Nicht jeder kann sich einen Urlaub im Ausland ohne Freund und vor allem Freundin so richtig vorstellen. Aber genau das wollte ich. Unabhängig sein, und ein fremdes Land kennenlernen. Also ab in den Süden.
Lang hab ich überlegt, ob ich lieber mit dem eigenen Auto oder mit einem Last-Minute Flug nach Spanien reise. Kurzerhand kam mir dann ein Angebot der Lufthansa für schlappe 200 € Hin- und Rückflug in die Finger. Einziges Manko war, dass der Abflug ab Frankfurt war. Das war aber nichts im Vergleich zu einer 16-stündigen Autofahrt, die ich mir sonst aufgebrummt hätte.
Am 26. August landete ich dann in Bilbao und wurde dann von Earnie und Murat in Empfang genommen. Die zwei von Blackriver Ramps waren bereits seit einer Woche unterwegs und genossen Spanien in vollen Zügen.
Murat war begeistert von den
vielen Bowls und Pools und ließ meine Vorfreuden ums Doppelte steigen. Nachdem
ich ja auch noch einen Schlafplatz und ein Auto brauchte, machte ich mich auf
den Weg zum nächsten Autoverleih und mietete mir für die nächsten 11 Tage einen
Polo an. Der bekam dann auch gleich seinen Spitznamen „Carzelle“, denn so
richtig vorstellen konnte ich mir es nicht, in dieser Karre die nächsten 11 Tage
zu pennen.
Danach ging es dann auch gleich zum ersten Skatepark nach Leioa. Ein relativ neuer Park mit einer schönen Streetfläche, einer Bowllandschaft und einem richtig tiefen Pool.
Allzu viel war an diesen Nachmittag nicht los, dafür rippte ein Local namens „Alain Saavedra“ den ganzen Park und war sich auch nicht zu schade, als ich ihn fragte, ob er die Stairs mal flippen möchten. Und keine drei Versuche später war der Frontside Flip im Kasten. Voila!!
Das nächste Ziel an diesem Tag hieß Bakio, ein sehr
bekannter Surfspot mit einem richtig schönen Strand zum relaxen. Und Surfen
wollt ich ja schon immer mal ausprobieren. Eigentlich sieht es ja auch einfach
aus, aber lasst euch nicht täuschen. Das Aufstehen ist und bleibt für mich eine
Aufgabe.
Zum Abschluss des Abends fuhren wir dann noch nach Bermeo zum Skaten, ein absolut genialer Park! Eine gut bebaute Bowllandschaft mit Spine, viele Spielereien und eine sehr gut zu fahrende Streetlandschaft mit allen Sachen die man sich so wünscht. Nach zweistündiger Skatesession spielte mein Körper langsam nicht mehr so mit. Earnie kannte eine sehr schöne Bucht in der wir dann bis in die Morgenstunden die Geräusche der Wellen genossen.
Die erste Nacht in der „Carzelle“ war nicht wirklich
erholsam, aber was will man schon von so einem kleinen Polo erwarten. Das
Wetter war an diesem Tag wieder traumhaft, was soviel heisst wie: blauer Himmel
und 30 Grad im Schatten. Das war geradezu eine Einladung am zweiten Tag am
Strand mit viel Surfen und vor allem
viel Schlafen zu verbringen. Und eins kann ich Euch sagen: es geht nichts über
ein schönes Nickerchen am Strand. Ein wahrer Traum! Gegen Abend mussten wir in
nen Supermarkt, was in Spanien soviel bedeutet wie „Euroski“, eine riesige
Auswahl und wirklich günstig. Und natürlich wurde ich als Serrano-Fanatiker an
der Theke gleich fündig. Auch das spanische Bier war nicht zu verachten: I love
San Miguel!!!
Gut gestärkt gings dann nach Getxo und den wohl ältesten Skatepark dort, der zugleich einer der schönsten ist, weil er direkt am Meer liegt. Völlig überrascht trafen wir dort „Loui Berletta“, der dort auch seine Urlaubszeit verbrachte. Ein sehr entspannter Zeitgenosse.
Als „Pennplatz“ hatte ich mir wieder die schöne Bucht von
Bakio auserkoren, und einen kleinen Abstecher in Bermeo wollten wir uns ja auch
nicht nehmen lassen. Man darf nicht vergessen dass alle Skateparks gut mit
Flutlicht ausgeleuchtet sind. Und überall sind Wasserhähne zu finden, die man
natürlich auch als Dusche missbrauchen kann. (:
Am dritten Tag machten wir einen Abstecher nach Irun zur Jart Factory und skateten einen kleinen Park am Hafen bei Houssegor. Der Besuch bei Jart war sehr eindrucksvoll. Eine riesige Lagerhalle mit einer Unmenge an Stuff und auch die Produktion lässt das Herz eines jeden Skaterboarders höher schlagen. Leider verstand der Typ an der Boardpresse soviel Englisch wie ich Spanisch, was soviel heisst, dass wir uns dann auf Zeichensprache verständigten. Er versuchte mir zu erklären wie lange es dauert bis das Deck fertig ist und in wie vielen Pressen es noch landet.
Als Dankeschön für den Besuch gab es für jeden die neue Dvd „Now or Never“.
Zum Schlafen gings dann wieder zurück nach Mundaka, ein Surfspot den wohl jeder kennen sollte. Und langsam fand ich auch eine bequeme Art des Schlafens in der „Carzelle“: Von oben betrachtet sah es aus wie ein L. So ließ es sich dann auch gut schlafen, wobei ich nicht leugnen kann, dass mir dabei auch das spanische Bier „San Miguel“ ein wenig geholfen hatte.
Die Sightseeingtour stand am vierten Tag an, was aber
auch am miesen Wetter lag. Was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte,
ist der Besuch im Guggenheim Museum. Die Werke von Albrecht Dürer, Anselm
Kiefer, Palazuel Pablo, und Richard Serra kann man hier bestaunen. Mir selbst
haben die Leinwände von Anselm Kiefer am besten gefallen. Er arbeitete mit
ausgefallenen Materialien auf großen Leinwänden. Sehr eindrucksvoll! Leider war
Earnie nicht ganz so angetan und wollte
auf schnellstem Wege wieder raus aus dem Titangebäude. Schade, schade…
Der nächste Morgen brachte wieder Sonne und somit eine schöne Session in Goitisilo und Gernika.
Earnie und Murat, entschlossen sich kurzerhand den Weg nach Hause aufzunehmen und gegen Mittag machten sie sich auf den Weg nach Deutschland.
Ab jetzt war ich auf mich alleingestellt, was ich sehr gut fand. Was mir in den letzten Tagen einfach gefehlt hatet, war es Leute kennen zu lernen, und vor allem das Nachtleben von Spanien. Angetan vom Künstlerviertel machte ich mich auf den Weg dorthin. Vorort bekam ich den Eindruck eines Bürgerfestes. Die Menschen feierten vor den Bars und waren sehr aufgeschlossen, und nicht selten kam es vor das ich einfach angesprochen wurde und mir ein Glas Wein in die Hand gedrückt wurde. So verflog der Abend mit interessanter Unterhaltung und feiernden Basken in Bilbao.
Aufgewacht in Sopelana am Strand, nahm ich den Weg zum 130km entfernten Santander auf mich. Dort stieg die nächsten Tage das „Rip Curl Surf Festival“, was sehr einladend klang. Aber irgendwie hatte ich mir mehr davon versprochen. Insgesamt war der Contest nicht allzu groß aufgezogen, obwohl unter anderem auch Mtv sich die Ehre gab bei diesem Contest mit dabei zu sein. Abends zog ich es dann vor am Meer abzuhängen und wollte mich dann auch gegen drei Uhr schlafen legen. Doch so richtig einschlafen gelang mir nicht: erst labert mich so ein 45-jähriger Spanier zu, der vorher 10 Runden auf dem Parkplatz drehte. Anscheinend war er auf der Suche nach ner „schwulen Begegnung“ für die Nacht und wollte nicht so richtig Ruhe auf dem Parkplatz einkehren.
in Liencres
Sternenhimmel über Lincres
Surfen ist zwar schön anzusehen, aber ich hatte mehr Bock auf Skaten. Also ging es wieder mit Vollgas am nächsten Tag nach Leioa, wobei Vollgas in Spanien 120km/h bedeutet. Das Wetter in Leioa war, wie erwartet, perfekt zum Skaten und völlig überraschend traf ich dort auch noch „Marc Haziza“ aus Frankreich an. Das Marc hauptsächlich Halfpipe und Bowl rided war ein wahres Vergnügen. Er flog und grindete die Poollandschaft wie kein Zweiter und freute sich tierisch über die Fotos die ich von ihm schoss. Nach der Session gab Marc erstmal ne Runde kühles Bier aus, bevor ich die lustigen Kumpanen mit nach Getxo nahm. Die Session nahm dort auch ihren wohlverdienten Ausklang, und wie so oft, ließ ich mir den Sonnenuntergang am Meer nicht entgehen.
Leider machte mir seit dem dritten Tag meine linke Wade Probleme. Es fühlte sich wie ein Krampf an wurde aber nie einer, mehr wie ein kurz vor einem Krampfanfall wäre die richtige Beschreibung. Klingt ja an sich auch nicht so schlimm, doch leider war es, wie sich erst später herausstellte, ein Muskelfaserriss mit dem ich die ganze Zeit Skaten ging. Aber wie oft ist man schon zum Skaten in Spanien!
Fest stand, dass ich die nächsten Tage relaxt am Strand lag und meinen Urlaub einfach nur genoss. Zum Abend hin war ich meist in der Surferbar „Dingo“ in Sopelana und schaute mir die Surfvideos zu ein paar gepflegten Cuba Libres an. Entspannung pur!
Am letzen Abend machte ich noch Bekanntschaft mit zwei Surf Locals: Casier und Inigo, die zwei konnten mir viel Interessantes über das Baskenland erzählen, der ewige Kampf der Unabhängigkeit von Spanien.
Mit einer Flasche guten Rotwein ließ ich dann meinen Urlaub noch gemütlich ausklingen.
Ein kleiner Wegweiser mit unheimlichen vielen Streetspots und Parks.