Profile: Joe Beckert

  • Boardmag
  • 14.09.2004


Backside Air, Tignes. Pic by Daniel Fach.

Hier seht ihr diesen Mörder-Backside Air als Video... und viele weitere harte Moves von Joe gibt es bei den Snowboard Video Downloads - nur für registrierte User!

Joe ist einer der progressivsten und innovativsten Rider aus unserer Gegend. Außerdem ist er immer ein lustiger Zeitgenosse. Ob auf Partys, am Berg oder einfach nur beim arbeiten, Joe ist einfach immer gut drauf. Nachdem er letzten Winter richtig Vollgas gegeben hat und unter anderem von Vans ins Team genommen worden ist, hoffen wir alle, dass er seine Rückenverletzung gut übersteht, um möglichst bald wieder Gas geben zu können - Gute Besserung, Joe! - Raphi

Joes Tag müsste 72 Stunden haben. Ich habe keine Ahnung, wie er die ganzen verschiedenen Sachen auf die Reihe kriegt. Full Time im Skateshop arbeiten, Fotos für Magazine wie Boardstein schießen, Videos filmen, und nebenher noch so auf dem Snowboard abgehen... Manche sagen, er übertreibt es ein bisschen mit dem professionellen Eifer, aber Joe zieht halt sein Ding durch. Und dafür zolle ich ihm größten Respekt! Zur Zeit hat er Hummeln im Arsch, weil er zum Pausieren gezwungen ist... Da braut sich was zusammen für die Zukunft, ein Joe Beckert lässt sich nicht unterkriegen! - Dave


Name: Joe Beckert

Alter: 24

Wohnort: Freiburg

Schuhgröße: 9

Kampfgewicht: Normalerweise 75kg. Zur Zeit aber eher etwas mehr - darf
mich ja leider nicht bewegen.

Sponsoren: Light Snowboards, Vans, Quiksilver, Decept Snowskates, Meridian Skateboards, Dragon und Boardsshop Freiburg

Snowboarding seit: 1992


Tailgrab to Fakie, Engelberg. Pic by Jim Panse

Results: 19 Photos in Mags, Auftritte in den Playboard-Videos und im Opposide, viertbester Deutscher beim Kaunertal Opening 2000, 4. beim Playboard Railbattle 2003, ein gewonnener Trick-Battle mir Josh Dirksen 2003 beim Gap-Camp, habe 1998 schon einen 1080° gestanden, bisher recht wenige Verletzungen und immer noch mächtig Spaß in den Backen!

Welche Comic-Figur wolltest du immer sein:
Lucky Luke - I´m a lonesome cowboy, riding far away from home.


Werbung für Light Snowboards, u.a. in "Playboard"

Du bist ja momentan wieder auf Standby aufgrund einer Rückenverletzung. Wie
siehts aus - wirst du schon diesen Winter wieder voll durchstarten können?
Die Gerüchteküche brodelt. Alle Informanten (Ärzte) sagen was anderes. Ich werde es machen, wie ich es immer gemacht habe: wenn mein Herz "Ja" sagt und mein Körper nicht "Nein", dann ist alles möglich.


Check Out von Joe im tschechischen Snowboard-Mag "Board"

Welche Tricks stehen als nächstes auf deiner "roten Liste"?
Tja, es gibt so einiges, was ich noch vorhabe. Normalerweise spricht man ja nicht über seine Pläne, bevor sie nicht realisiert sind, aber ich gebe mal einen kleinen Einblick: lernen will ich noch den FS Invert. Letztes Frühjahr hatte ich mit Joni Makkinen einen tollen Tag in der sulzigen Pipe zu Engelberg. Die Pipe war einfach zu soft um richtig Airtime zu catchen. Also haben wir den ganzen Tag alle möglichen Inverts gemacht und uns gegenseitig gepusht.. Joni hatte ja mit dem FS Invert schon ein Transworld-Cover. Wenn ich diesen Trick eines Tages nur annähernd so sick hinbekomme wie er, da würde schon ein Traum in Erfüllung gehen.

Dann will ich noch endlich einen Cab7 bei Pow Pow und Bluebird filmen, denn bisher hat immer irgendwas nicht gepasst, wenn ich ihn vor der Kamera gemacht habe.

Und natürlich gibt es noch das ein oder andere Rail, an dem ich unbedingt noch ein Photo machen will. Ich habe einen ganzen Sack von Spots und Tricks - jetzt brauche ich nur noch Schnee und Schmerzfreiheit.


Lipslide am "Red Rail". Pic by Jim Panse

Wie hat sich deine Sicht der "Szene" im Laufe der Jahre verändert?
Als Neunjähriger habe ich mir die Achsen von einem Skateboard, welches ich auf dem Sperrmüll gefunden hatte, abgeschraubt und auf dem Griptape zwei Kinderskibindungen mit Schlaufen befestigt. Damals (´89) wusste ich gar nicht, dass es so was wie Snowboarden überhaupt schon gab. Aber es hat mir einfach zehnmal mehr Spaß gemacht als ständig Schlitten zu fahren. Die Leute haben mich damals ausgelacht. Das tun sie heute auch noch, aber es ist mir nach wie vor sehr egal. Als ich dann mit 12 Jahren mein erstes Brett bekam (für 25 DM auf dem Brettlimärkt mit Skischuhen und Plattenbindung), war ich auch gleich Feuer und Flamme und bin die nächsten drei Tage auf dem Berg gewesen und habe es mir beigebracht. Keiner konnte mir sagen wie es funktioniert, da man so ein "Ding" damals noch nicht gesehen hatte. Am dritten Tag kam ich dann ohne Hinfallen den Berg runter und das Liften war auch kein Problem. Dann wollte ich es richtig wissen und bin den ganzen Berg Schuss runter gebrettert. Bein Final Cutback, ist dann meine hintere Bindung geplatzt und mein vorderer Fuß hat laut krachend einen 270° gestylt - Knieoperation und der Winter war gelaufen.

Im nächsten Winter bekam ich dann ein ordentliches Brettchen und war dann zu ersten Mal auf dem Feldberg. Habe mich in diesem "Mega-Resort" total verfahren und fast nicht mehr heim gefunden. Aber dort habe ich die ersten anderen Snöber kennen gelernt. Zusammen waren wir dann 2-5 Snowboarder auf dem Berg. Man hat jeden mit Handschlag begrüßt und sich dann zusammen einen Kicker gebaut oder man ist Powder shredden gegangen.

Alle reden immer von der guten alten Zeit und teilweise haben sie auch Recht. Es gab noch keinen Dresscode und "unstylische" Grabs. Alles war familiär und freundschaftlich. Es gab nur uns und den Berg.


Allroundtalent: Frontside Rock mit dem Skateboard
Sweeper auf seinem Decept Snowskate Pro Model


Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr Snowboarder. Diese Veränderungen haben viel Gutes und Schlechtes gebracht. Das Material wurde besser und die Szene unpersönlicher. Aber die oft verhassten Skifahrer kommen unserer Szene heute zu Gute, denn die ganzen Fashion Victims, die Snowboarden nur als Trend sahen und es gemacht haben, weil es "cool" war, fangen heute an Freeski zu fahren (weil momentan das wohl "cool" ist). Somit reinigt sich unsere Scene von selbst und es werden nur jene übrig bleiben, die Snowboarding mit Leib und Seele leben und von Herzen lieben.


Switch Noseblunt Slide. Boardshop Freiburg Teamfahrt. Pic by Luke Wolfer

Worüber regst du dich beim Snowboarden besonders auf?
Mein Stuff funktioniert, Gott sei Dank, einwandfrei. Was mich nervt ist meine Rotznase, meine Schweißausbrüche und meine Käsefüße. Weitere No-Gos sind Anstehen am Lift und Polizei, die dich von deinem Rail wegjagt. Schlechtes Wetter und Verletzungen stürzen mich in das Tal der Tränen, aus dem mich nur die Sonne und die Gesundheit retten können.

Wann geht bei dir so richtig die Sonne auf?
Wenn ich sauber aus einem Trick rausfahre. Wenn ich was Neues gemacht habe. Wenn mich die Muse küsst. Wenn ich vom gemeinsamen Musik machen oder hören Gänsehaut bekomme. Wenn die Party kocht. Wenn ich spüre wie das Leben durch meine Adern strömt. Wenn ich diese einzigartigen Momente mit einem zauberhaften Mädchen erlebe. Wenn die Sonne aufgeht.


Switch Frontside Boardslide. Gap Camp. Pic by Beatrice Stephan.

Träumst du nachts öfter vom Snowboarden oder von Sex?
In Träumen verarbeitet man ja oft, was man so erlebt hat. Zu Zeit speisen sich meine Snowboard- und Sex-Träume aus Erinnerungen. Von was ich öfter träume, kann ich nicht wirklich sagen. Mal so, mal so, mal beides zusammen. Es wird aber langsam Zeit, dass neue Erinnerungen dieser besonderen Art dazu kommen.

Erzähl uns deine Version der Titus Weihnachtsfeier 2002.
Viele Freunde und nette Menschen, leckeres Essen, und eine nicht enden wollende Ansammlung alkoholischer Getränke vor meiner Nase. Ich habe versucht die unzähligen Schnäpse und Cocktails leer zu trinken aber durch wundersame Weise wurden es einfach nicht weniger. Irgendwann hat dann die hübsche Bedienung gesagt, dass ich aufpassen soll, dass ich nicht in die gute Stube kotze. Das "nicht" habe ich wohl nicht mehr richtig mitbekommen und habe ihr daraufhin einen schönen See mit Fischchen vor die Füße gesetzt. Aus Scham muss ich dann wohl ohnmächtig geworden sein. So was Schlimmes ist mir zum Glück seither nicht mehr passiert.

Wenn du dir 3 Bandnamen tätowieren lassen müsstest: welche und wohin?
Ich möchte mich schon seit Jahren tätowieren lasen aber bisher habe ich noch kein Motive o.ä. gefunden, was es mir wirklich wert wäre. Ein Bandname wäre aber wohl das Letzte.


Frontside Boardslide am Jander Rail. Pic by Sönke Wegner.

Erzähl von dem schrägsten Typen/Tusse den du je kennen gelernt hast.
Oh man, das waren schon einige. Da war der Musiklehrer, der mich verprügelt hat oder der Typ der sich Sonntagmorgens 5 Meter vor meine Augen von der Stadtbahnbrücke am HBF Freiburg in den Tod stürtzte. Schräge Typen und Tussen habe ich auch 1997 auf der Loveparade getroffen. Oder die Lady, die mich mit 16, total zugedröhnt von den Drogen auf ner Party mit ihren Auto von Kollnau nach Buchholz fahren lies, obwohl uns auf dem Hinweg schon die Polizei entgegen gekommen war.

Wesentlich positiver bleiben mir Treffen mit Henry Rollins, Duane Peters und
im Gedächtnis.

1999 war in Notre Dame / Paris. Da bin ich zum ersten Mal Gott begegnet. Er ist reine Kraft und Liebe - definitiv der schrägste Typ den ich je kennen gelernt habe.


Frontside Boardslide on Fire to fakie. Pic by Beatrice Stephan.

Was würdest du z.Zt. tun, wenn du nie mit Brettsportarten angefangen hättest?
2001 habe ich mich (nach sechs Jahren rock´n roll) gegen meine Band und für das Snowboarden entschieden. Die Plattenfirma hatte zwei Bands in der engsten Auswahl, von denen eine der nächste große Alternative-Act in Deutschland werden sollte. Wir und die anderen. Diese "anderen" kennen wir heute unter dem Namen Emil Bulls. Hätten wir damals den Plattenvertrag bekommen, wäre ich wohl heute Rockstar. Musik lebt immer noch tief in mir, aber so wie es geworden ist, bin ich sehr glücklich.

Empfiehl uns: ein Buch zum Hirn anregen:
"Per Anhalter durch die Galaxis".

...eine CD für einen romantischen Abend:
Best of Commondores, Jackie Brown Soundtrack oder Keith Caputo Solo.

...einen Link gegen Langeweile:
www.boardmag.com und ebay


König, Joe, Alberto.

...ein Kraftfrühstück vor dem perfekten Powdertag:
Ein leckeres Müsli, O-Saft, Espresso und frisches Obst. Sex vor dem Boarden macht müde.

Möchtest du hier irgend jemandem eine bestimmte Mitteilung machen?
Ich möchte meiner Familie sagen, dass ich sie liebe.

Wer gewinnt die US-Präsidentschaftswahlen 2004 und wer 2044?
Im Kapitalismus siegt das Kapital. Bush werden wir noch einmal ertragen müssen, obwohl Amerika so eine dummen Marionette nicht verdient hat. Moore stellt zwar die richtigen Fragen, lässt sich aber zu sehr in Extreme hinein reißen.

2044 wird die Energiewirtschaft sicher wieder einen neuen Kandidat aus dem Hut zaubern. Helge Schneider dürfte sich bis dahin, genug Reife und Würde erarbeitet haben. Wenn er sich dann noch die Hälfte seines Humors und seiner Verrücktheit bewart hat, wäre er ein unterhaltsamer Präsident. America braucht einen friedliebenden Clown. Die wichtigen Entscheidungen treffen sowieso die Leute im Hintergrund.

"Gastfrage" von Flo Thate: Warum bist du so schön, Achim?
Ich bin nicht schön, ich seh nur anders aus als du.
 

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