Spring Classics - Das Warten hat ein
Ende...
Darauf hatte die europäische Snowboard -und Freeskiszene sehnsüchtig gewartet. Am 12.04 war es dann endlich soweit. Das Kaunertal eröffnete nun schon zum fünften mal die Spring Classics, in diesem Jahr mit einem noch nie dagewesenen Snowpark. Es ist der bisher größte und beste Park, den der Kaunertaler Gletscher je gesehen hat. Grund dafür ist unter anderem die professionelle Shapercrew, die sich jeden morgen dazu auf macht ein Set-up zu shapen, das seines gleichen sucht. Auch das Wetter spielte mit. Heftige Schneefälle bescherten dem Gletscher die Grundlage für so einen massiven Park. Die Schneemengen werden ausreichen, um den zur Zeit besten Park in den Alpen wie geplant bis zum 25.05.08 fahren zu können.
Grund genug für uns es mit eigenen Augen zu erleben. So machten wir uns, der Freeskier Gregor Kienzle, der Snowboarder Matthias Vogt und meine Wenigkeit, auf die Reise ins schöne Kaunertal. In aller Frühe machten wir uns auf den Weg, um pünktlich zu Liftbeginn den Parkplatz auf 2750 Metern zu erreichen. Auf dem Weg zum Gletscher hatten wir den morgendlichen Schneefall im Tal hinter uns gelassen. Jetzt standen wir bei tollstem Sonnenschein vor einem frisch geshapten Park, dessen diesjährige Dimensionen schon aus der Ferne deutlich zu erkennen waren. Vor allem die massiven Tables der zweier Kickerline und die Superpipe waren nicht zu übersehen. Unsere Vorfreude auf den Park war allein deshalb schon riesig. Die ersten beiden Abfahrten gehörten jedoch ganz allein dem frischen Powder. Durch die letzten Schneefälle konnten wir uns bei knapp einem halben Meter fresh locker einfahren, was für ein Luxus!!! Nachdem wir die ersten First Tracks an den Hängen für uns verbuchen konnten, war es nun aber endlich soweit den Park unter die Lupe zu nehmen.
Hier nun eine kurze Beschreibung des diesjährigen Frühjahrspark. Der Park besteht aus einem oberen sowie einem unteren Bereich. Diese sind nochmal jeweils in eine Proline und eine Mediumline unterteilt. Neu in diesem Jahr ist die 140 Meter lange Superpipe und die 5 Meter hohe Quarter Pipe. Die verschiedenen Lines werden durch insgesamt drei Schlepplifte bedient, die sich links und rechts vom Park aus befinden.
Ob nun Anfänger, Jibber, Pipefahrer oder Kickerspezialist, hier wird jeder Fahrer das richtige für ihn finden. Der Park besitzt verschiedene Jibbvarianten aus Boxen und Rails mit mindestens 7 Obstacles in einer Line, sowie einer kleinen zweier Kickerline mit jeweils zwei verschieden großen Absprüngen. Hinzukommt die neue Superpipe die perfekt in die bestehenden Gegebenheiten eingebettet wurde. Das Highlight jedoch stehlt zweifelsohne die riesige Zweier Kickerline dar. Mächtig thront sie unübersehbar in mitten des Parks und ist von überall gut sichtbar. Sie besteht aus zwei versetzten und unterschiedlich großen Absprüngen pro Table. Der kleinste Kicker mit einer Tablelänge von 10 Metern, der größte sogar mit einer Weite von 18 Metern. Das besonders positive an diesen Kickern ist, das sie als Roller aufgebaut sind und eine megalange und steile Landung besitzen. Das bedeutet, das Absprung und Landung auf gleicher Höhe sind und so das Verletzungsrisiko minimiert wird.
Nachdem wir uns den ganzen Park in Ruhe aus der Nähe angeschaut hatten, entschieden sich die beiden Fahrer für die Proline, bestehend aus der down oder down-flat-down-rail, dem rainbowrail und der up-box, bevor es dann zur Kickerline ging. Nachdem die Beiden jeweils den Speed gecheckt hatten, konnte es bei traumhaften Bedingungen mit dem Filmen los gehen. Und die Jungs ließen sich nicht lange bitten und kamen schnell zur Sache. So zeigten die Beiden super smoothe Combos mit den unterschiedlichsten Grabs, wie inverted fs 540 to cab 540 und fs 720 to bs 720 von Matze und 360 to 1080 und 720 to 1260 von Gregor, um nur ein paar zu nennen.
Extrem positiv war zudem die Tatsache,
das trotz perfekter Bedingungen nur sehr wenig Betrieb war. Es gab
keinerlei Wartezeiten für die Fahrer und so konnten sie run für
run ihre Tricks runter spulen. Als das Wetter dann immer weiter zuzog
und das Kicker fahren immer schwieriger wurde ging es zu den
jibblines, wo die beiden bewiesen das sie nicht nur gut auf Kickern
sind. Tricks wie diverse presses, lipslides, changes oder 180 und 270
offs an rails und boxen waren das Ergebnis.
Nachdem wir für den ersten Tag genug Tricks im Kasten hatten, gönnten wir uns zum Abschluß des Tages noch ein paar schöne Powderlines. müde aber sehr zufrieden machten wir uns auf den Weg zu den Autos um uns unser verdientes Abendessen zuzubereiten. Nach einem fürstlichen Pastageschlemme tobten wir uns noch etwas auf den kostenlosen Trampolinen aus, und legten uns früher als üblich schlafen, um Kraft für den nächsten Tag zu schöpfen.
Der nächste Tag begann wiederum sehr früh. Geweckt von den fleißigen Pistenbullyfahrern konnten wir es auch kaum aushalten wieder zurück in den Park zu kommen. Der einzige Dämpfer war der Nebel rings um uns herum. Da es aber noch relativ früh war, waren wir noch optimistisch gestimmt. Und tatsächlich, nachdem wir gegessen und uns gerichtet hatten konnte man die Sonne schon erahnen und die ersten blauen Stellen wurden kurze Zeit später auch schon sichtbar. Es bot sich uns eine traumhafte und gleichzeitig beruhigende Atmosphäre dar, weshalb wir uns unverzüglich Richtung Park aufmachten.
Nach einigen Powderfahrten zum warm werden hieß es dann wieder für uns kickershots in den Kasten zu bekommen und deshalb fackelten die Jungs auch nicht lange. Bei Sonnenschein und einem wiederum astrein geshapten Park konnten sie sogar das Niveau vom Vortag noch toppen.
Matze war der erste, der sich Richtung take-off aufmachte. Heraus kamen stylische Combos wie fs 360 to bs 540 und fs 540 to cab 540, gleich zu Beginn des Tages. Gepusht dadurch ließ sich auch Gregor mit Lines wie 360 to 540, 540 to switch 180 und switch 180 to 720 heraus. Nachdem sich beide genügend eingefahren hatten, konnte es nun richtig zur Sache gehen und das Level stieg noch einmal deutlich an. Vor allem der große untere Kicker hatte es den beiden angetan. Die Tricks: fs 540 to cab 720, fs 180 to cab 1080 sowie switch bs 540 to bs 900/ bs 1080 von Matze. Von Gregor gab es 540 to switch 720, 540 to switch 900 und 720 to 1080 zu sehen. Alle Tricks gewohnt clean und super hoch und weit.
Nach unzähligen Tricks,
Perspektiven und Einstellungen waren wir zufrieden mit dem Footage
der Tage und verließen den Park um noch etwas jibben zu gehen.
Dafür hatten wir die freie Wahl zwischen Pow und Slush. So
konnten wir oberhalb des Parks noch super Tiefschnee fahren, was für
diese Jahreszeit auch nicht selbstverständlich ist und
unterhalb, bei frühlingshaften Temperaturen die zahlreichen
Kanten und Drops springen. Vor allem das sehr hügelige und
kupierte Gelände brachte eine Vielzahl lustiger und natürlicher
Hips, Kicker sowie Wächten hervor, was zu den verschiedensten
Flipvarianten einlud. So war es überhaupt kein Problem
stundenlang die gleichen Abfahrten zu nehmen, da man immer neue
Spielereien entdecken und damit ungemein viel Spaß haben
konnte.
Und so ging der letzte Tag auch leider
wieder viel zu schnell dem Ende zu. Wir genossen noch einmal die
letzten Sonnenstrahlen und mußten uns dann aber auch schon wohl
oder übel auf den Heimweg machen. Etwas wehmütig aber auch
ziemlich ausgepowert legten wir noch einen kleinen Zwischenstop in
Feichten ein, um im Hallenbad Pläne für den nächsten
Besuch zu schmieden. Denn eines steht zweifelsohne fest. Der
Park im Kaunertal ist zurzeit der beste im ganzen Alpenraum und wir
können jedem, der noch einmal vor hat in den Schnee zu fahren,
nur raten ins Kaunertal zu fahren. Vor allem wenn die Temperaturen
noch etwas gestiegen sind, wird man dort unvergeßliche Spring
Days erleben. Außerdem kann man nach einem gelungenen Tag im
Park den Abend in einer der diversen Bars in Feichten gemütlich
ausklingen lassen oder seine Fußballkünste beim Kick mit
den Pros unter Beweis stellen. Also keine Zeit verlieren, die Sachen
packen und einen gebührenden Winterabschluß bei den Spring
Classics im Kaunertal erleben.
In dem Sinne möchte ich mich noch einmal recht herzlich für die tolle Unterstützung durch die Gletscherregion Kaunertal bedanken und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.