) beginnt die Zeit der witzigen Intros! „What´s wrong? –ME!” und sein Rumgefluche auf Spanisch kommen sympathisch rüber, denn seine Aggroanfälle sind absolut im Bereich des Normalen, wie sie wohl fast jeder Skater auf der Welt von sich selbst kennt. Wer nur schön für uns alle, wenn wir nicht nur seine Anfälle sondern auch seine Skills teilen könnten! Naja, so ist das Leben...

Der nächste Fahrer hält sich hauptsächlich in Transitions auf, desto steiler und krummer und härter: Um so besser! Nebenher unterhält Sebastien Daurel mit kleineren Schauspieleinlagen auf dem Skateboard und steuert seine eigene Musik zu seinem Part bei. Das nenn ich einen Alleskönner! Sein Intro finde ich das witzigste und unterhaltsamste des ganzen Videos:
„Hello, I am stupid! I tried to be serious – but I can´t! Whuiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!” Sehr legendär!

Ein gutes Video hat immer auch einen Friends Part und in „Diagonal“ dürfen erst mal unsere amerikanischen Freunde ran und so gibt’s sich das Ami Team die Ehre und zwar mit wirklich gutem Skaten! Ehre wem Ehre gebührt, hoffentlich endlich uns Europäern. HöHö!

Weiter im Text mit Mark Gonzales in Paris. Zufälligerweise waren wir zeitgleich mit dem Adidas Team 2008 ebenfalls in Paris und ein großer Teil unserer Truppe war live dabei als Mark Gonzales Lem zu einem stylischen Nollie Pop Shuv it und Nollie Varial Heeler in Gretaille verholfen hat und ein bissel weinseelig durch die Gegend gegurkt ist. Immer wieder toll Footy von Mark zu sehen und gekonnt sorgt er für eine lockere Atmosphäre. Irgendwie ein toller Moment ist auch das Hippie Jump und Ollie Double von Lem und Mark. Hach!
Wer jetzt noch die Boardmagsticker entdeckt kann sich auf die Schulter klopfen!

Julien Bachelier steht besonders auf Banks, egal ob klein oder groß, steil und Curb oben, oder als Jersey Barrier. Geht alles und das viel zu locker und  kreativ und das kann er auch in (Pool-) Transitions umsetzen. Ein wenig Curb und Mosh und ein entspanntes Lied auf den Lippen und schon ist ein schöner Part fertig!

Ausgerechnet „unser“ Partyboy Jeremy Reinhard aus Kirchzarten hat ein Business Boy mäßiges Intro. Vielleicht hat er das aber auch nur bekommen, weil er ein wenig mit der Footy hinten dran war?! Egal, auf ein im ersten Moment komisch wirkendes Elektro Pop Lied mit deutschsprachigem Text, dass aber nicht nur textlich durchaus zu Jerry passt, legt der gute Herr Reinhard einen erstklassigen Part aufs Parkett! Neues muss auch gewagt werden und unsere „konservative“ Skategemeinde könnte sich mal ein wenig locker machen. Schaut einfach aufs Jerrys Füße, die er schon beim puschen nicht mehr für den folgenden Trick zurecht rücken braucht. Wahnsinn! Dicke Props vom BBH Mob aus FR Jerry!!!

Peter Horvat aus der schönen Stadt Prag dürfte den meisten von diversen europäischen Contests und aus Magazinen ein Begriff sein und eröffnet seinen Part mit technisch anspruchsvollen sowie schnell und perfekt ausgeführten Curblines. Auch an Stufen und Gaps gilt: Sieht alles unverschämt easy und natürlich aus! Sein Partlied untermauert meine Meinung dazu:“...it´s not okay!“

Seit ihr noch dabei? Denn langsam nähern wir uns den letzten Parts. Bevor jedoch Dennis und Lem das Ende auf sich nehmen, liefert der türkischste Schwede (zumindest vom Namen her) Günes Özdogan eine Hammerpart ab, der genauso gut ein Ender sein könnte! Man könnte fast sagen er fasst alle bisherigen Parts in einem zusammen, da er wirklich alles auseinander nimmt was sich ihm in den Weg stellt. Klar, natürlich sieht’s auch immer zu leicht aus...egal ob switch und Flip in, Flip out. Ich sag nur Sw Flip Sw Bs Noseblunt eine kleinere Hubba runter, obwohl ich ja keine Tricks aufzählen wollte...Oder Smith Grind Bs Flip out...Oder Wheelie Wahnsinn am Parallel und der letzte Trick! Ahhhh, fast zuviel des Guten!!!

Nun zu Dennis Busenitz, der wieder mal einen unglaublichen Part abliefert! Der bis auf ein paar Ausnahmen nur aus verrückten Lines besteht. Hier ist es auch an der Zeit Torsten Frank und allen anderen Filmern, die das „Übel“ auf sich nehmen und Lines mit Dennis filmen mussten, Props auszusprechen! Bei dem Tempo das Dennis durchgehend beibehält keine leichte Aufgabe! Speed und Tech Wahnsinn in einem, allein seine Sw Tre Flips sind Gold wert und man kann sich im Hinblick auf „The Berrics 2“ schon mal überlegen was da auf uns zu kommt! Als letzten Trick nur einen Ollie?! Seht selbst!

Als ob das alles noch nicht genug wäre kommt nun noch der Stuttgarter Lem Villemin um die Ecke gestylt um den letzten Part abzuliefern. Dazu fällt mir jetzt auch nicht all zu viel ein was ich schreiben könnte, man MUSS diesen Part einfach gesehen haben und das mehrmals!
Er setzt dem Fass den Deckel auf und liefert meiner Meinung nach den besten deutschen Part ab den ich je gesehen habe und wird sicher auch alle Amis damit umhauen!“...give it some time...“
Man kann nur hoffen das der Arme Kerl in Zukunft nicht noch mehr „Starrummel“ über sich ergehen lassen muss...

Zusammen fassend muss ich sagen, dass sich für mich  „Diagonal“  in die Riege der großen Skateboard Videos der letzten Zeit wie „Fully Flared“, „Ride the Sky“ und „Mindfield“ locker einreihen kann, Europa abfeiert und das auch über den großen Teich tragen wird.  Nach soviel Text habe ich jetzt endlich das Gefühl mit 12 Fingern tippen zu können und ihr wahrscheinlich schon ganz krumme Augen. Also nix wie raus, skaten gehen! Ach ja: Bestnote!