Produkt-Check: FTWO Real 164

  • Boardmag
  • 12.01.2008


FTWO Real 164 auf dem Prüfstand


Letzte Woche hatte ich die Möglichkeit das Real von FTWO für einige Tage genauer unter die Lupe zu nehmen. Ob das Brett sein Geld wert ist und ob der ein oder andere von euch Spaß damit haben könnte, erfahrt ihr hier...


Edel. Das war mein erster Eindruck, als ich das Real aus seinem „Pappsarg“ befreite. Das Real präsentiert sich in einem schlichten, von Weinrot dominierten Design. Zwischen den Inserts befindet sich das Real-Logo, zwischen Tail und hinterem Fuß die diesen Winter standardmäßig an allen Brettern des Herstellers silbrig glänzende „FTWO-Plakette“. Ach, was halte ich mich eigentlich so lange mit dem Design auf, schaut euch doch einfach das Bild an...


ftwo_real_red_base Also: Bindung drauf, rauf auf den Berg und wieder runter. Auf dem ersten Ziehweg hänge ich alle ab. Schuld daran ist die so genannte F8000 Nanobase, ein neuartiger Graphit-Sinterbelag, der Tonnen von Wachs aufnehmen kann und deutlich härter ist, als herkömmliche Beläge. Das macht ihn auch auf steinigen Pisten nahezu unkaputtbar. Als kleines Schmankerl legt FTWO noch ein Structurn-Finish oben drauf. Hierbei werden kleine Löcher in den Belag gefräst, die – ähnlich wie bei einem Golfball – die Reibung zwischen Schnee und Belag reduzieren sollen. Meiner Meinung nach eine der besten Innovationen im Snowboardbereich, da dem Fahrer so häufig das abschnallen und pushen auf längeren Flachstücken erspart wird und somit mehr Zeit für die steileren und interessanteren Teile der Berges bleibt.


Und genau dort fühlt sich das Real auch am wohlsten. Der Kern aus Pappel- und Abachiholz sorgt für einen mittelharten Flex und ein äußerst spritziges und reaktionsschnelles Fahrverhalten. Für die Nicht-Schreiner unter euch: der Abachibaum wächst in Afrika und ist für sein leichtes (noch leichter als Pappel) und besonders elastisches Holz bekannt. Er ist also bestens für die Herstellung von Snowboards geeignet. Ganz dicker Pluspunkt: in der Regel gehen 75% des in Europa für Abachiholz bezahlten Preises direkt nach Afrika. Eine wirklich faire Sache also. FTWO hat generell versucht Gewicht einzusparen, wo es nur geht. Das ist bei einem Brett von diesem Format auch dringend nötig. Niemand hat Lust einen Panzer spazieren zu fahren, nur weil er Schuhgröße 11,5 hat. Deshalb arbeitet FTWO mit so genannten „Slim Tips“. Das heißt, dass Nose und Tail des Reals 1-2 mm schmaler sind als bei anderen Boards. Somit wird Gewicht eingespart, ohne Fahrverhalten und Haltbarkeit negativ zu beeinflussen. Im Gegenteil: sind Nose und Tail leichter, lässt sich das Brett in der Luft schneller drehen. Dies kommt vor allem bei Spins jenseits der 360° zur Geltung.


Auch in die Luft bekommt man das Real eigentlich ganz easy. Wie gesagt ist das Brett nicht wesentlich schwerer als viele seiner kleinen Geschwister, die quadraxial verlegten V30-Carboneinlagen sorgen für ordentlich Pop und einen guten Torisionsflex, der gerade in die Gesichter der Pipefanatiker unter euch ein breites Lächeln zaubern sollte.


So, jetzt ist es langsam zeit für mein Fazit: Mit einem Preis von knapp 600 € ist eigentlich schon klar, in wessen Hände das Real gehört: Snowboarder, die sowohl beim Bretterkauf, als auch auf der Piste ziemlich genau wissen, was sie tun. Diese werden im Real einen treuen Begleiter für den ganzen Berg finden, der sie in keinem Terrain (mal abgesehen von Rails) im Stich lässt, sondern überall durch exzellente Fahreigenschaften besticht. FTWO hat es hier geschafft, die Zuverlässigkeit und Aggressivität eines high-end All-Mountain-Boards mit der Verspieltheit und dem Temperament einer Freestyle-Maschine zu verbinden. Anfänger sollten aber die Finger von diesem Brett lassen. Erstens ist es zu Teuer, zweitens sollte man doch über eher ausgereifte technische Fähigkeiten verfügen, um dieses Brett kontrolliert fahren zu können. Man setzt ja auch keinen Führerschein-Neuling ans Lenkrad eines Porsches, oder?

 

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