Barbara Off, Lucie Fuchs, Flo Hellberg und Hansi Riesch auf ihrem Roadtrip durch die Türkei, content sponsored by ARBOR Boards.
Freitagnachmittag, Anfang Januar 2007. Statt in glitzerndem Powder dahin zu gleiten und uns die Nasen in klirrend kalter Luft abzufrieren, rutschen wir von einem dreckigen Kunstschneeflecken zum nächsten und schwitzen. Die Luft riecht nach nasser Erde. Alles, was einem dazu noch einfällt, ist Frühling. Das kann doch nicht sein. Wir sind deprimiert. Um diese trostlose Situation einigermaßen erträglich zu gestalten, machen wir einen Einkehrschwung und bestellen Germknödel. Es muss doch irgendwo einen Ort in Europa geben, wo noch Schnee liegt. Leider sieht es schlecht aus: Chamonix 40cm, Andermatt nur 30cm...
Freitagabend. Nach ein paar Stunden intensiver Internetrecherche glauben wir einen Ort gefunden zu haben: die Türkei. Es gibt da ein paar kleine Skigebiete, die wir in unserer Verzweiflung unter die Lupe nehmen wollen.
Tag 1: Flug nach Istanbul
Schon am Sonntagnachmittag - 42 Stunden nach dem Germknödel - stehen wir am Flughafen in München. Mit seinem oberbayrischen Dialekt versucht Hansi Riesch von Arbor die Lufthansaangestellte davon zu überzeugen, dass wir nur 20 Euro und nicht 80 für unsere Skiausrüstung zahlen müssen. O-Ton: „Schauns amoi nach. Sie ham da so a naie Regelung. Des kostet nur 20 Euro“. Die Dame ist leicht überfordert. Normalerweise hat sie nur mit Badetouristen und Geschäftsleuten zu tun. Wintersport in der Türkei steht in der Regel nicht auf der Tagesordnung.
Nach nur zwei Stunden Flug kommen wir um 22 Uhr Ortszeit in Istanbul an. Um der Rush-Hour am nächsten Tag in der City zu entgehen, machen wir uns gleich auf den Weg Richtung Berge. Gequetscht in unser kleines Mietautochen verlassen wir das nächtliche Istanbul Richtung Kartepe. Allein schon das Autofahren ist ein wenig anders als wir es hierzulande gewöhnt sind. Regel Nummer eins: Fahr nie auf der Spur ganz rechts außen. Kollisionen mit unbeleuchteten Lkws oder Pferdewagen sind vorprogrammiert. Schon bald sind wir hundemüde. Nach einer Stunde Fahrt suchen wir ‚in the middle of nowhere’ ein Nachtlager. Das „Otel Gümürüsü“ – eher eine Arbeiterabsteige als ein Hotel – macht das Rennen. Nach Preisverhandlungen mit Händen und Füßen legen wir uns für ein paar Stunden schlafen.
Tag 2: Skigebiet Kartepe
Um Halb Sieben stehen wir schon wieder auf. Wir wollen endlich Schnee unter den Füßen haben. Für Frühstück machen wir nur kurz in einer kleinen türkischen Teestube Halt: türkischer Tee - Cay - und süßes Börek. Sehr lecker, aber ziemlich fettig. Nach nur eineinhalb Stunden sind wir endlich in unserem ersten Skigebiet: Kartepe, 100 km nordöstlich von Istanbul, auf 1300m bis 1700m. Endlich die Aussicht auf den lang ersehnten Powder!? Wir haben Glück. Drei Tage vorher hat es geschneit. Bei konstant kalten Temperaturen von -10° hat sich der Schnee konserviert. Wir bekommen also tatsächlich leichten, lockeren Powder serviert.
Der Skizirkus am Bosporus läuft ein bisschen anders ab als in den Alpen. Der „Liftboy“ verkauft seine Liftkarten sehr stilvoll in Anzug und Krawatte. Und im Sessellift wird man an jeder zweiten Stütze mit Türken-Pop voll gedröhnt.
Da der Sessellift ewig langsam ist, fahren wir mit dem Auto immer wieder die Serpentinenstraße hoch. Lucie lässt die Jungs oben raus und gondelt dann wieder ins Tal. Die Abfahrten sind nicht wirklich spektakulär. Aber das Skifahren in Kartepe ist trotzdem etwas Besonderes. Wir fahren hauptsächlich Treeruns. Wenn sich der Wald öffnet, hat man einen gigantischen Blick aufs Meer. Bergab schwingen und die Weite des Meeres vor sich haben. Ein erhebendes Gefühl.
Alles in allem ein guter erster türkischer Skitag mit ganz viel Sonnenschein, Temperaturen von -10° und gutem Schnee, so dass garantiert keine Frühlingsgefühle aufkommen.
Am Abend fahren wir weiter in das eineinhalb Stunden entfernte Bolu. Eine Studentenstadt mit super leckerem und günstigem Essen. Wir landen in einem Café, in dem die Küche mitten im Gastraum ist. Ein paar Frauen sitzen um einen heißen Stein und kochen. Es riecht fantastisch. Da wir uns weder auf türkisch noch auf englisch mit den Köchinnen verständigen können, bestellen wir kurzerhand die ganze Karte rauf und runter. Nach einem langen Skitag ist das wohl erlaubt.
Tag 3: Von Bolu ins Skigebiet Kartalkaya – Klappe die Erste
Am nächsten Morgen werden wir vom Muezzin geweckt. Beim ersten Wettercheck aus dem Fenster sind wir enttäuscht: Nebel. Aber Glück gehabt. Es handelt sich nur um Smog. In der Stadt wird hauptsächlich mit Kohle geheizt. Deswegen auch der fürchterliche Gestank. Nach einem kurzen türkischen Frühstück machen wir uns auf den Weg in das zweite Skigebiet unserer Skisafari: Kartalkaya. Wir fahren durch eine beeindruckende Landschaft. Eine Hochebene. Es ist eiskalt und die Schneekristalle glitzern wie tausend Diamanten. Die Stimmung ist sehr seltsam. Alle Dörfer auf dem Weg sind verlassen. Die Holzhäuser erinnern an Alpendörfer mit dem einzigen Unterschied, dass in der Ortsmitte ein Minarett steht.
Leider schaffen wir es erst mittags an Ort und Stelle zu sein. Wir hatten Kartenprobleme: unsere zwei Karten zeigten komplett unterschiedliche Lagen des Skigebietes an. Letztendlich rettet uns ein türkisches Sammeltaxi, das uns an die richtige Wegkreuzung bringt. Im Licht der tief stehenden Nachmittagssonne finden wir ein paar super schöne Runs durch licht stehende Bäume. Der Blick in die weite Ebene ist atemberaubend. Wir fahren, bis die Sonne untergeht.
Diesen Abend bleiben wir in einem der zwei Hotels im Skigebiet. Relaxen nach türkischer Art ist angesagt: Wasserpfeife, Cay und türkisches Dampfbad – Hamam. Müde und entspannt wie Babys fallen wir in unsere Betten.
Tag 4: Skigebiet Kartalkaya - Klappe die Zweite
Am nächsten Tag ist es dann wirklich bewölkt. Das war aber das einzige Mal. Heute checken wir den anderen Teil des zweigeteilten Skigebietes Kartalkaya aus. Wir finden ein paar gute Runs. Doch der Schnee ist recht verblasen, sodass wir stellenweise ordentlich über Steine schrubben. Steile Runs lassen sich leider an einer Hand abzählen. Zum größten Teil sind die Hänge sehr flach und nicht mit alpinen Abfahrten in den Alpen zu vergleichen. Spektakuläre Rinnen und Jumps sucht man hier vergeblich.
Heute Abend machen wir uns gleich auf
Richtung Ilgaz National Park, dem dritten Stopp unseres
Ski-Roadtrips. Wieder aufregende Autobahnfahrt und wunderbares
Abendessen bei einem Zwischenstopp: original türkisch Döner,
ordentlich scharf mit viel Knoblauch; kein deutscher Döner-Verschnitt
mit Ketchup, oder ähnlichen Scherzen.
Tag 5: Ilgaz National Park
Der Ilgaz National Park ist zwar landschaftlich wunderschön und wirklich beeindruckend. Rein fahrtechnisch gibt er aber nicht viel her. Kurz gesagt ziemlich unspektakulär. Wir beschließen deshalb eine kleine Skitour zu machen. Weg von der Piste auf der Suche nach ein paar schönen Powderruns. Und werden tatsächlich fündig. Der Schnee ist super. Richtig fetter Powder. Was will man mehr als auf Entzug gesetzte Schneesüchtige aus dem frühlingshaften Voralpenland?
Leider naht heute schon das Ende unserer Skisafari. Am Abend fahren wir zurück nach Istanbul. Ein halber Tag bleibt noch, bevor wir uns dem Anblick von Krokussen und grünen Wiesen wieder stellen müssen. Unser kleiner Mietwagen macht diesen Roadtrip schließlich wirklich zu einem kleinen Abenteuer. Die Bremsen geben langsam ihren Geist auf und funktionieren nur noch sehr eingeschränkt.
Tag 6: Istanbul
Die letzten Stunden in der Türkei machen wir einen auf Touri. Der Anblick des Sonnenaufgangs über Istanbul ist gigantisch. Die blaue Mosche und die Hagia Sofia verzaubern uns mit ihrem orientalischen Charme im Morgenlicht. Da hat es sich wirklich gelohnt, noch einmal richtig früh aufzustehen, obwohl es nicht auf den Berg geht. Später im Basar handeln wir für unsere Mitbringsel bis sich die Balken biegen. Frei nach dem Motto: immer noch einmal auf die Hälfte runterhandeln, bis der Händler weint. Dann hast du einen einigermaßen guten Preis. Nach dieser emotionalen Anstrengung gönnen wir uns ein letztes Mal lecker türkisches Essen.
Und dann ist es auch schon so weit. Am frühen Nachmittag checken wir für unseren Heimflug ein. Im Flieger sitzen wir zwischen Business Leuten und Badetouristen. Wir kommen uns, gelinde gesagt, ziemlich deplaziert vor. So findet eine intensive und erlebnisreiche Woche Skisafari in der Türkei ihr Ende.
In München regnet es in Strömen,
und wir sind froh, dass wir für ein paar Tage das Weite gesucht
haben.
Alles in Allem…
… lohnt sich ein Skitrip in die Türkei auf jeden Fall. Natürlich vorausgesetzt die Schneeverhältnisse sind gut. Man sollte sich jedoch keine falschen Hoffnungen machen. Wie schon gesagt, können die türkischen Skigebiete nicht mit alpinen Herausforderungen aufwarten. Dafür muss man nicht, wie in den Alpen, mit hundert anderen Freeridern um jeden Run kämpfen. Noch nicht zumindest. Auch preislich ist die Türkei als Skidestination nicht zu verachten: 15 bis 20 Euro für ein Liftticket und 20 Euro für eine Übernachtung. Da bleibt noch genügend Geld für Essen, Hamam und Wasserpfeife. Uns hat vor allem das kulturelle Erlebnis unseres Roadtrips in der Türkei sehr gefallen. Die Mischung aus Döner, Powder, Sesselliftfahren mit Türkenpop, Dampfbad und Abschwingen mit Blick aus Meer hat man nicht alle Tage. www.continentalsurf.de
Informationen zu den einzelnen Skigebieten
Kartepe
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Von 1300m bis 1700
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Ein Hotel vor Ort
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Zwei Hütten die fürs leibliche Wohl sorgen
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Zwei Sessellifte, ein Schlepplift
Das brandneue Skigebiet – wurde erst im Winter 2005 eröffnet – liegt auf 1300 bis 1700m, hat zwei Sessellifte und einen Schlepplift.
Kartalkaya:
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Zwischen Istanbul und Ankara (300 km östlich von Istanbul)
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Von 1800 bis 2200m
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Drei Hotels mit All Inclusive
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Im Skigebiet kleine Hütten zum Einkehren, am Wochenende mit AprésSki
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Mehrere Sessel-, und Schlepplifte
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Das Skigebiet ist in zwei Teile aufgeteilt, da vor Ort zwei Hotels sind denen jeweils ein Teil des Skigebiets gehört.
Ilgaz National Park:
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400 km östlich von Istanbul
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gute Infrastruktur
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ein Sessel-, ein Schlepplift