Wir hatten dieses Jahr wieder einmal mehr die große Ehre, am weißen Rausch teilnehmen zu dürfen. Es war wie bereits die Jahre zuvor ein grandioser Event für alle, die es lieben ans Limit ihrer Leistungsfähigkeit zu gehen.
Am Austragungsort, dem legendären Arlberg, treffen sich jedes Jahr zum Saisonabschluss gut 550 Ski- und Snowboardverrückte, um am weißen Rausch teil zunehmen. Das Ziel des Rennens ist, so schnell wie möglich den im Tal gelegenen Skiort St. Anton zu erreichen. Das hört sich erstmal sehr einfach an, ist es aber nicht. Die enorme Länge der Abfahrt, der kräfteraubende Zwischenanstieg, die grenzwertigen Pistenverhältnisse am Ende eines Skitages im April und natürlich der Leistungsdruck, schneller als die Konkurrenz zu sein, machen das Rennen zu einem der Extremsten der Welt. Für jeden der das Risiko und die Geschwindigkeit liebt also genau das richtige. Allein die Streckenlänge von 9 Km und die Höhendifferenz von 1307 m machen die Teilnahme zu einem Kraftakt, selbst für den fittesten Snowboarder. Wodurch das Ganze dann absolut einmalig wird, ist der weltweit einzigartige, und mitunter auch gefährliche Massenstart am 2650 m hohen Vallugagrat. 2017 fand das Rennen jetzt zum 20. Mal statt und musste in den ersten Jahren gegen massive Widerstände kämpfen, die sich allein schon durch das Gefahrenpotential ergaben. Inzwischen hat die Veranstaltung einen gewissen Kultstatus erreicht und wird von Jahr zu Jahr populärer.
Nach dem Massenstart und einem Vollgas Abschnitt folgt ein Anstieg, der sich den Namen „Schmerzensberg“ auch wirklich verdient hat. Das Board muss abgeschnallt werden, um den Berg möglichst im Laufschritt zu erklimmen. Ist man oben angekommen, fühlt man sich eigentlich kaum mehr in der Lage direkt die restlichen, gut 8 Km Stecke runter zu ballern. Der eigene Ehrgeiz und die Konkurrenten zwingen einen aber schließlich genau dazu. Was folgt, ist ein Kampf gegen den eigenen Körper und die immer schlechter werdenden Pistenverhältnisse. Umso näher man dem Ziel kommt, desto matschiger und buckliger wird die Piste. Im Mittelteil wird es dann nochmal steil und extrem buckelig, man fährt sozusagen mit hoher Geschwindigkeit in eine Art Matschberglandschaft. Hier kann man dann auch mit etwas Glück und wenn man nicht gerade selbst Betroffener ist, einige spektakuläre Stürze hautnah miterleben. Kurze Erholungspausen sind unter den Fahrern eher die Regel als Ausnahme. Kurz vor dem Ziel befinden sich noch drei Schneehäufen, die es auch noch zu überqueren gilt. Die Rennzeiten bewegen sich zwischen 11 Minuten des schnellsten Boarders, bis hin zu Zeiten von deutlich über 20 Minuten. Wer das Ziel dann erreicht hat fühlt sich, unabhängig von der Platzierung, einfach rundum zufrieden.
Anbei der offizielle Clip aus diesem Jahr...
Wir können den Event absolut weiterempfehlen, gerade die Snowboardkonkurrenz ist noch nicht so dicht besetzt und für gute Snowboarder ist der Platz auf dem Siegertreppchen schon fast sicher. So konnte der vom Boardmag an den Start gebrachte Snowboard „Modellathlet“ Sieger seiner Altersklasse werden, und kann sich von nun an weißer Rausch Gewinner 2017 nennen. Die anschießenden Siegerehrung und Party im Skiort St. Anton gehören natürlich für fast alle Teilnehmer zum Pflichtprogramm.
Ganz unabhängig vom Event an sich betrachtet, bietet der Arlberg als größtes Skigebiet Österreichs alles, was das Boarder Herz begehrt. Besonders zum Freeriden bieten sich fast unbegrenzte Möglichkeiten. Selbst wenn es gerade keinen Neuschnee geben sollte, kann man im Frühjahr ein paar unvergessliche Tage mit „Slush“ Abfahrten verbringen. Wir hatten das Glück, dass es in der Woche vor dem Event zwischen 13 – 20 April bei relativ kalten Temperaturen Niederschlag gab. Dadurch konnten wir uns am 20. und 21.04. über 30 - 50 cm Pulverschnee in den Höhenlagen und Sonnenschein freuen. Auch zum Ende der Saison ist der Arlberg in jeden Fall einen Besuch wert, deutlich weniger Leute im Gebiet und die in der Regel ausgesprochen gute Schneelage sind nur 2 von vielen guten Gründen die Saison am Arlberg ausklingen zu lassen. Also packt nächstes Jahr euer Snowboard ein und stürzt euch beim weißen Rausch ins Getümmel.
Bericht: Philipp Scherzinger